Herausgegeben vom CEMO Centre - Paris
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Münchner Siko digital: Merkel und Biden sprechen - Gästeliste liest sich prominenter denn je

Freitag 19.Februar.2021 - 12:34
Die Referenz
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München - Merkur - Die Münchner Sicherheitskonferenz digital: Statt mit hunderten Gästen im Bayerischen Hof findet sie in der Corona-Krise online statt. Dafür mit maximal prominenter Gästeliste. München – Es braucht nur das richtige Zugpferd, dann kommen die anderen Gäste ganz von selbst. Als vorige Woche bekannt wurde, dass US-Präsident Joe Biden an der Münchner Sicherheitskonferenz teilnehmen würde, klopfte plötzlich auch London bei den Veranstaltern an. Boris Johnson könne sich nach dem G7-Gipfel zur Konferenz zuschalten, hieß es. Die Siko-Leute ließen sich nicht lange bitten. In normalen Zeiten ist es durchaus mit Anstrengungen verbunden, Politiker wie den britischen Premier zu gewinnen. Aber was ist derzeit schon normal? Die Corona-Pandemie ist längst nicht ausgestanden. Sie trifft in diesem Jahr auch das weltweit größte sicherheitspolitische Treffen und zwingt es erstmals komplett ins Digitale. Die Veranstalter sprechen von einer „Special Edition“, die, bei Lichte betrachtet, sicher kein Wunschszenario ist. Denn eigentlich lebt die Siko davon, möglichst viele Entscheidungsträger für kurze Zeit auf kleinem Raum zu versammeln. Der schnelle Dialog zwischen politischen Kontrahenten, das diskrete Gespräch im kleinen Kreis, die vielen gut besetzten Nebenveranstaltungen – all das fällt weg. Trotzdem wollte man den Termin nicht einfach verstreichen lassen. Überhaupt ist mit dem Wechsel ins Digitale nicht nur Schmerz verbunden. Ein Großteil der aufwändigen Planung entfällt, Riesendelegationen bleiben zu Hause, statt um den halben Erdball zu fliegen. Und: Selten war es einfacher, eine so prominent besetzte Runde zusammenzubekommen. Neben EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg haben auch Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zugesagt. Besonders stolz sind die Veranstalter über die Teilnahme von Joe Biden. Da ist uns ein wirklich großer Wurf gelungen“, sagt Johannes Schmid, Sprecher der Sicherheitskonferenz. Nicht nur, weil Biden als erster amtierender US-Präsident überhaupt teilnehmen wird. Sondern auch, weil das stark strapazierte transatlantische Verhältnis ein wenig Pflege bitter nötig hat. Unter Donald Trump kühlte es ab, was auch bei den Siko-Treffen zu spüren war. Mehrmals bemühte sich Biden selbst darum, die Scherben in München aufzukehren. 2019 rief er Europa mit Blick auf Trump zu: „Ich verspreche Ihnen, das geht vorbei. Wir kommen zurück.“ Er hat das Versprechen gehalten. Seine erste Rede in – nun ja – zumindest an Europa wird mit Spannung erwartet. Falsche Illusionen macht sich aber niemand, dazu liegen beide Seiten im Einzelnen zu weit auseinander; ob bei der Gas-Pipeline Nord Stream 2, dem Umgang mit China oder den Verteidigungsausgaben. „Meiner Erwartung nach wird Biden amerikanische Erwartungen klar artikulieren“, sagte der Vize-Vorsitzende der Siko, Boris Ruge, im „Tagesspiegel“. Der US-Präsident werde das geschundene Verhältnis nicht allein reparieren können. Auch Europa und Deutschland müssten sich dazu aufzuraffen . Die Konferenz soll der Auftakt sein, die Kanzlerin spricht, dramaturgisch geschickt, direkt nach Biden. Insgesamt sind gut drei Stunden eingeplant, Siko-Chef Wolfgang Ischinger und der „BR“-Journalistin Natalie Amiri moderieren live aus dem Bayerischen Hof. Damit die Sache nicht zum Predigt-Format wird, sollen möglichst alle Sprecher für Fragen zur Verfügung stehen. „Wir gehen fest davon aus, dass alle die Reden der jeweils anderen hören und sie auch aufgreifen werden“, sagt Siko-Sprecher Schmid. Thematisch soll es auch um die zwei großen Krisen unserer Zeit gehen: die Corona-Pandemie und den Klimawandel. Sprechen werden Bill Gates, WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus und der US-Sondergesandte fürs Klima, John Kerry. Insgeheim hoffen die Veranstalter, die eigentliche Siko im Sommer, mit gutem Abstand zur Bundestagswahl, nachholen zu können. Die Spezialausgabe sei der „erste Schritt auf dem Weg zu einer normalen Konferenz“, sagt Schmid. Über das Ob und das Wann entscheidet nicht zuletzt Corona. Die Münchner Sicherheitskonferenz findet am Freitag, 19. Februar, von 16 bis 19.15 Uhr statt. Der „BR“ überträgt ab 17.10 Uhr im TV. In voller Länge ist die Siko ab 15.45 Uhr bei Phoenix sowie unter www.securityconference.org und br.de zu sehen.
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