Zehntausende bei israelfeindlichen Demos in Europa und Nordamerika
Montag 17.Mai.2021 - 10:34
Berlin-Welt :Am Wochenende sind Zehntausende Menschen auf die Straßen gegangen, um gegen Israel zu demonstrieren. Gewaltverherrlichende und antisemitische Parolen wurden gerufen. In Großbritannien und Kanada sorgten zwei Videos für Entsetzen.
Bei Solidaritätskundgebungen für die Palästinenser angesichts der Gewalteskalation im Nahen Osten sind am Wochenende in Europa und Nordamerika Zehntausende Menschen auf die Straßen gegangen.
In Berlin und Paris kam es zu Ausschreitungen sowie Festnahmen bei israelfeindlichen Protesten. Auch in London, Madrid, Rom und Athen gab es propalästinensische Demonstrationen, ebenso in New York, Montreal und Toronto.
In Berlin-Neukölln kam es zu Auseinandersetzungen bei einer Demonstration am Samstag mit etwa 3500 Teilnehmern, bei der laut Polizei israelfeindliche und gewaltverherrlichende Parolen gerufen wurden. Auch in Stuttgart, Mannheim, Frankfurt am Main und weiteren Städten kam es zu ähnlichen Vorfällen.
Rund 22.000 Menschen kamen in ganz Frankreichzu landesweit 60 Kundgebungen zusammen. In Paris gingen nach Angaben der Behörden am Samstag trotz eines Demonstrationsverbots bis zu 3500 Menschen im Viertel Barbès auf die Straße. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein, um das Verbot durchzusetzen. 4200 Polizisten waren im Einsatz.
Manche Demonstranten warfen Steine auf die Beamten und starteten AFP-Korrespondenten zufolge eine Art Katz-und-Maus-Spiel mit den Sicherheitskräften über mehrere Straßen hinweg.
Dabei riefen die Demonstranten immer wieder „Befreit Palästina“ und die antisemitische Parole „Israel – Mörder“. Die Staatsanwaltschaft erklärte am Sonntag, 45 Menschen seien festgenommen worden. Insgesamt wurden 367 Menschen mit einem Bußgeld belegt, wie das Innenministerium mitteilte.
In London forderten Tausende Demonstranten die britische Regierung auf, sich für ein Ende der israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen einzusetzen. Vor der israelischen Botschaft schwenkten sie palästinensische Flaggen und hielten Schilder hoch, auf denen unter anderem die „Befreiung“ der Palästinensergebiete von der israelischen Besatzung gefordert wurde. Die Organisatoren der Proteste in London sprachen von 150.000 Teilnehmern, die Polizei machte dazu keine Angaben. Auch auf dieser Demo waren antisemitische Plakate zu sehen.
Für große Empörung sorgte am Sonntag ein Video aus London. In dem 13-sekündigen Clip ist ein propalästinensischer Autokorso in London zu sehen; eine Männerstimme ist zu hören, die unter anderem zur Vergewaltigung von jüdischen Frauen aufruft. dass vier Tatverdächtige verhaftet worden seien, nachdem das Auto identifiziert worden war.
Premierminister Boris Johnson verurteilte den Vorfall scharf. „Es gibt keinen Platz für Antisemitismus in unserer Gesellschaft. Ich stehe an der Seite der britischen Juden, die einen solch schändlichen Rassismus, wie wir ihn heute gesehen haben, nicht zu ertragen haben sollten“, schrieb der konservative Politiker auf Twitter.
In Madrid gingen nach Polizeiangaben etwa 2500 Menschen zur Unterstützung der Palästinenser auf die Straße. Auch hier antisemitische Parolen: „Das ist kein Krieg, das ist Völkermord!“, riefen Demonstranten auf dem Weg zum zentralen Platz Puerta del Sol. Die Demonstranten riefen die Europäer auf, mit Israel nicht länger zu kooperieren. Zu ähnlichen Szenen kam es in Athen, Rom und Warschau, wo einige Hundert Menschen gegen die israelischen Angriffe protestierten.
Wie in Europa gingen auch in den USA und Kanada am Samstag Tausende Demonstranten auf die Straße. Im New Yorker Stadtteil Brooklynversammelten sich etwa 2000 Menschen und schwenkten palästinensische Fahnen. „Ich fordere Präsident Joe Biden und seine Regierung auf, das Töten nicht weiter zu unterstützen“, sagte der 73-jährige Palästinenser Mashhour Ahmad, der seit 50 Jahren in New York lebt. Auch in Boston und Washington fanden Kundgebungen statt.
Im kanadischen Montreal versammelten sich am Wochenende Hunderte Demonstranten mit Israelflaggen auf einem zentralen Platz in Montreal, um angesichts des Raketenbeschusses durch die Terrormiliz Hamas ihre Solidarität mit dem jüdischen Staat auszudrücken. Als propalästinensische Demonstranten dazu kamen, eskalierte die zunächst friedliche Demonstration, es kam zu Zusammenstößen. Die Polizei setzte Tränengas ein, um beide Gruppen voneinander zu trennen.
Kanadas Premierminister Justin Trudeau verurteilte die Gewalt und die „verachtenswerte Rhetorik“ bei der Kundgebung. Jeder in Kanada habe das „Recht, sich friedlich zu versammeln“, erklärte Trudeau am Sonntag (Ortszeit). Für „Antisemitismus, Islamophobie oder Hass jeglicher Art“ gebe es jedoch keine Toleranz.