Herausgegeben vom CEMO Centre - Paris
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Der deutsche Botschafter in Ägypten in einem Interview mit Albawabhnews

Montag 07.November.2022 - 10:05
Die Referenz
Abuelhussein Ghanoum - khaled Ali
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Der deutsche Botschafter in Ägypten in einem Interview mit Albawabhnews: Der Klimagipfel  kommt in einer kritischen Zeit…Deutschland und Ägypten arbeiten zusammen an der Lokalisierung grüner Wasserstofftechnologien…Berlin vertraut dem ägyptischen Investitionsklima.

Starke Beziehungen verbinden Ägypten und Deutschland, insbesondere nachdem Präsident Abdelfattah Al-Sissi die Verantwortung in Ägypten übernommen hat. Diese Entwicklung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern ist ein direktes Ergebnis der intensiven Dialoge und Treffen zwischen Präsident Al-Sissi und der ehemaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in den letzten Jahren. Ägypten gilt zudem als Deutschlands drittgrößter Handelspartner im Nahen Osten.

Ägypten gehört für die deutsche Regierung zu den priorisierten Ländern, wenn es um Investitionsgarantien geht. So gehört Ägypten zu den 10 Ländern, die am meisten deutsche Investitionsgarantien erhalten haben. Das Volumen der für Ägypten gewährten deutschen Investitionsgarantien liegt derzeit bei 18 Garantien in Höhe von 1,4 Milliarden Euro. Dies spiegelt das Vertrauen der Bundesregierung in das ägyptische Investitionsklima wider.

Kürzlich wurden gemeinsame Vorhaben zwischen Ägypten und Deutschland angekündigt, die den Ausbau des Wissensaustauschs und des technologischen Knowhows sowie die Nutzung deutscher Technologie bei der Implementierung und Lokalisierung neuer Technologien für neue Projekte in Ägypten vorsehen. Dabei stehen neue Technologien im Bereich grüner Wasserstoff, die Durchführung konkreter Projekte zur Herstellung, Verarbeitung, Nutzung und Transport von grünem Wasserstoff im Fokus.

Albawabh interviewte den deutschen Botschafter in Kairo, Frank Hartmann, zum Auftakt des Klimagipfels „COP27“ in Sharm El-Sheikh.

 


Der deutsche Botschafter

Wie wichtig ist der Klimagipfel „COP27“ in der heutigen Zeit?

„COP27“  findet in einem kritischen Zeitpunkt statt, da die Auswirkungen des Klimawandels weltweit sichtbar werden – von Überschwemmungen und Dürren bis hin zum Verlust ganzer Ökosysteme und fruchtbarer Böden. Um diese dramatischen Auswirkungen zu begrenzen und die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu reduzieren, brauchen wir sofortiges gemeinsames Handeln auf globaler Ebene.

Deutschland setzt sich dafür ein, seinen Beitrag zu leisten und dafür zu sorgen, dass die Industrieländer ihrer Verantwortung gerecht werden. Das bedeutet, endlich das 100-Milliarden-Dollar-Klimafinanzierungsziel zu erreichen und die Gruppenfinanzierung gegenüber dem Niveau von 2019 zu verdoppeln. Trotzdem kann das Geld allein die Lösung nicht bringen. Daher muss die internationale Gemeinschaft konkrete Schritte in Richtung einer globalen grünen Wende unternehmen. Notwendig sind auch entscheidende nationale Aktionspläne sowie ein enger Austausch zwischen Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaftsakteuren und Wissenschaftlern.

Wie wirken sich globale Konflikte wie der Krieg in der Ukraine und die Ernährungskrise auf den internationalen Klimaschutz aus?

Der Umgang mit dem Klimawandel ist an sich schon eine gewaltige Aufgabe, die angesichts der russischen Aggression gegen die Ukraine noch schwerer wurde. Der Russlandkrieg hat die Beziehungen zerrüttet, internationales Recht verletzt und globale Lieferketten zerstört. Dieser Krieg wird mit abstoßenden Mitteln und an verschiedenen Fronten geführt. Moskau setzt Nahrung und Energie als Waffe ein und zielt nicht nur auf die Ukraine, sondern auf schwache Länder und Menschen auf der ganzen Welt, einschließlich hier in Ägypten. Die jüngste russische Entscheidung, den Seegetreide-Deal auszusetzen, war schließlich nur eine weitere Eskalation im russischen, inakzeptablen Machtspiel.

