Herausgegeben vom CEMO Centre - Paris
ad a b
ad ad ad

Die Muslimbrüder in Deutschland.. „Die Experten der Tarnung

Freitag 07.September.2018 - 01:36
Die Referenz
Taha Ali
طباعة
الإ
Das Jahr 1958 war ein Wendepunkt der islamischen Existenz in Deutschland
• Die Beziehung der Muslimbrüder zur deutschen Gesellschaft hat drei grundlegende Phasen durchlaufen.
• Der allgemeine Diskurs der Muslimbrüder war von Zweideutigkeit geprägt, äußerlich wie innerlich. 
• Den Muslimbrüdern gelang es, die deutsche Politik gegenüber Ägypten nach der Revolution vom 30. Juni zu beeinflussen.
• Die Muslimbrüder nutzten wirtschaftliche und soziale Projekte, um in Gesellschaften einzudringen.
• Das deutsche Erwachen gegen extremistische Strömungen.


Obwohl die Existenz der Muslimbruderschaft in Deutschland mit den Umständen des Zweiten Weltkriegs und den Versuchen der Deutschen, den Islam gegen den Kommunismus einzusetzen, in Verbindung gebracht wurde, waren die 1950er Jahre die wichtigsten für ihre Existenz in Deutschland. Dies war angesichts der Feindschaft zwischen dem verstorbenen Präsidenten Gamal Abdel Nasser und der Bruderschaft in Ägypten nach der Revolution vom 23. Juli 1952 offensichtlich, die in dem Manshiyya-Vorfall im März 1954 gipfelte, als die Bruderschaft an einem Attentat gegen Nasser beteiligt war.

 

Die Bruderschaft trat in die Phase der "großen Einwanderungin Europa im Allgemeinen und in Deutschland im Besonderen ein. Es gelang ihr, den Zustand der Feindschaft zwischen "Nasser" und einigen westlichen Ländern in der Zwischenzeit zu nutzen. Es war für die selbstverständlich, eine funktionale Position in diesem Konflikt einzunehmen, als Ergebnis der Teilnahme der islamischen Bewegungen und des kapitalistischen Westens an der Feindseligkeit gegen Nasser, der ein Sozialist war. 

 

Die Existenz der islamischen Bewegungen in der deutschen Gesellschaft war an historische Umstände aus dem frühen 20. Jahrhundert geknüpft und entsprach dem Wunsch des NS-Führers Adolf Hitler, die islamischen Bewegungen  gegen den Kommunismus einzusetzen. Weiter  entsprach es auch dem Wunsch der islamischen Bewegungen  die sich außerhalb des arabischen Raums verbreiten wollten.

 

Die erste islamische politische Organisation in Deutschland stammt aus dem Jahr 1922, als die Organisation des Bundes deutscher Muslime von Imam Sadr-Eddin aus Indien gegründet wurde. Der Name der Organisation änderte sich im Jahr 1930 zur deutsch Islamischen Vereinigung, bis zum Zweiten Weltkriegs, wo die Nazi-Propagandamaschinerie den Einsatz der„Islamischen Bewegungen“ gegen die Sowjetunion vor allem in den ölreichen Regionen des Kaukasus einsetzte, eine Region die reich an jungen Muslimen ist, die zu jener Zeit eine Rolle für die deutsche Zielen spielten. Als Frucht dieser Rolle, wurde in der Stadt München (der drittgrößten Stadt Deutschlands und der bayerischen Landeshauptstadt) eine Moschee gebaut, die später, einen Kanal dargestellt hat, durch den die Muslimbruderschaft in die deutsche Gesellschaft eingedrungen ist.

 

Die Rekrutierung 

 

Amin al-Husseini, der Großmufti von Jerusalem, eine der prominentesten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, spielte eine große Rolle bei der Anziehung von Tausenden junger Menschen aus dem Balkan (Albanien und Kosovo). Später wurde die Moschee von München das Hauptquartier der Internationalen Organisation der Muslimbruderschaft.

 

Bei dieser Atmosphäre war das Verhalten der Muslimbruderschaft in Europa durch eine Reihe von Einheiten, die unter einem Dach operieren, gekennzeichnet. Während junge Menschen in Tschetschenien, Bosnien und im Kosovo die ersten Anzeichen für die Präsenz der Islamisten in der Frühphase, während des Zweiten Weltkriegs prägten.

 

Mit dem Fall des "Nationalsozialismus" (eine nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland gegründeten politischen Bewegung, angeführt von Adolf Hitler) war die Bruderschaft in der Lage, die neuen Entwicklungen in Europa zu nutzen. Die fünfziger Jahre boten den Muslimbrüdern die besten Bedingungen um sich in Europa zu verbreiten, und dem Druck von Gamal Abdel Nasser zu entfliehen.

