Deutschland setzt Impfungen mit Astrazeneca aus
Montag 15.März.2021 - 04:59
Dänemark ist das erste EU-Land, das Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca aussetzt. Fälle von Blutgerinnseln wollen inzwischen auch weitere Länder erst untersuchen. Nun tritt auch Deutschland auf die Bremse - "vorsorglich", heißt es aus dem Gesundheitsministerium.
Wie ntv berichtet haben Die Corona-Impfungen mit dem Impfstoff Astrazeneca sind in Deutschland vorsorglich ausgesetzt. Die Bundesregierung folge damit einer aktuellen Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), teilte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Montag mit. Nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa halte das Institut weitere Untersuchungen für notwendig. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA werde entscheiden, "ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken"
Die Bundesregierung nimmt Berichte über mögliche schwere Nebenwirkungen des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca sehr ernst. Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums sagte am Montag in Berlin, das Ministerium nehme die Berichte "sehr ernst" und prüfe ständig die Datenlage. Noch in dieser Woche werde es beim für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Institut und bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zudem Expertenrunden geben, "die das noch einmal sehr intensiv in den Blick nehmen".
Am Donnerstag hatte zunächst Dänemark die Impfungen mit dem Vakzin ausgesetzt und auf mehrere Fälle von schweren Blutgerinnseln nach Impfungen mit Astrazeneca verwiesen. Es folgten Norwegen, Island sowie die EU-Länder Bulgarien, Irland und am Sonntagabend dann auch die Niederlande. Österreich, Estland, Lettland, Litauen und Luxemburg setzten die Nutzung von einer bestimmten Astrazeneca-Charge aus, Italien und Rumänien stoppten die Nutzung einer anderen Charge.
Der britisch-schwedische Hersteller betont, die Analyse von mehr als zehn Millionen Fällen habe "keinerlei Beweis für ein erhöhtes Risiko für eine Lungenembolie oder Thrombose" ergeben. Mitentwickler Andrew Pollard, Leiter der Oxford Vaccine Group, erklärte, es gebe "sehr beruhigende Beweise", dass das Vakzin in Großbritannien - bislang sein Haupteinsatzgebiet in Europa - nicht zu einer Zunahme von Blutgerinnseln geführt habe. Auch die EMA und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wiesen die Bedenken zurück.
Großbritannien dagegen nutzt weiter den Corona-Impfstoff von Astrazeneca. "Wir prüfen die Berichte genau, aber angesichts der großen Anzahl verabreichter Dosen und der Häufigkeit, mit der Blutgerinnsel auf natürliche Weise auftreten können, deuten die verfügbaren Beweise nicht darauf hin, dass der Impfstoff die Ursache ist", sagte Phil Bryan von der britischen Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (MHRA) einer Mitteilung zufolge. "Alle Menschen sollten sich gegen Covid-19 impfen lassen, wenn sie dazu aufgefordert werden", sagte Bryan. Auch der britische Premierminister Boris Johnson ist weiterhin von der Sicherheit und Effektivität des Vakzins überzeugt, wie ein Sprecher vor Journalisten betonte. Jeder, der eine Einladung dafür erhalte, sei dazu aufgerufen, sich damit impfen zu lassen.