Der deutsche Botschafter in Ägypten in einem Interview mit Albawabhnews
Der deutsche Botschafter in Ägypten in einem
Interview mit Albawabhnews: Der Klimagipfel kommt in einer
kritischen Zeit…Deutschland und Ägypten arbeiten zusammen an der Lokalisierung grüner
Wasserstofftechnologien…Berlin vertraut dem ägyptischen
Investitionsklima.
Starke Beziehungen verbinden Ägypten und Deutschland,
insbesondere nachdem Präsident Abdelfattah Al-Sissi die Verantwortung in
Ägypten übernommen hat. Diese Entwicklung der Beziehungen zwischen den beiden
Ländern ist ein direktes Ergebnis der intensiven Dialoge und Treffen zwischen
Präsident Al-Sissi und der ehemaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel
in den letzten Jahren. Ägypten gilt zudem als Deutschlands drittgrößter
Handelspartner im Nahen Osten.
Ägypten gehört für die deutsche Regierung zu den
priorisierten Ländern, wenn es um Investitionsgarantien geht. So gehört Ägypten
zu den 10 Ländern, die am meisten deutsche Investitionsgarantien erhalten
haben. Das Volumen der für Ägypten gewährten deutschen Investitionsgarantien
liegt derzeit bei 18 Garantien in Höhe von 1,4 Milliarden Euro. Dies spiegelt
das Vertrauen der Bundesregierung in das ägyptische Investitionsklima wider.
Kürzlich wurden gemeinsame Vorhaben zwischen Ägypten und
Deutschland angekündigt, die den Ausbau des Wissensaustauschs und des
technologischen Knowhows sowie die Nutzung deutscher Technologie bei der
Implementierung und Lokalisierung neuer Technologien für neue Projekte in
Ägypten vorsehen. Dabei stehen neue Technologien im Bereich grüner Wasserstoff,
die Durchführung konkreter Projekte zur Herstellung, Verarbeitung, Nutzung und
Transport von grünem Wasserstoff im Fokus.
Albawabh interviewte den deutschen
Botschafter in Kairo, Frank Hartmann, zum Auftakt des Klimagipfels „COP27“ in
Sharm El-Sheikh.
Wie wichtig ist der Klimagipfel „COP27“ in der heutigen Zeit?
„COP27“ findet in einem kritischen Zeitpunkt statt,
da die Auswirkungen des Klimawandels weltweit sichtbar werden – von
Überschwemmungen und Dürren bis hin zum Verlust ganzer Ökosysteme und
fruchtbarer Böden. Um diese dramatischen Auswirkungen zu begrenzen und die
Erderwärmung auf 1,5 Grad zu reduzieren, brauchen wir sofortiges gemeinsames
Handeln auf globaler Ebene.
Deutschland setzt sich dafür ein, seinen Beitrag zu
leisten und dafür zu sorgen, dass die Industrieländer ihrer Verantwortung
gerecht werden. Das bedeutet, endlich das
100-Milliarden-Dollar-Klimafinanzierungsziel zu erreichen und die
Gruppenfinanzierung gegenüber dem Niveau von 2019 zu verdoppeln. Trotzdem kann
das Geld allein die Lösung nicht bringen. Daher muss die internationale
Gemeinschaft konkrete Schritte in Richtung einer globalen grünen Wende
unternehmen. Notwendig sind auch entscheidende nationale Aktionspläne sowie ein
enger Austausch zwischen Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaftsakteuren und
Wissenschaftlern.
Wie wirken sich globale Konflikte wie der Krieg in der Ukraine und
die Ernährungskrise auf den internationalen Klimaschutz aus?
Der Umgang mit dem Klimawandel ist an sich schon eine
gewaltige Aufgabe, die angesichts der russischen Aggression gegen die Ukraine
noch schwerer wurde. Der Russlandkrieg hat die Beziehungen zerrüttet,
internationales Recht verletzt und globale Lieferketten zerstört. Dieser Krieg
wird mit abstoßenden Mitteln und an verschiedenen Fronten geführt. Moskau setzt
Nahrung und Energie als Waffe ein und zielt nicht nur auf die Ukraine, sondern
auf schwache Länder und Menschen auf der ganzen Welt, einschließlich hier in
Ägypten. Die jüngste russische Entscheidung, den Seegetreide-Deal auszusetzen,
war schließlich nur eine weitere Eskalation im russischen, inakzeptablen
Machtspiel.
