Klimakonferenz in Ägypten : Menschheit steuert auf Abgrund zu
Sonntag 06.November.2022 - 09:31
Ägypten will sich zu einer der weltweit führenden Exportnationen für grüne Energien aufschwingen. Ägypten ist auf dem Weg, ein Wasserstoff-Powerhouse zu werden , heißt es in einem Report des norwegischen Analysehauses für Rohstoffe, Rystad Energy.
Die Vorzeichen für die Weltklimakonferenz im Ägypten Scharm el-Sheich stehen nicht gut. Hitzewellen, Dürren und Überflutungen als Folgen des Klimawandels bedrohen schon heute die Lebensgrundlage vieler Millionen Menschen. Gleichzeitig schaffen der russische krieg gegen die Ukraine und die dadurch ausgelösten Energiekrise massive geopolitische Spannungen.
Die bisherigen Zusagen der Staaten in Sachen Klimaschutz bleiben weit hinter dem zurück, was nötig wäre, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Auf dieses Ziel hat sich die Weltgemeinschaft geeinigt. Doch aktuell nimmt sie eher Kurs auf eine Erwärmung von 2,5 Grad. Das zeigen Zahlen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock:
Die Menschheit steuert auf einen Abgrund zu , Mit verheerenden Auswirkungen auf dem einzigen Planeten, den wir haben. 1,5 Grad gelten als oberes Limit, um Folgen des Klimawandels abzuwenden, die als nicht mehr beherrschbar angesehen werden. Doch schon heute nehmen die klimawandelbedingten Schäden weltweit zu. Es kommt also auf jedes Zehntelgrad an.
Der Frust unter Entwicklungsländern wächst. Sie fordern seit Jahren, dass die Industriestaaten sie stärker finanziell unterstützen. Jahrelang wurden von den reichen Industriestaaten, allen voran den USA und Europa, Fortschritte bei diesen Fragen blockiert. Nun ist Bewegung in die Sache gekommen.
Wir müssten anerkennen, dass es bereits heute erhebliche Klimaschäden gebe, gerade in den ärmsten Ländern, sagte die deutsche Entwicklungsministerin Svenja Schulze am Sonntag. Diese Länder verlangen zu Recht Solidarität, und darauf haben die Industrieländer in den vergangenen Jahren keine angemessene Antwort gehabt.
Dabei wurde viel Vertrauen verspielt. Industrieländer hatten sich im Jahr 2010 verpflichtet, bis 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar für die Bewältigung der Klimakrise in ärmeren Ländern bereitzustellen. Der Betrag ist im Vergleich zu den heutigen Anforderungen ein Tropfen im Ozean. Erreicht wurde er dennoch nicht. Laut einem Berichte , der Ende Oktober von Deutschland und Kanada zusammengestellt wurde, lag die Summe der kollektiven Klimafinanzierung im Jahr 2020 bei 83,3 Milliarden Dollar.
Seit Jahren weisen Entwicklungsländer und kleine Inselstaaten jedoch darauf hin, dass sie die Auswirkungen der Erderhitzung schon jetzt deutlich und stärker als die reichen Industriestaaten zu spüren bekommen. Sie fordern daher zusätzliche Finanzhilfen der Industriestaaten in diesem Bereich. In den fast 30-jährigen Klimaverhandlungen wurde aber noch kein Finanzierungsmechanismus dafür beschlossen.
Umwelt- und Entwicklungsorganisationen verweisen bei dem Thema, das unter dem Schlagwort Loss and Damage diskutiert wird, auf das Verursacherprinzip: Obwohl die Industriestaaten die Hauptschuld an der Erderhitzung trügen, hätten die ärmeren Länder am schwersten unter den Folgen zu leiden. Die Schäden betragen bereits Dutzende Milliarden Euro.
Da sie eine Verpflichtung zu unendlich hohen Reparationszahlungen fürchten, haben die Industriestaaten, insbesondere die USA die Verhandlungen über Finanzhilfen für klimabedingte Schäden und Verluste in den vergangenen Jahren blockiert.
Knackpunkte in Cop27 :
Auf der jüngsten Weltklimakonferenz in Glasgow haben viele Länder zukunftsweisende Klimaziele versprochen, und die lügen keineswegs, wie sich nun zeigt. Leider ist der Plan nicht aufgegangen , sagte Niclas Hohn vom New Climate Institute in Köln, der in Sharm el-Sheikh anwesend sein wird ,im letzten Jahr ist nichts passiert.
Staaten haben wiederholt ihre eigenen Fristen verletzt. Ursprünglich sollte jedes teilnehmende Land bis 2020 ehrgeizigere Klimaziele vorlegen. Aufgrund der Corona-Krise gab es eine Verzögerung bis 2021, aber bis dahin reichten nur 23 Staaten von rund 200 neuen Plänen ein.
Ägypten, das Gastgeberland der Weltklimakonferenz, hat angekündigt, das Treffen zu einer Executive , Konferenz machen zu wollen nun soll deutlich werden, wie die Emissionen weltweit gesenkt werden können.
Auch Geld ist reichlich vorhanden: Bereits 2009 verpflichteten sich die Industrienationen, ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar aufzubringen, um arme Länder bei Klimaschutz und Anpassung zu unterstützen. Doch bisher war die Summe immer geringer, 100 Milliarden werden voraussichtlich erst 2023 erreicht. Nach Berechnungen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) liegen die internationalen Hilfszahlungen an den globalen Süden bisher bei fünf bis zehn mal weniger als das, was die Länder tatsächlich brauchen.
Eines der heikelsten Themen, das nicht einmal durch die 100 Milliarden Versprechung abgedeckt ist , die Länder des globalen Südens wollen nicht nur Geld für Schutz und Anpassung an das Klima, sondern auch die Schäden und Verluste, die bereits durch die Folgen des Klimawandels entstanden sind. Nach Schätzungen der Weltbank haben die verheerenden Überschwemmungen in Pakistan allein in diesem Jahr Schäden in Höhe von 40 Milliarden US-Dollar verursacht. Unter anderem Pakistan, das derzeit der Hauptverhandlungsgruppe der Gruppe der 77 vorsitzt, will Druck auf Ägypten ausüben, um in diesem Bereich spürbare Fortschritte zu erzielen.
Als Teil der Europäischen Union hat sich Deutschland im Pariser Klimaabkommen verpflichtet,die Erderwärmung auf weniger als zwei Grad, möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen , bis 2045 soll die Bundesrepublik treibhausgasneutral sein,bis 2030 sollen die Emissionen in Deutschland um 65 Prozent niedriger sein als 1990.
Doch kurz vor Beginn der Konferenz stellte der Sachverständigenrat für Klimafragen der Bundesregierung auf diesem Weg schlechte Noten aus: Im Moment sieht es nicht danach aus, dass wir die Ziele erreichen können“, sagte die stellvertretende Vorsitzende Brigitte Knopf. Im Vergleich zu den letzten 10 Jahren sollen sich die jährlichen Einsparungen verdoppeln, sagen Experten. Im Industriebereich ist es erforderlich, die durchschnittliche Reduzierung um das 10 fache pro Jahr zu erhöhen, im Transportwesen um das 14fache.