Herausgegeben vom CEMO Centre - Paris
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Steinmeier : Wir sind ein Land mit Migrationshintergrund

Freitag 10.September.2021 - 03:37
Die Referenz
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Bei einer Veranstaltung zum 60. Jahrestag des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens erklärte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Deutschland sei ohne die sogenannten Gastarbeiter und ihre Familien „nicht mehr denkbar“. Sie haben es gesellschaftlich offener und vielfältiger gemacht. Wie Welt berichtet : Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erkannte die Familien türkischer Einwanderer als wichtigen Teil Deutschlands an. Ein Deutschland ohne die sogenannten Gastarbeiter, ihre Kinder, Enkel und Urenkel sei "einfach nicht mehr vorstellbar", sagte Steinmeier am Freitag bei einer Veranstaltung zum 60. Jahrestag des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens in Berlin. Sie und Zuwanderer aus anderen Ländern haben viel dazu beigetragen, Deutschland sozial offener und vielfältiger, wirtschaftlich stärker und wohlhabender zu machen. Er sei fest davon überzeugt, dass es Heimat im Plural gebe, erklärte Steinmeier laut dem vorab veröffentlichten Redemanuskript: "Deutschsein heute kann bedeuten, dass deine Großeltern sowohl aus Köln oder Königsberg als auch aus Istanbul oder Diyarbakir kommen." Bei der Diskussionsveranstaltung im Schloss Bellevue sagte er zu Migranten: "Das sind keine 'Menschen mit Migrationshintergrund' - wir sind ein Land mit Migrationshintergrund!" Der Bundespräsident erinnerte daran, dass viele Zuwanderer vor 60 Jahren in Deutschland keinen leichten Start hatten. "Es gab keine Sprachkurse, keine Unterstützung, keine Integrationspolitik, aus dem einfachen Grund, dass Integration einfach nicht gewollt war", sagte er. „Nach zwei Jahren sollten die Leute wieder ihre Koffer packen.“ An diesen Misserfolgen hat sich lange nichts geändert: Es war ein langer, schmerzhafter Weg, bis unsere Gesellschaft zu spät war, das Unvermeidliche und Überfällige, das Richtige zu akzeptieren: Diese sogenannten Gastarbeiter sind weder nur Gäste noch nur Arbeiter. Die Chancen auf Bildung und sozialen Aufstieg seien noch "um Welten" verschieden, sagte Steinmeier. Eine bessere Zukunft werde es „nicht geben, solange Ausgrenzung, Vorurteile und Ressentiments den Alltag unserer Gesellschaft durchdringen“. Es habe ihn schockiert, wenn Menschen mit anderer Hautfarbe, Sprache oder Religion immer noch Ziel von Hass und Hetze seien, sagte er. Fremdenfeindlichkeit sollte in Deutschland niemals geduldet werden. Gläubige Muslime gehören ebenso zur deutschen Gemeinschaft wie säkulare Einwanderer, betonte der Bundespräsident. „Wenn wir sagen ‚Hier bist du zu Hause‘, dann muss auch dein Glaube in seiner ganzen Vielfalt hier ein Zuhause haben.“ Dazu gehörten zum Beispiel die Ausbildung von Imamen oder der islamische Religionsunterricht an Schulen. Mit der Anwerbung sogenannter Gastarbeiter aus dem Ausland reagierte die Bundesrepublik Deutschland auf den steigenden Arbeitskräftebedarf während des Wirtschaftsbooms. Das erste Anwerbeabkommen wurde 1955 mit Italien geschlossen, am 30. Oktober 1961 folgte das Abkommen mit der Türkei. Die Wanderarbeiter nahmen hauptsächlich Tätigkeiten als Hilfs- oder angelernte Arbeiter in der Landwirtschaft, im Baugewerbe, in der Stahl- und Automobilindustrie im Bergbau an.
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