Glücklicherweise hat Russland schließlich zugestimmt, das Abkommen weiterzuführen, doch sollten die Lebensmittellieferungen die ukrainischen Häfen nicht verlassen können, werden wir in eine humanitäre Krise enden, da Programme wie das Welternährungsprogramm stark auf ukrainischen Getreide angewiesen sind. Deutschland steht solidarisch mit der Ukraine und mit Menschen weltweit, die unter den Folgen des russischen Militäreinsatzes leiden. Wir haben kürzlich unseren Beitrag zum Welternährungsprogramm in Ägypten auf 110 Millionen Euro erhöht, um die Ägypter bei der Sicherung ihrer Grundnahrungsmittel zu unterstützen.

Diese Beispiele zeigen, wie die Bewältigung dieser Krise es schwierig macht, die internationalen Ressourcen zu mobilisieren, die wir im Kampf gegen den Klimawandel dringend benötigen. Andererseits kann dieser globale Schock auch einen Weckruf für die Länder sein, da es einen direkten Zusammenhang zwischen Ernährungssicherheit, Energie und Nachhaltigkeitsfragen gibt, die gelöst werden müssen, um eine stabile und tragfähige Zukunft für uns alle zu sichern.

Der Krieg in der Ukraine und die Gas-Krise. Was wird Deutschland im bevorstehenden Winter unternehmen? Wie sieht die Zukunft der Europäischen Union nach diesem Krieg aus?

Vor dem russischen Krieg gegen die Ukraine stammten etwa 55 % des in Deutschland verbrauchten Gases aus Russland. Infolge dieser Situation war Deutschland stark von Moskaus Manipulation von Kohle, Gas und Öl betroffen. Wir mussten die Schwäche wegen der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen erkennen.

Als Reaktion auf diese Situation haben wir schnelle Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen der Krise zu mildern und uns auf den Winter vorzubereiten: Wir haben intensiv an der Diversifizierung der Gasversorgung gearbeitet und unseren Gasverbrauch beispielsweise im August deutlich um rund 30 % gesenkt. Jedoch bleibt die einzige wirkliche  und effektivste Lösung für diese Krise eine rasche Energiewende.

Die Energieversorgungssicherheit und ambitionierter Klimaschutz laufen für die Bundesregierung parallel. Deutschland hat in diesem Jahr das größte energiepolitische Gesetzespaket seit Jahrhunderten auf den Weg gebracht und soll bis 2030 mindestens 80 % seines Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugen.

Diese Schritte zeigen, dass wir trotz Russlands Angriffskrieg und seinen verheerenden Folgen keine Abstriche bei unseren Klimazielen machen. Im Gegenteil, wir treiben die Energiewende offensiver voran und steigen schneller aus fossilen Brennstoffen aus. Das macht Deutschland nicht im Alleingang, denn die EU steht fest geschlossen in dieser Krise. Der Gas-Sparplan der EU sieht eine Verbrauchssenkung um 15 % in ganz Europa vor und mit dem „Fit for 55“-Paket beginnen wir mit dem Umbau der europäischen Wirtschaft, um bis zum Jahr 2050 die Klimaneutralität zu erreichen.

 

 

Der deutsche Botschafter

Wie wichtig ist der Klimagipfel „COP27“ in der heutigen Zeit?

„COP27“  findet in einem kritischen Zeitpunkt statt, da die Auswirkungen des Klimawandels weltweit sichtbar werden – von Überschwemmungen und Dürren bis hin zum Verlust ganzer Ökosysteme und fruchtbarer Böden. Um diese dramatischen Auswirkungen zu begrenzen und die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu reduzieren, brauchen wir sofortiges gemeinsames Handeln auf globaler Ebene.

Deutschland setzt sich dafür ein, seinen Beitrag zu leisten und dafür zu sorgen, dass die Industrieländer ihrer Verantwortung gerecht werden. Das bedeutet, endlich das 100-Milliarden-Dollar-Klimafinanzierungsziel zu erreichen und die Gruppenfinanzierung gegenüber dem Niveau von 2019 zu verdoppeln. Trotzdem kann das Geld allein die Lösung nicht bringen. Daher muss die internationale Gemeinschaft konkrete Schritte in Richtung einer globalen grünen Wende unternehmen. Notwendig sind auch entscheidende nationale Aktionspläne sowie ein enger Austausch zwischen Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaftsakteuren und Wissenschaftlern.

