Britischer Flugzeugträger vor Jungfernfahrt
Freitag 21.Mai.2021 - 08:49
Er kostete Milliarden Pfund und ist in Großbritannien umstrittten: der neue Flugzeugträger "HMS Queen Elizabeth". Nun steht die Jungfernfahrt des Kolosses kurz bevor - das Ziel sorgt für Diskussionen. Premier Johnson verteidigt es.
London - ntv -Der britische Premierminister Boris Johnson hat die bevorstehende Jungfernfahrt des neuen Flugzeugträgers "HMS Queen Elizabeth" nach Ostasien verteidigt. Die Reise sei keinesfalls auf Konfrontation gegen China angelegt, es gehe vielmehr darum, internationales Seerecht durchzusetzen, sagte Johnson bei einem Besuch auf dem Kriegsschiff im Hafen von Portsmouth.
Die Abfahrt ist an diesem Wochenende geplant. Die Besatzung des Flugzeugträgers sowie der begleitenden Schiffe - insgesamt 3700 Personen - werde nicht nur die "offensichtlich außergewöhnlichen" militärischen Möglichkeiten Großbritanniens beweisen. Es gehe auch darum, Werte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu verbreiten. "Eines der Dinge, die wir natürlich tun werden, ist, unseren Freunden in China zu zeigen, dass wir an das internationale Seerecht glauben. Und wir werden diesen Punkt auf zuversichtliche, aber nicht konfrontative Weise bestätigen."
Allerdings ist besagtes Seerecht genau ein Streitpunkt mit China. Denn das Land erkennt dieses nicht an und beansprucht vielmehr weite Teile des Südchinesischen Meers als sein Hoheitsgebiet. Das westlich geprägte, internationale Seerecht beansprucht aber, dass die Meere frei für alle sind und nur schmale Küstenstreifen zu den jeweiligen Ländern gehören. Das sorgt in der Region immer wieder für Spannungen.
Auch deutsche Fregatte in der Region
Auch die USA sind mit zahlreichen Kriegsschiffen vor Ort und fahren immer wieder demonstrativ durch von China beanspruchte Gewässer . So werde die Freiheit der Meere gesichert, heißt es dann stets. Dahinter stehen auch finanzielle Interessen, da durch das Südchinesische Meer mehrere wichtige Handelsrouten laufen. Auch eine deutsche Fregatte, die "Bayern", wurde dort im Januar hingeschickt, ebenfalls um die Freiheit der Meere zu sichern. Ob China die Anwesenheit eines weiteren Flugzeugträgers eines wichtigen US-Verbündeten daher als "keinesfalls auf Konfrontation angelegt" betrachtet, wie Johnson sagte, sei dahingestellt. 2019 stellte China seinen ersten eigenen Flugzeugträger in Dienst .
Großbritannien hat sich den Bau des Flugzeugträgers drei Milliarden Pfund (rund 3,5 Milliarden Euro) kosten lassen. Bei der Fahrt sind insgesamt 18 Kampfjets an Bord. Der Begleitverband besteht aus sechs Kriegsschiffen mit 14 Hubschraubern und einem U-Boot. Die UN-Vetomacht hatte zuletzt in ihrer neuen Außenpolitik- und Verteidigungsstrategie einen Schwenk nach Fernost angekündigt. Der Schritt gilt als Antwort auf den wachsenden Einfluss Chinas in der Region. Großbritannien rüstet derzeit sein Militär massiv auf.
Bis 2030 rechnet die britische Regierung demnach mit einer weiteren Entwicklung zu einer multipolaren Welt und einer Verlagerung des Schwerpunkts in den indopazifischen Raum. Dem solle mit der Entsendung des Flugzeugträgers "HMS Queen Elizabeth" in den Pazifik und einer Reise Johnsons nach Indien später in diesem Jahr Rechnung getragen werden, hieß es. Dennoch wolle man der Nato verpflichtet bleiben.