Glücklicherweise hat Russland schließlich zugestimmt, das
Abkommen weiterzuführen, doch sollten die Lebensmittellieferungen die
ukrainischen Häfen nicht verlassen können, werden wir in eine humanitäre Krise
enden, da Programme wie das Welternährungsprogramm stark auf ukrainischen
Getreide angewiesen sind. Deutschland steht solidarisch mit der Ukraine und mit
Menschen weltweit, die unter den Folgen des russischen Militäreinsatzes leiden.
Wir haben kürzlich unseren Beitrag zum Welternährungsprogramm in Ägypten auf
110 Millionen Euro erhöht, um die Ägypter bei der Sicherung ihrer
Grundnahrungsmittel zu unterstützen.
Diese Beispiele zeigen, wie die Bewältigung dieser Krise
es schwierig macht, die internationalen Ressourcen zu mobilisieren, die wir im
Kampf gegen den Klimawandel dringend benötigen. Andererseits kann dieser
globale Schock auch einen Weckruf für die Länder sein, da es einen direkten
Zusammenhang zwischen Ernährungssicherheit, Energie und Nachhaltigkeitsfragen
gibt, die gelöst werden müssen, um eine stabile und tragfähige Zukunft für uns
alle zu sichern.
Der Krieg in der Ukraine und die Gas-Krise. Was wird Deutschland im
bevorstehenden Winter unternehmen? Wie sieht die Zukunft der Europäischen Union
nach diesem Krieg aus?
Vor dem russischen Krieg gegen die Ukraine stammten etwa 55 % des
in Deutschland verbrauchten Gases aus Russland. Infolge dieser Situation war
Deutschland stark von Moskaus Manipulation von Kohle, Gas und Öl betroffen. Wir
mussten die Schwäche wegen der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen erkennen.
Als Reaktion auf diese Situation haben wir schnelle
Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen der Krise zu mildern und uns auf den
Winter vorzubereiten: Wir haben intensiv an der Diversifizierung der
Gasversorgung gearbeitet und unseren Gasverbrauch beispielsweise im August
deutlich um rund 30 % gesenkt. Jedoch bleibt die einzige wirkliche und
effektivste Lösung für diese Krise eine rasche Energiewende.
Die Energieversorgungssicherheit und ambitionierter Klimaschutz
laufen für die Bundesregierung parallel. Deutschland hat in diesem Jahr das
größte energiepolitische Gesetzespaket seit Jahrhunderten auf den Weg gebracht
und soll bis 2030 mindestens 80 % seines Stroms aus erneuerbaren Energien
erzeugen.
Diese Schritte zeigen, dass wir trotz Russlands
Angriffskrieg und seinen verheerenden Folgen keine Abstriche bei unseren
Klimazielen machen. Im Gegenteil, wir treiben die Energiewende offensiver voran
und steigen schneller aus fossilen Brennstoffen aus. Das macht Deutschland
nicht im Alleingang, denn die EU steht fest geschlossen in dieser Krise. Der
Gas-Sparplan der EU sieht eine Verbrauchssenkung um 15 % in ganz Europa vor und
mit dem „Fit for 55“-Paket beginnen wir mit dem Umbau der europäischen
Wirtschaft, um bis zum Jahr 2050 die Klimaneutralität zu erreichen.
Wie wichtig ist der Klimagipfel „COP27“ in der heutigen Zeit?
„COP27“ findet in einem kritischen Zeitpunkt statt,
da die Auswirkungen des Klimawandels weltweit sichtbar werden – von
Überschwemmungen und Dürren bis hin zum Verlust ganzer Ökosysteme und
fruchtbarer Böden. Um diese dramatischen Auswirkungen zu begrenzen und die
Erderwärmung auf 1,5 Grad zu reduzieren, brauchen wir sofortiges gemeinsames
Handeln auf globaler Ebene.
Deutschland setzt sich dafür ein, seinen Beitrag zu
leisten und dafür zu sorgen, dass die Industrieländer ihrer Verantwortung
gerecht werden. Das bedeutet, endlich das
100-Milliarden-Dollar-Klimafinanzierungsziel zu erreichen und die
Gruppenfinanzierung gegenüber dem Niveau von 2019 zu verdoppeln. Trotzdem kann
das Geld allein die Lösung nicht bringen. Daher muss die internationale
Gemeinschaft konkrete Schritte in Richtung einer globalen grünen Wende
unternehmen. Notwendig sind auch entscheidende nationale Aktionspläne sowie ein
enger Austausch zwischen Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaftsakteuren und
Wissenschaftlern.
