Corona-Demo in Kassel: Solidarität mit Demo-Teilnehmern? Kritik am Vorgehen der Polizei
Samstag 20.März.2021 - 09:45
Kassel - HNA - Ganz vorbei ist die Corona-Demo in Kassel noch nicht. Eine Polonaise feiernder Demonstranten hinter dem Staatstheater wurde nun aufgelöst. Dort tanzten mehr als hundert Menschen ohne Abstand zu Musik, nachdem der Friedrichsplatz geräumt wurde, das zeigt auch ein Auf dem Friedrichsplatz nehmen Polizisten noch Personalien auf.
Nach den Ausschreitungen bei den Protesten in Kassel gibt es Kritik am Vorgehen der Polizei. Es sei „ein absolut unverständliches Zurückweichen des Staates“, dass Tausende von Corona-Leugnern ohne Masken und ohne Abstand durch die Innenstadt von Kassel ziehen konnten, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, Günter Rudolph, laut der dpa. Kritik gibt es auch aufgrund von mutmaßlichen Solidaritätsbekundungen seitens der Polizei. Ein Foto auf Twitter zeigt eine Polizistin, die mit ihren Händen ein Herz formt. Neben ihr steht eine Demo-Teilnehmerin. Diese trägt ein Schild mit der Aufschrift „Schützt unsere Kinder vor diesem Wahnsinn“.
„Im Netz kursieren Bilder und Videos, welche das Einschreiten von Einsatzkräften kritisch darstellen und die Polizei bei vermeintlichen Solidaritätsbekundungen zeigen“, schreibt das Polizeipräsidium Nordhessen auf Twitter Man nehme das sehr ernst und werde die Sachverhalte intensiv aufarbeiten. „Unsere Neutralität ist insbesondere bei Einsätzen anlässlich von Demonstrationen sehr wichtig. Verhalten, das gegen das Neutralitätsgebot der Polizei verstößt oder Zweifel daran aufkommen lässt, ist für uns nicht akzeptabel“, so die Polizei.
In Kassel haben am Samstag laut einer Schätzung der Polizei mehr als 20.000 Menschen gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. Dabei wurden massiv die gerichtlich bestätigten Auflagen der Stadt missachtet. Viele Teilnehmer trugen zudem keinen Mund-Nasen-Schutz.
Nach mehreren Ausschreitungen aufgrund der Corona-Demonstration, hat die Polizei mittlerweile damit begonnen den Friedrichsplatz zu räumen - und ist damit auch schon fast durch.
Die letzten Demonstranten ziehen über die Unterneustadt ab. Viele von ihnen sind mittlerweile auch alkoholisiert. Der Polizeihubschrauber kreist immer noch über der Innenstadt. Es ist das mögliche Ende eines ungewöhnlichen Tages, über den man in Kassel wohl noch lange reden wird.
Mittlerweile ist ein Corona-Demonstrationszug fast am Kulturbahnhof Kassel angekommen. Die Teilnehmer laufen kreuz und quer durch die Innenstadt - immer dort entlang, wo die Polizei sie nicht aufhalten kann. Es ist wie ein Katz-und-Maus-Spiel. Einer der Teilnehmer sagt: „Wir machen das so lange, wie die Polizei uns lässt. Ich fahre erst morgen wieder nach Dresden zurück.“
Die Polizei konnte allerdings verhindern, dass die Demonstranten, die jetzt noch durch die Stadt ziehen, über die Treppenstraße wieder in die City kommen. Außerdem scheint sich die Menschenmenge vor dem Kulturbahnhof nun langsam aufzulösen.
Auch von der Treppenstraße aus werden keine Menschen mehr in den Bereich des Friedrichsplatzes gelassen. Zudem fahren Mannschaftswagen der Polizei durch die Königsstraße. Der große Demonstrationszug der Corona-Kritiker und „Querdenker“ zieht währenddessen weiter in und durch die Nordstadt - und sorgt für viele Verkehrsprobleme.
Neben der Kurt-Schumacher-Straße ist auch der Holländische Platz in Richtung Wolfhager Straße dicht. Stadtauswärts staut es sich in Kassel ebenfalls massiv: in der Frankfurter Straße muss jetzt die Stadtpolizei den Verkehr regeln.
Scheinbar wollen viele Teilnehmer die Demonstration in Kassel noch nicht beenden. Erneut haben sich mehrere hundert Corona-Demonstranten auf den Weg vom Friedrichsplatz in Richtung Kulturbahnhof gemacht. Auf der Kurt-Schumacher-Straße werden sie von Polizisten gestoppt. Die Stimmung ist aggressiv. Die Demonstranten ziehen nun weiter Richtung Holländischer Platz.
Einige Demonstranten sind fast am Halit-Platz in der Nordstadt angekommen. Die Polizei versucht immer wieder, sie aufzuhalten, doch die Demonstranten gehen immer weiter. In der Moritzstraße wurden die Demonstranten bereits von Einwohnern mit mehreren Eimern Wasser aus dem vierten Stock nass gemacht.
Auf Twitter wird die Polizei derzeit von Sympathisanten der „Querdenker“-Bewegung gelobt, da diese die Corona-Demonstranten frei gewähren lassen würden. Auch eine Teilnehmerin der Demonstration zeigt sich begeistert, „wie toll das hier läuft“.
Derzeit halten sich weitere Tausende Menschen im Bereich des Friedrichsplatzes in Kassel auf. Noch sollen etwa 2500 auf der Schwanenwiese sein. Während die Hecke hinter dem Amtsgericht als Freilufttoilette missbraucht wird, tanzen, grölen und skandieren „Querdenker“, die vor einer Reihe Polizisten stehen: „Die Mauer muss weg“. Die Einsatzkräfte haben mittlerweile eine Kette gebildet, sodass keine weiteren Personen mehr in den Bereich können.
Aufgabe der Polizei sei es nun, Schaden zu vermeiden, wie ein Sprecher sagt. Darum lässt man die Teilnehmer weiter durch die Stadt ziehen. Insgesamt sollen heute 20.000 Menschen in der Stadt gewesen sein. Die ersten Familien mit Kindern reisen ab.