 

Die islamischen Bewegungen fanden zu dieser Zeit ein günstiges Klima, sie nutzten die Konflikte und wählten die Seite des "globalen Kapitalismus", der von den USA und ihre Verbündete aus Europa gegen den sowjetischen Sozialismus angeführt wurde.

Das Jahr 1958 war ein Wendepunkt der islamischen Präsenz in Deutschland. Die älteste und mächtigste europäische islamische Institution, die Islamische Gesellschaft Deutschlands (IGD)wurde gegründet. Sie vertritt die  Muslimbruderschaft in Deutschland und ist Mitglied der Union Islamischer Organisationen in Europa.

 

Die Rolle der persönlichen Beziehungen im Entscheidungsprozess innerhalb der Bruderschaft wird hier hervorgehoben, was sich in der Betrachtung der Beziehungen zwischen vielen Mitgliedern der Organisation zeigt. Dies zeigt sich an der Verbindung zwischen Hasan al-Banna, dem Gründer der Muslimbruderschaft, und seinem persönlichen Sekretär Said Ramadan, der auch der erste Pionier der Muslimbruderschaft in Deutschland ist, der die Islamische Gesellschaft in Europagründete.

 

Die Strategie

Die Strategie der Bruderschaft basierte zu diesem Zeitpunkt auf drei Hauptinstrumenten:Der Islamische Zentralrat Deutschlands, die Islamische Stiftung Deutschlands, ist die Stimme der Muslime in Deutschland. Sie kontrollieren rund 60 islamische Zentren im ganzen Land, angeführt von den ägyptischen Muslimbrüder Ibrahim al-Zayyat, dem Schwager von Mohammad Sabri Arbakan, Anführer der  türkischen Gruppe Milli GörüsDer türkische Flügel von Milli Görüs, der große Teile der türkischen Gemeinde in Deutschland kontrolliert.

 

Die Bruderschaft ist in mehr als 30 deutschen Städten unter der Aufsicht einer Reihe von Jugendorganisationen verbreitet. 1994 versammelten sich 19 Organisationen, darunter die Islamische Gruppe, das Islamische Zentrum in München und das Islamische Zentrum Aachen, unter einem Dach, der Islamische Rat Deutschlands. Die Bruderschaft kontrolliert von den 19 Organisationen mindestens neun. Aus diesem Grund hat das Verhältnis der Bruderschaft zur deutschen Gesellschaft drei Phasen durchlaufen. Der deutsche Gelehrte Guido Steinberg untersucht es in seinem Buch" Der Westen und die Bruderschaft nach dem Aufstand des Arabischen Frühlings " diese Phasen wie folgt: 

 

Die erste Phase: Ende der fünfziger Jahre bis 1979, und die deutsch-muslimischen Beziehungen beschränkten sich auf geheime Kontakte zwischen den Elementen der Gruppe und den deutschen Geheimdiensten.

 

Die zweite Phase: Von 1979 bis 2011, als die Bruderschaft verstärktes Interesse seitens der deutschen Geheimdienste erlangte und die nachrichtendienstliche Zusammenarbeit insbesondere nach der islamischen Revolution im Iran deutlich zunahm.

 

Die dritte Phase: Mit Beginn der sogenannten arabischen Frühlingsrevolutionen und nach dem Sturz des Regimes der Gruppe in Ägypten im Jahr 2013

 

Diskursarten 

 

Der allgemeine Diskurs der Muslimbruderschaft ist von doppelter Form und Inhalt geprägt, er greift gleichzeitig Konzepte und Werte auf, die mit der westlichen Demokratie unvereinbar sind. Indem sie den säkularen Staat ablehnen, Gewalttaten und Terrorismus in der arabischen Welt politisch vertuschen und im ägyptischen Staat Presseerklärungen abgeben, die mit dem Terrorismus sympathisieren.

 

Gleichzeitig werden den Deutschen eine gesunde Sprache und ein gemäßigter Ton rübergebracht, um die deutsche öffentliche Meinung zu beeinflussen. Die Bruderschaft bestreitet immer ihre Darstellung der Gefahr in den europäischen Ländern, ihre Entitäten sind lediglich Koordinationskomitees zwischen den Zweigen der Muslimbruderschaft. Die den Anschein machen, das moderne Wertesystem zu übernehmen sowie Verschiedenheit, Demokratie und Menschenrechte zu akzeptieren.