Wie wirken sich globale Konflikte wie der Krieg in der Ukraine und
die Ernährungskrise auf den internationalen Klimaschutz aus?
Der Umgang mit dem Klimawandel ist an sich schon eine
gewaltige Aufgabe, die angesichts der russischen Aggression gegen die Ukraine
noch schwerer wurde. Der Russlandkrieg hat die Beziehungen zerrüttet,
internationales Recht verletzt und globale Lieferketten zerstört. Dieser Krieg
wird mit abstoßenden Mitteln und an verschiedenen Fronten geführt. Moskau setzt
Nahrung und Energie als Waffe ein und zielt nicht nur auf die Ukraine, sondern
auf schwache Länder und Menschen auf der ganzen Welt, einschließlich hier in
Ägypten. Die jüngste russische Entscheidung, den Seegetreide-Deal auszusetzen,
war schließlich nur eine weitere Eskalation im russischen, inakzeptablen Machtspiel.
Glücklicherweise hat Russland schließlich zugestimmt, das
Abkommen weiterzuführen, doch sollten die Lebensmittellieferungen die
ukrainischen Häfen nicht verlassen können, werden wir in eine humanitäre Krise
enden, da Programme wie das Welternährungsprogramm stark auf ukrainischen
Getreide angewiesen sind. Deutschland steht solidarisch mit der Ukraine und mit
Menschen weltweit, die unter den Folgen des russischen Militäreinsatzes leiden.
Wir haben kürzlich unseren Beitrag zum Welternährungsprogramm in Ägypten auf
110 Millionen Euro erhöht, um die Ägypter bei der Sicherung ihrer
Grundnahrungsmittel zu unterstützen.
Diese Beispiele zeigen, wie die Bewältigung dieser Krise
es schwierig macht, die internationalen Ressourcen zu mobilisieren, die wir im
Kampf gegen den Klimawandel dringend benötigen. Andererseits kann dieser
globale Schock auch einen Weckruf für die Länder sein, da es einen direkten
Zusammenhang zwischen Ernährungssicherheit, Energie und Nachhaltigkeitsfragen
gibt, die gelöst werden müssen, um eine stabile und tragfähige Zukunft für uns
alle zu sichern.
Der Krieg in der Ukraine und die Gas-Krise. Was wird Deutschland im
bevorstehenden Winter unternehmen? Wie sieht die Zukunft der Europäischen Union
nach diesem Krieg aus?
Vor dem russischen Krieg gegen die Ukraine stammten etwa 55 % des
in Deutschland verbrauchten Gases aus Russland. Infolge dieser Situation war
Deutschland stark von Moskaus Manipulation von Kohle, Gas und Öl betroffen. Wir
mussten die Schwäche wegen der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen erkennen.
Als Reaktion auf diese Situation haben wir schnelle
Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen der Krise zu mildern und uns auf den
Winter vorzubereiten: Wir haben intensiv an der Diversifizierung der
Gasversorgung gearbeitet und unseren Gasverbrauch beispielsweise im August
deutlich um rund 30 % gesenkt. Jedoch bleibt die einzige wirkliche und
effektivste Lösung für diese Krise eine rasche Energiewende.
Die Energieversorgungssicherheit und ambitionierter Klimaschutz
laufen für die Bundesregierung parallel. Deutschland hat in diesem Jahr das
größte energiepolitische Gesetzespaket seit Jahrhunderten auf den Weg gebracht
und soll bis 2030 mindestens 80 % seines Stroms aus erneuerbaren Energien
erzeugen.
Diese Schritte zeigen, dass wir trotz Russlands
Angriffskrieg und seinen verheerenden Folgen keine Abstriche bei unseren
Klimazielen machen. Im Gegenteil, wir treiben die Energiewende offensiver voran
und steigen schneller aus fossilen Brennstoffen aus. Das macht Deutschland
nicht im Alleingang, denn die EU steht fest geschlossen in dieser Krise. Der
Gas-Sparplan der EU sieht eine Verbrauchssenkung um 15 % in ganz Europa vor und
mit dem „Fit for 55“-Paket beginnen wir mit dem Umbau der europäischen
Wirtschaft, um bis zum Jahr 2050 die Klimaneutralität zu erreichen.