Wie wirken sich globale Konflikte wie der Krieg in der Ukraine und die Ernährungskrise auf den internationalen Klimaschutz aus?

Der Umgang mit dem Klimawandel ist an sich schon eine gewaltige Aufgabe, die angesichts der russischen Aggression gegen die Ukraine noch schwerer wurde. Der Russlandkrieg hat die Beziehungen zerrüttet, internationales Recht verletzt und globale Lieferketten zerstört. Dieser Krieg wird mit abstoßenden Mitteln und an verschiedenen Fronten geführt. Moskau setzt Nahrung und Energie als Waffe ein und zielt nicht nur auf die Ukraine, sondern auf schwache Länder und Menschen auf der ganzen Welt, einschließlich hier in Ägypten. Die jüngste russische Entscheidung, den Seegetreide-Deal auszusetzen, war schließlich nur eine weitere Eskalation im russischen, inakzeptablen Machtspiel.

Glücklicherweise hat Russland schließlich zugestimmt, das Abkommen weiterzuführen, doch sollten die Lebensmittellieferungen die ukrainischen Häfen nicht verlassen können, werden wir in eine humanitäre Krise enden, da Programme wie das Welternährungsprogramm stark auf ukrainischen Getreide angewiesen sind. Deutschland steht solidarisch mit der Ukraine und mit Menschen weltweit, die unter den Folgen des russischen Militäreinsatzes leiden. Wir haben kürzlich unseren Beitrag zum Welternährungsprogramm in Ägypten auf 110 Millionen Euro erhöht, um die Ägypter bei der Sicherung ihrer Grundnahrungsmittel zu unterstützen.

Diese Beispiele zeigen, wie die Bewältigung dieser Krise es schwierig macht, die internationalen Ressourcen zu mobilisieren, die wir im Kampf gegen den Klimawandel dringend benötigen. Andererseits kann dieser globale Schock auch einen Weckruf für die Länder sein, da es einen direkten Zusammenhang zwischen Ernährungssicherheit, Energie und Nachhaltigkeitsfragen gibt, die gelöst werden müssen, um eine stabile und tragfähige Zukunft für uns alle zu sichern.

Der Krieg in der Ukraine und die Gas-Krise. Was wird Deutschland im bevorstehenden Winter unternehmen? Wie sieht die Zukunft der Europäischen Union nach diesem Krieg aus?

Vor dem russischen Krieg gegen die Ukraine stammten etwa 55 % des in Deutschland verbrauchten Gases aus Russland. Infolge dieser Situation war Deutschland stark von Moskaus Manipulation von Kohle, Gas und Öl betroffen. Wir mussten die Schwäche wegen der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen erkennen.

Als Reaktion auf diese Situation haben wir schnelle Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen der Krise zu mildern und uns auf den Winter vorzubereiten: Wir haben intensiv an der Diversifizierung der Gasversorgung gearbeitet und unseren Gasverbrauch beispielsweise im August deutlich um rund 30 % gesenkt. Jedoch bleibt die einzige wirkliche  und effektivste Lösung für diese Krise eine rasche Energiewende.

Die Energieversorgungssicherheit und ambitionierter Klimaschutz laufen für die Bundesregierung parallel. Deutschland hat in diesem Jahr das größte energiepolitische Gesetzespaket seit Jahrhunderten auf den Weg gebracht und soll bis 2030 mindestens 80 % seines Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugen.

Diese Schritte zeigen, dass wir trotz Russlands Angriffskrieg und seinen verheerenden Folgen keine Abstriche bei unseren Klimazielen machen. Im Gegenteil, wir treiben die Energiewende offensiver voran und steigen schneller aus fossilen Brennstoffen aus. Das macht Deutschland nicht im Alleingang, denn die EU steht fest geschlossen in dieser Krise. Der Gas-Sparplan der EU sieht eine Verbrauchssenkung um 15 % in ganz Europa vor und mit dem „Fit for 55“-Paket beginnen wir mit dem Umbau der europäischen Wirtschaft, um bis zum Jahr 2050 die Klimaneutralität zu erreichen.

 

 

 


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