Hoffen auf Hessen
Die Devise nach dem Debakel lautet Stillhalten: In der SPD herrscht nach der Bayernwahl eine eigentümliche Ruhe. Trotz des historisch schlechten Wahlergebnisses bei einer Landtagswahl und der brodelnden Unzufriedenheit mit der Großen Koalition traut sich derzeit niemand, den Kurs von SPD-Chefin Andrea Nahlesoffen infrage zu stellen.
Auch in der Vorstandssitzung am Montag gab es laut Teilnehmern keine offene Kritik an Nahles. Die Stimmung sei nachdenklich gewesen, niemand habe mit der Parteispitze abgerechnet.
Der Hintergrund ist klar: Am 28. Oktober wird in Hessen ein neuer Landtag gewählt. Und trotz der Dauerkrise der Partei hofft die SPD auf einen Erfolg von Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel. In den Umfragen liegen die hessischen Genossen nur wenige Prozentpunkte hinter der CDU von Ministerpräsident Volker Bouffier - und rund zehn Prozentpunkte über den Werten der Bundespartei.
Niemand soll das Ergebnis gefährden - mit Diskussionen über Nahles oder einen möglichen Bruch der GroKo. So lautet der Kurs, den sowohl die Parteispitze als auch ihre Kritiker um den Juso-Chef Kevin Kühnert propagieren. Die Gründe für das Debakel bei der Bayernwahl sollen erst bei einer Vorstandsklausur Anfang November aufgearbeitet werden - eine Woche nach der Hessenwahl.