 

Die langen Jahre, in denen die Bruderschaft in die deutsche Gesellschaft eindrang, waren weit davon entfernt, die deutsche Politik zu beeinflussen, besonders nachdem sie es geschafft hatten, ein Wirtschaftsimperium zu bilden, soziale Bindungen zu schaffen und von der Anwesenheit von Gemeinschaften von mehr als zwei Millionen Menschen zu profitieren. Neben dem Netzwerk der Bruderschaft-Unternehmen, wie Offshore-Gesellschaften, die außerhalb von Steuerbeschränkungen und strengen Kontrollen etabliert sind, wurde dies durch die Rechtssysteme der Bundesländer, insbesondere Bayern und Sachsen, verstärkt.

 

Angesichts des Einflusses der Bruderschaft in der deutschen Gesellschaft konnten sie nach der Revolution vom 30. Juni 2013 die Wirtschaftspolitik gegenüber Ägypten beeinflussen. Deutschland hat die Aktivitäten der BASF in der Stadt Sadat ausgesetzt, dass seit 60 Jahren in Ägypten tätig ist. Außerdemhat es auch die Unterzeichnung eines Abkommens zur Finanzierung des Sanierungsprojekts des Ataqa-Kraftwerks in der Provinz Suez auf unbestimmte Zeit verschoben.

Der Einfluss der Muslimbruderschaft auch auf die Politik in Deutschland weitete sich aus: Im Interview mit seinem ägyptischen Amtskollegen Nabil Fahmy (der vom 16. Juli 2013 bis zum 8. Juni 2014 im Amt war), forderte Außenminister Guido Westerwelle (1961-2016) am Rande der UN-Generalversammlung in New York, die Integration der Muslimbruderschaft in den ägyptischen politischen Prozess.

 

Die Flammen des Terrors

 

Deutschland ist nicht weit von der Welle des Terrorismus entfernt, die den europäischen Kontinent traf, vor allem vor dem Hintergrund eines nicht maßvollen Eingreifens in die Angelegenheiten der islamischen Welt und des Nahen Ostens.

 

Dies war in einer Reihe von Bombenanschlägen in Europa, einschließlich Deutschland, in den letzten Jahren, von denen die jüngste die Bombardierung von Ansbach am 24. Juli 2017 war.Der Täter verletzte 15 Menschen und starb am Anschlagsort, die in einer Bar waren. Der Attentäter schwor vorher Abu Bakr al-Baghdadi, Anführer der Organisation die Treue. Davor gab es drei Bombenanschläge in Deutschland innerhalb einer Woche,sowie viele andere Anschläge, die von den deutschen Behörden als Fehlgeschlagen bezeichnet wurden.

In den letzten Jahren wurden mit der Häufigkeit von Terroranschlägen gegen Europa die Ursprünge der historisch extremistischen Entitäten in Deutschland beleuchtet und ihre Beziehung zu diesen Prozessen untersucht. Wobei es naheliegend scheint, dass die Ermittlungen der Sicherheitsbehörden sich auf die Muslimbrüderschaft konzentrieren.  

 

So wurden offizielle und nicht offizielle Berichte verwendet, um die aktuelle Situation in Deutschland zu bewerten, einschließlich eines Berichts des Europäischen Zentrums für Terrorismusbekämpfung und Nachrichtendienst. Dieses überwacht die Verdoppelung der Anzahl der Mitglieder der salafistischen und radikalen Gruppen in der deutschen Hauptstadt im Vergleich zu früher. Der Bericht wies darauf hin, dass die Zahl der Mitglieder dieser Gruppen und extremistischen Organisationen 950 Menschen erreichte, mehr als doppelt so viel wie 2011; Sie waren nur 350 Leute.

 

Nach einem anderen Bericht des Bundesnachrichtendienstes über die Aktivitäten von Organisationen, die unter deutscher Sicherheitskontrolle sind. Haben die westlichen Regionen des Landes viele islamische Zentren, die den Neuankömmlingen von Asylbewerbern und muslimischen Einwanderern dienen. Dies ist nicht der Fall in den östlichen Regionen, diesnutzte Muslimbruderschaft aus, um die entsprechenden Hauptquartiere, wie Moscheen, bereitzustellen und die Bedürfnisse dieser Ankömmlinge zu befriedigen. Nach dem gleichen Bericht sind etwa 1000 Menschen der Extremkisten in Deutschland verteilt, die in Aktivitäten mit dem Bau von Moscheen in Großstädten arbeiten wie in Dresden, Leipzig und Meißen.

 

Die Belagerung

 

Der bayerische Staatssicherheitsdienst, der durchsetzungsstärkste gegen die Bruderschaft gezeigt hat, hat bereits viele Mitgliedsorganisationen der Muslimbrüder, wie das Haus des Multikulturalismus, verboten. Die Stadt Ulm (eine deutsche Stadt im Land Baden) verwandelte es im Jahr 2005, in ein Haus für Obdachlose.

