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Türkei will den Flughafen von Kabul übernehmen

Freitag 03.September.2021 - 06:22
Die Referenz
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Die Türkei will ihren Einfluss in Zentralasien stärken. Sie bietet sich als Betreiber des Flughafens Kabul an. Diplomaten sehen dies als klugen Schachzug. Wie tagesspiegel berichtet : Nach dem Abzug der US-Truppen aus Afghanistan sieht die Türkei eine Chance, ihren Einfluss in Zentralasien auszubauen. Ankara will gemeinsam mit Katar den Flughafen Kabul übernehmen, um zivile Flüge und Hilfslieferungen zu ermöglichen. Die Initiative soll die Beziehungen der Türkei zum Westen verbessern - andere Nato-Staaten freuen sich, dass Ankara die undankbare Aufgabe übernehmen will. Die Türkei will aber auch eigene Interessen durchsetzen. Präsident Recep Tayyip Erdogan ist offenbar bereit, das Taliban-Regime als legitime Regierung Afghanistans anzuerkennen. Etwa 500 türkische Soldaten, die für die Nato den militärischen Teil des Flughafens Kabul bewacht hatten, sind vergangene Woche in die Türkei zurückgekehrt, doch die türkische Botschaft in der afghanischen Hauptstadt ist noch immer besetzt. In Verhandlungen zwischen türkischen Diplomaten und den Taliban geht es um die Bedingungen, unter denen türkische Techniker und Experten aus Katar das Management des Flughafens übernehmen könnten. Ein geregelter Flugbetrieb könnte es Deutschland und anderen Ländern ermöglichen, andere Staatsbürger und einheimisches Personal auszufliegen. Zudem konnte die Lieferung von Hilfsgütern wieder aufgenommen werden. Die Türkei hatte bereits vor der Machtübernahme der Taliban angeboten, den Flughafen zu übernehmen, und hält das Angebot nun aufrecht. Weil dort kein anderer Nato-Staat nach dem Verlassen von Kabul Verantwortung übernehmen will, sind Europäer und Amerikaner den Türken dankbar. Erdogans Regierung hofft vor allem auf ein besseres Verhältnis zu den USA. Auch Deutschland hat Unterstützung zugesagt. Westliche Diplomaten sprechen von Ankaras „Smart Move“. Bisher ist jedoch unklar, wie und wann die teilweise zerstörte Infrastruktur am Flughafen repariert werden kann. Unklar ist auch, wer für die Sicherheit am Flughafen zuständig sein soll. Die Taliban wollen keine türkischen Soldaten in Afghanistan, aber Erdogan will nicht der Miliz das Feld überlassen. In einem Gespräch mit türkischen Journalisten wandte er sich an die Taliban: "Nehmen wir an, wir lassen Sie für die Sicherheit sorgen und dann gibt es noch einen verheerenden Anschlag - wie sollen wir das der Welt erklären?" Ein Ausweg könnte in der Entsendung von türkischen Ex-Soldaten bestehen, die als Angestellte privater Sicherheitsfirmen nach Kabul geschickt würden, berichtete das meist gut informierte Nachrichtenportal Middle East Eye. Die diplomatische Anerkennung des Taliban-Regimes durch die Türkei sei ebenfalls Teil der geplanten Vereinbarung zwischen der Türkei und den Taliban, hieß es. Die Türkei engagiert sich in Afghanistan, weil sie eine Flüchtlingswelle aus dem Land verhindern will. Ihr geht es aber auch darum, vom Rückzug der Amerikaner zu profitieren. So wie vor zwei Jahren in Libyen will die Türkei jetzt in Afghanistan ein Machtvakuum für sich nutzen. Auch Katar, der Iran, Russland, China und Pakistan wollen nach dem Abzug der internationalen Truppen ihren Einfluss in Afghanistan sichern und ausbauen. Erdogan hält einen Vertrag mit den Taliban nach dem Vorbild des türkischen Abkommens mit Libyen für möglich. Mit dem umstrittenen Abkommen zwischen Ankara und Tripolis vom November 2019 garantierte die Türkei der damaligen libyschen Regierung Militärhilfe im Bürgerkrieg. Im Gegenzug erkannte Libyen die sehr weitreichenden Territorialansprüche der Türkei im östlichen Mittelmeer an. Für ein ähnliches Abkommen mit Afghanistan brauche er nur Gesprächspartner, sagte Erdogan türkischen Reportern mit Blick auf die bevorstehende Regierungsbildung in Kabul. Der Präsident spielt seit Wochen den Extremismus der Taliban herunter. Im Juli sagte er, es gebe keine größeren religiösen Unterschiede zwischen Türken und Taliban. Erdogan hat nun betont, dass die Taliban seiner Meinung nach Frauen heute anders behandeln würden als vor 20 Jahren.
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