Herausgegeben vom CEMO Centre - Paris
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Kein Brot, Wasser und Fleisch den Briten gehen die Grundnahrungsmittel aus

Freitag 27.August.2021 - 10:27
Die Referenz
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Großbritannien kämpft mit ernsthafter Lebensmittelknappheit. In Restaurants und Supermärkten fehlt es am Nötigsten. Grund ist eine fatale Mischung aus Pandemiefolgen, Personalnöten, Lieferproblemen und Brexit-Konsequenzen. Experten erwarten, dass sich die Lage verschlimmert.

Welt berichtet : Den Appetit auf einen Milkshake können Briten in diesen Tagen nicht bei McDonald’s stillen, egal ob mit Erdbeer-, Vanille- oder Schokoladengeschmack. Der Fast-Food-Riese musste die Milch-Mix-Getränke und eine Auswahl weiterer Produkte wegen Lieferschwierigkeiten aus dem Programm nehmen.
Die Restaurantkette Nando’s, bekannt für ihre Hühnchengerichte, musste vergangene Woche 45 ihrer 450 Niederlassungen schließen, nachdem der Nachschub an Hühnerfleisch stockte. Auch die Bäckereikette Greggs warnt ihre Kunden, dass wegen Problemen bei der Beschaffung von Zutaten Produkte immer wieder für ein paar Tage fehlen werden.

Auf den ersten Blick überschaubare Unannehmlichkeiten, doch sie dauern seit Wochen an. Einer Supermarktkette fehlt zeitweise abgefülltes Wasser, einer anderen Teile des Fleischsortiments, Restaurants verkürzen die Öffnungszeiten, weil Lieferungen nicht ankommen.


Entspannung zeichne sich nicht ab, warnen Branchenvertreter. Sogar das Weihnachtsgeschäft sei ernsthaft in Gefahr, sagt Richard Walker, Geschäftsführer des Tiefkühlhändlers Iceland. „Weihnachten steht vor der Tür und im Handel beginnen wir eigentlich ab September mit dem Lageraufbau für diese unglaublich wichtige Zeit.“

Aktuell sei daran nicht zu denken, jeden Tag fallen 30 bis 40 Lieferungen aus, die für den direkten Verkauf gedacht sind, weil Lkw-Fahrer fehlen. Brot war zeitweise knapp, und zuletzt wurde nur die Hälfte der Softdrinks geliefert. „Wir warnen jetzt, weil Weihnachten schon im vergangenen Jahr in letzter Minute gestrichen wurde, und es wäre schrecklich, wenn es auch dieses Fest problematisch wird.“
Auch John Allan, Verwaltungsratschef beim größten Lebensmittelhändler Tesco, warnte vor Knappheiten im Weihnachtssortiment, weil es an Kapazität fehle, um Lager aufzubauen. Längst nicht nur im Lebensmittelhandel klaffen erhebliche Lücken in den Lagerhäusern.

Laut Daten des Industrieverbandes Confederation of British Industry (CBI) ist der Lagerbestand des produzierenden Gewerbes auf den mit Abstand niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung Mitte der 1970er-Jahre gefallen.
Konjunkturumfragen weisen in zahlreichen Ländern auf Probleme mit Lieferungen und Nachschub hin, nicht zuletzt in Deutschland. Zum einen beeinträchtigt die Pandemie  weiter den Nachschub. Geschlossene Häfen in China, reduzierte Produktion in Südostasien, knappes Material für Elektronik-Komponenten zeigen weltweit Auswirkungen.
Zum andern klagen auch in Deutschland Betriebe, dass sie Arbeitsplätze nicht besetzen können, weil es an Bewerbern fehlt. Verstärkt wird dieser Effekt in einzelnen Branchen noch dadurch, dass sich Menschen während der Lockdowns neu orientiert haben und jetzt in neuen Berufen tätig sind.

Doch in Großbritannien kommt eine weitere Komponente hinzu. „Jetzt, wo die Covid-Beschränkungen aufgehoben sind, sehen wir eine deutlichere Spiegelung der Auswirkungen des Brexit und von Problemen aus der Zeit vor der Pandemie“, sagte Andrew Sentance, früheres Mitglied des geldpolitischen Ausschusses der Bank of England, dem „Guardian“.
Vor allem die neuen Zuwanderungsregeln, die seit dem Austritt Großbritanniens aus der EU gelten, machen sich bemerkbar. Schätzungen gehen von mehr als einer Million EU-Bürgern aus, die das Land seit dem Ausbruch der Covid-Pandemie verlassen haben.
Inzwischen ist der Zuzug erheblich erschwert. Vor allem für gut Ausgebildete mit der Aussicht auf hohe Gehälter gibt es noch Möglichkeiten. Zusätzlich ist ein knappes Kontingent für ausgewählte Sektoren vorgesehen, in denen Arbeitskräfte fehlen.

Lkw-Fahrer, deren Fehlen für zahlreiche Lieferprobleme verantwortlich ist, zählen zum Missfallen von Richard Burnett, Geschäftsführer des Transportverbandes Road Haulage Association (RHA) nicht zu dieser Gruppe. Rund 100.000 Fahrer fehlen im Land, schätzt Burnett.

Ein Fünftel davon geht auf die Abwanderung von EI Bürgern zurück, die ein lange schwelendes Problem noch deutlich verschärft hat. Seit Wochen macht sich die RHA dafür stark, zumindest übergangsweise Arbeitnehmer aus der EU ins Land zu lassen. „Wir brauchen rasch einen Pool an Arbeitskräften, weil wir nicht schnell genug ausbilden können, um die Lücke zu schließen“, so Burnett.
Neben den strikten Zuwanderungsregeln schlägt ein Pandemie-Problem zu: Monatelang waren Führerscheinprüfungen ausgefallen. Fürs Erste wurden nun die erlaubten Fahrzeiten für Lkw-Fahrer um eine Stunde ausgeweitet. Außerdem halten sich Fahrer der Streitkräfte bereit.


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