 

Bayern war nicht das einzige Land das gegen die Muslimbrüder agiert hat. Das Land Nordrhein-Westfalen hat angekündigt, dass es Schritte gegen den Islamismus unternimmt, wozu vor allem das Verbot einer Reihe extremistischer Moscheen gehört. 19 Moscheen und ein Verein werden beobachtet. 

 

Offiziellen Statistiken zufolge stieg die Zahl der Salafisten in diesem Bundesstaat zwischen 2014 und 2016 von 2.500 auf 2.900, was die Besorgnis der Behörden hinsichtlich der zunehmenden Zahl von Terroranschlägen im Land und deren Zugangzum europäischen Raum verstärkt.

Unter anderem startete der bayerische Innenminister Günter Beckstein eine Kampagne gegen "radikal-islamische Zentren". Er erklärte damals in einem Interview, dass er Beweise für die Beteiligung einiger islamischer Zentren an der Rekrutierung von Militanten hat, und, dass diese Zentren, als Plattformen genutzt werden um gegen andere Völker aufzuhetzen. Es wurde auch beschlossen, die Zulassung der Deutschen Islamischen Schule in München zurückzunehmen, die Schule galt als Plattform für die Bruderschaft. Es wurden ebensozwei Imame der Muslimbrüder im Februar und Juni 2005 nach Ägypten abgeschoben, weil sie Hass angestiftet hatten und gegen die Prinzipien der deutschen Verfassung über die Koexistenz der Völker verstoßen hatten. Laut Beckstein erhielten einige der Abgeschobenen eine militärische Ausbildung in einem geheimen Al-Qaida-Lager in Pakistan.

 

Die Experten der Tarnung 

 

Susanna Schröter, Forscherin im Zentrum für islamische Recherchen in Frankfurt, weist darauf hin, dass die Muslimbrüder Experten für Tarnung sind. Sowohl im Hinblick auf die organisatorische Arbeit als auch auf die politischen Ziele, weil sie bei der Stärkung ihrer politischen Position immer deutlicher über ihre geheimen Ziele sprechen. Aber sie bevorzugen es, tolerant und verständnisvoll zu erscheinen, wenn sie sich in einer Gesellschaft wie der deutschen Gesellschaft schwach fühlen oder eine Minderheit sind.

 

Die Bruderschaft nutzt auch wirtschaftliche und soziale Projekte mit dem Ziel, Gesellschaften zu durchdringen und zu beeinflussen, was auch durch Versuche verstärkt wird, politischen Parteien und politischen Figuren in Deutschland näher zu kommen.

 

Professor Sigrid Hermann Marshall, Expertin für islamische Angelegenheiten, sagt, dass sich die Muslimbruderschaft im Westen als moderate Anhänger des Dialogs und des Verständnisses zwischen den Religionen präsentiert. Aber sie fördern ihre politischen Ziele in arabischen und islamischen Ländern offen, durch wirtschaftliche und soziale Projekte, und das tun sie auch in Deutschland und im Westen.

 

So kann die Zukunft der Bruderschaft in Deutschland durch ihre Fähigkeit bestimmt werden, sich an neue Veränderungen anzupassen. Was sich dem Entscheidungsträger im Allgemeinen aufdrängt, an dessen Spitze die große Bandbreite der Gewalt gegen die deutsche Gesellschaft steht. Sowie die Diskussion über das Netzwerk der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen der Bruderschaft in Deutschland, und das Ausmaß ihrer Auswirkungen auf das System der deutschen Interessen nach innen und außen, sowie die Razzien von Behörden in großen Staaten wie Bayern, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und anderen Bundesländern.

 

In diesem Zusammenhang wird erwartet, dass der Druck und die Belagerung auf die Einheiten der Muslimbruderschaft erhöht werden. Dies deckt sich mit den diplomatischen Bemühungen des ägyptischen Staates seit der Revolution vom 30. Juni 2013 in der Entwicklung der offiziellen Beziehungen zwischen Kairo und Berlin. Dies wird durch die jüngsten Erfahrungen Europas in der Eskalation des Umfangs der terroristischen Operationen bestätigt. Und die Rückkehr einiger europäischer Kämpfer aus den Reihen der "ISIS" in Syrien und im Irak. Was eine Überprüfung des deutschen Rechtssystems, beim Umgang mit Einwanderern erfordert. Vor allem die die unter dem internationalen Schirm der Muslimbrüder arbeiten. Sowie eine Überprüfung der deutschen Politik gegenüber Terrorismus in der Welt und im Nahen Osten speziell.

  


"