Herausgegeben vom CEMO Centre - Paris
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Mach's gut, Angela Putin verabschiede Merkel mit Blumen

Freitag 20.August.2021 - 07:25
Die Referenz
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Angela Merkel hat in den 16 Jahren ihrer Kanzlerschaft viel mit Putin gesprochen.  Auch wenn sie bei ihren zwanzig Besuchen im Kreml wenig Konkretes erreicht hat: Das Gespräch mit Russland ist nie beendet.  Dieser Maxime hat sie sich bei ihrem letzten Auftritt verschrieben.
Lächelnd und mit einem Blumenstrauß geht Wladimir Putin auf Angela Merkel zu.  Die Kanzlerin kam mittags zu ihrem wohl letzten Besuch in den Kreml - und der russische Präsident begrüßt sie trotz der frostigen Beziehungen zwischen Moskau und Berlin höflich und charmant.

Moskau - ntv beichtet :Merkel und Putin sind sich in den langen Regierungsjahren näher gekommen, als ihnen lieb ist.  Die Kanzlerin hat die Mischung aus Stärke und Charme Putins über die Jahre mit jener spöttischen Distanz ertragen, die sie sich im Umgang mit allzu eitlen Männern angeeignet hat.  Merkel ließ Putins Provokationen nirgendwo hin, sie akzeptierte seine Machtspiele und ließ das Gespräch doch nie abbrechen, egal wie schlecht das Verhältnis war.  Auch beim letzten Treffen sprach sich Merkel dafür aus, den Dialog mit Russland trotz der aktuellen "tiefgreifenden Differenzen" fortzusetzen.
Merkel und Putin – ein ungleiches Paar.  Ihre Beziehungen waren nie gut;  sie befinden sich derzeit in einem Zustand zunehmender Entfremdung.  Vertrauen ist zwischen den beiden nicht gewachsen - eher eine Art Respekt, der darauf beruht, dass beide wissen, was sie vom anderen zu erwarten haben.

Der FDP-Außenexperte Alexander Graf Lambsdorff, ein langjähriger Experte für die deutsch-russischen Beziehungen, schreibt Merkel zu, dass der Machtpolitiker Putin sie als gleichberechtigte Partnerin akzeptiert habe.  Merkel habe sich in ihrer 16-jährigen Amtszeit "viel Respekt verschafft, auch von Russlands Präsident Putin", sagt Lambsdorff.

Putin kann gegenüber der Kanzlerin charmant sein.  Manchmal schenkt er ihr Blumen, manchmal hilft er ihr in ihren Mantel.  Wenn er sie ärgern will, erschreckt er sie natürlich mit einem Hund - wie 2007 mit seinem Labrador "Koni".  "Ich vertraue ihr, sie ist ein sehr offener Mensch", sagte Putin vor einigen Jahren über Merkel.  "Sie bemüht sich ehrlich, die Krisen zu lösen."  Der Kanzlerin sind keine ähnlichen Äußerungen über Putin bekannt.

Was Merkel persönlich von ihm hält, behält sie für sich.  Wenn sie ihm öffentlich Grenzen aufzeigen will, tut sie das mit kühlem Spott - etwa 2012, als Putin bei einer gemeinsamen Veranstaltung kritische Journalisten wütend wetterte und Merkel dem Kreml-Herren trocken antwortet: "Wenn ich immer sauer wäre, könnte ich  Keine drei Tage, um Bundeskanzler zu sein." Das saß.

Auch wenn bei Putin politisch oft nicht viel los war – Merkel hat sich immer auf das Gespräch verlassen.  Bei einem früheren Besuch in Moskau hat sie es einmal so formuliert: "Unsere Freundschaft wird nicht besser, wenn wir alles unter den Teppich kehren und nicht darüber diskutieren."  Und als Merkel dann Themen wie Menschenrechte und Pressefreiheit unter den Teppich zog, reagierte Putin gerne demonstrativ genervt.

 Merkel hat sicherlich viel mit Putin gesprochen - der Besuch in Russland am Freitag ist ihr zwanzigster als Kanzler.  In der Rede habe sie allerdings wenig erreicht, klagt FDP-Politiker Lambsdorff: "Kanzlerin Merkel ist es nicht gelungen, eine westliche Antwort auf das geopolitische Machtspiel und die gezielten Fake-News-Kampagnen in Russland zu entwickeln, die unserem Wertesystem nachweislich schwer schaden."  ."

Was bleibt also von der Beziehung der beiden?  Vermutlich zumindest die Erkenntnis, dass es ein solches deutsch-russisches Duo nicht mehr geben wird.  Beide sprechen die Sprache des anderen.  Sie teilen die Erfahrungen des Lebens in der untergehenden DDR, als Putin noch KGB-Offizier war.  Und allein die schiere Dauer ihrer Machtausübung sorgte dafür, dass die beiden endlich eine Sonderstellung auf der Weltbühne eingenommen hatten.
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