Lauterbach will harten Lockdown: Diese drei scharfen Maßnahmen fordert er von Merkel
Dienstag 06.April.2021 - 10:22
Die Infektionszahlen in Deutschland steigen weiter an - trotz Lockdown. Gesundheitsexperte fordert nun einen härteren Lockdown. Dabei stehen drei Sofort-Maßnahmen im Vordergrund.
Berlin - in Frankin Der Lockdown in Deutschland zieht sich weiter in die Länge - und gleichzeitig wird auch die Kritik an den Corona-Maßnahmen der Bundesregierung immer lauter, denn noch machen sich die Beschränkungen kaum in den Infektionszahlen bemerkbar.
Der SPD-Gesundheitsexperte und Epidemiologe Karl Lauterbach rät daher. Im Gespräch mit der "Welt" erklärte Lauterbach außerdem drei Maßnahmen, die sich auch kurzfristig umsetzen lassen und den Lockdown effektiver machen würden.
Zum einen seien Ausgangssperren notwendig, bevorzugt nach 20 Uhr. Diese hätten sich "bei der Bekämpfung von B.1.1.7, der Mutation, mit der wir hier ringen" bereits als wirksam erwiesen. Grundsätzlich scheinen sich Mediziner einig zu sein, dass eine konsequente Ausgangssperre ein effektives Mittel ist, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. In Großbritannien durften die Menschen zum Beispiel nur noch zum Einkaufen, zur Arbeit oder für Arztbesuche das Haus verlassen. Daraufhin sind auch die Corona-Zahlen wieder deutlich gesunken. Irland und Frankreich haben ebenfalls Ausgangssperren verhängt.
Wie der Epidemiologe und Virologe Klaus Stöhr im Podcast "Die Wochentester" vom"Kölner Stadt-Anzeiger" und"Redaktions-Netzwerk Deutschland" (RND) erklärte, könnte eine Ausgangssperre bei der Verbreitung des Coronavirus im privaten Umfeld gegensteuern. "Da die meisten Infektionen innerhalb von Familien erfolgen, sind tiefgreifende Corona-Maßnahmen dort am ehesten erfolgreich."
Allein eine nächtliche Ausgangssperre, wie sie Lauterbach vorschlägt und die bereits in deutschen "Hotspots" gilt, sei dagegen weniger wirksam. "Wenn wir Begegnungen zwischen 20 und 5 Uhr verhindern, bringt das kaum etwas. Es finden ja abends ohnehin keine Veranstaltungen statt", so der Frankfurter Virologe Martin Stürmer im Gespräch mit Focus Online. Die privaten Treffen werden dann in den meisten Fällen einfach zeitlich vorgezogen.
Die zwei weiteren Maßnahmen, die Lauterbach empfiehlt, beziehen auf die Bereiche Arbeit und Schule eine Testpflicht in Schulen und Betrieben sowie eine Homeoffice-Pflicht. Die Testpflicht für Schüler und Arbeitnehmer wurde in Niedersachsen bereits eingeführt und laut Kultusminister Hendrik Tonne bisher gut angenommen. Es dürfen dort also nur Schüler in den Präsenzunterricht, die einen negativen Corona-Test vorweisen könne. Dabei kommen vorwiegend Selbsttests zum Einsatz, damit sich die Kinder und Jugendlichen bereits zu Hause testen können. Auch in Bayern und weiteren Bundesländern ist eine derartige Testpflicht bereits in Planung.
Die Homeoffice-Pflicht ist ebenfalls kein vollkommen neuer Vorschlag. Auf Bundesebene wurde eine entsprechende Regel bereits diskutiert, bis zum 30. April gilt noch, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeitern Homeoffice zum Schutz vor Corona ermöglichen müssen. Es ist jedoch nur Pflicht, "sofern nicht zwingende betriebliche Gründe entgegenstehen". Berlin hat seine Verordnung dahingehend kürzlich verschärft: Unternehmen müssen 50 Prozent der Arbeitsplätze im Homeoffice anbieten, außer die Reduzierung der Präsenz ist nicht "zweckmäßig" oder gefährdet die Sicherheit. Diese Ausnahme gilt dann beispielsweise bei den Leitstellen der Polizei und Feuerwehr.
"Mit diesen drei Maßnahmen käme man schon sehr weit", so Lauterbach. Ausgangssperre, Testpflicht und Homeoffice-Pflicht sollen zusätzlich zu den bestehenden Regeln gelten, "dann hätte der Lockdown Erfolg." Wichtige Voraussetzung seien aber auch "stabil sinkende Fallzahlen". Das werde umso besser, früher und sicherer gelingen, "je früher wir damit anfangen", meint der Gesundheitsexperte.