Herausgegeben vom CEMO Centre - Paris
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Der islamische Kalifatsstaat

Freitag 30.März.2018 - 08:37
Die Referenz
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Die Ereignisse, die seit fast sieben Jahren im arabischen Raum stattgefunden haben, ließen die "Utopie des Kalifatsstaates" wiederbeleben. Seitdem sich der Führer des IS, Abu Bakr al-Baghdadi, in der zweiten Hälfte des Jahres 2014, zum neuen islamischen Kalifats erklärte, beschränkte sich die Terrororganisation auf die Veröffentlichung der Lehre des Qurans und der Sunna. Mit dem Konsens der muslimischen Gelehrten, sollte die Legitimität der Position des Kalifen gerechtfertigt werden und damit die Pflicht ihm Treue zu schwören, beruhend ein enges Verständnis der Lehre, zu verlassen.


Der Terrororganisation war es nicht genug, sie fuhren weiter und behaupteten, dass die Position des Kalifen ein Anspruch aller Muslime sei. Dieses sollte, neben den fünf Schariazielen, nämlich (die Bewahrung der Religion, der Seele, der Nachkommen, des Geldes und der Vernunft)zum sechsten Ziel werden. Des Weiteren erklärte die Organisation, das Versäumnis des Kalifatsstaates, zu einer großen Sünde, die von Allah mit der Höllenqual bestraft wird.


Als der Prophet Muhammad -Allahs Segen und Friede auf ihm- starb, hatte er seinen Gefährten keine bestimmte Systemform, auf der das Staatsoberhaupt zu wählen war, aufgezeigt. Stattdessen überließ er es den Menschen seiner Zeit, die geeignete Systemform für sich wählen. Seither wurden etliche, trotz ihrer unterschiedlichen Religionsausrichtungen und ihrer Bemühungen, über legitime Beweise, die ihre Wahrnehmung des Kalifatsstaates begünstigen, verhöhnt.


Obgleich ihrer unterschiedlichen Religionsausrichtungen, waren sie sich alle in diesem Punkt einig, dass der Kalif die Person ist, die die Funktion des Propheten Muhammads wiedergibt. Diese Funktion beinhaltet die Verwaltung der Angelegenheiten des islamischen Staates aus zwei Hinsichten. Zum einen den zivilen Aspekt des Verwaltungsorgans des Staates, dargestellt in der Führung der Armee. Zum anderen die Entwicklung der öffentlichen Politik und der Nachfolgeeinrichtungen. Zudem regiert der Kalif über ein riesiges Reich, welcher in jedem Land einen Schutzherr „Wächter“ hat, der seine Befehle ausübt. Außerdem hat der Kalif einen Beirat „Schura“ bestehen aus Persönlichkeiten, die für ihren Rat, ihre Weisheit und Erfahrung, bekannt sind.


Die religiösen Rollen des Kalifen bestehen darin, die Lehren der islamischen Religion sowohl in Bezug auf das System der staatlichen Verwaltung als auch in Bezug auf die allgemeine Führung der Pfarrei, zu beobachten.


Der Kalif ist nach diesem Konzept der Schutzherr „Wächter“ der Muslime in der ganzen Welt, obgleich sie sich im Kalifatgebiet oder außerhalb befinden. Alle Muslime sind angehalten dem Kalif Treue zu halten, ganz gleich ob sie die Treueschwur ablegten oder dieses nicht taten. 


Da stellt sich die Frage, ob das islamische Kalifat, ein authentisches religiöses Rechtsmodell, das durch die Heilige Offenbarung geschaffen oder ein erweitertes historisches Modell, das vom menschlichen Akt erzeugt wurde, resultierend aus seinen Werten und seiner zeitlichen und räumlichen Umwelt beeinflusst, ist?




Im ganzen Quran ist das Wort Kalifat im Sinne von (Politik), das heißt die Verwaltung des Staates, nicht wiederzufinden. In keiner Textpassage im Quran ist das Wort (Kalifat) explizit erwähnt, sondern nur von den Ableitungen Gebrauch gemacht. Im Quran gibt es keinen Hinweis darauf, dass das Wort Khalifa oder Imam mit der politischen Bedeutung des Begriffs gemeint war. Die Verse in der, der Begriff vorkam, akzeptieren keine direkte Interpretation in dem Sinne, dass die fundamentalistischen Organisationen derzeit versuchen, ihm zuzustimmen. Alle Begriffe wie z.B. Khalifa, Nachkommen, Predigern, Imamen kamen in allgemeiner Form und waren nicht spezifisch bei der Definition des Staates und des zu befolgenden Regimes.

 

Das überholte Buch "Der Islam und die Grundlagen des Urteils" des ägyptischen-azhari Richters Ali Abdelrazeq (1888-1966) weist darauf hin, dass die Hadithe (Offenbarungen) des Propheten Muhammad keinen Beweis dafür liefert, dass das Kalifat ein Glaubensbekenntnis oder eine Religionsvorschrift ist. Sowie der Prophet Muhammad -Allahs Segen und Friede auf ihm- zum gehorchen des Führers aufrief, so rief auch Allah zu Erfüllung der Versprechen gegenüber Nicht-Muslime, solange sie aufrichtig in ihren Versprechen sind. Dies bedeutet nicht, dass Allah mit Polytheismus akzeptiert, auch war sein Aufruf zu Erfüllung der Versprechen gegenüber Nicht-Muslime, keine Genehmigung zum Beigesellen.


Weiter sagte er: "Die Religion schreibt uns vor, die Bedürftigen großzügig zu behandeln und die Armen zu respektieren und zu barmherzigen. Kann ein Vernünftiger behaupten, dass es uns veranlasst Arme und Bedürftige zu schaffen? Außerdem berichtete uns Allah –der Erhabene- von der Sklaverei und befahl uns, die Sklaven frei zu kaufen und sie gut zu behandeln. Ist das ein Indiz dafür, dass die Sklaverei in der Religion vorgeschrieben oder wünschenswert ist? "


Alle radikalen Organisationen, die letztlich zur Erscheinung kamen, lieferten keine Dokumentation über die Legitimität des Kalifats, sondern stützten sich hauptsächlich auf die Emotionen und die Sehnsucht vieler Muslime nach dem erfolgreichen Islamischen Kalifatsstaates, wie in den ersten zwei Jahrhunderten der islamischen Geschichte, zurückzukehren.


Zu den Indizien, die die politische Verwendung des Begriffs bestätigen, gehört, dass sich die sunnitische Szene im Islam von dem Verständnis der schiitischen Gemeinschaft unterscheidet, die hauptsächlich an die Imamat-Theorie glaubte und sie auf 12 Imame beschränkte, während die sunnitische Szene sie auf die Al-Quraishiin (die Angehörigen des Stammes vom Propheten Muhammad) beschränkte.


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