Herausgegeben vom CEMO Centre - Paris
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Die christliche Prägung der Bundeskanzlerin

Sonntag 27.Dezember.2020 - 12:17
Die Referenz
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„So wahr mir Gott helfe …“ Mit einer festen Stimme hat Frau Merkel am 22. November 2005 im Deutschen Bundestag ihren Amtseid geschworen. Im Fernseher hat die ganze Nation ihre Amtseid verfolgt, als auch Freunde die auf der Besuchertribüne anwesend waren. Die CDU-Politikerin  bekennt sich damit öffentlich zu ihrem Glauben. Ihr Vorgänger, Bundeskanzler Gerhard Schröder(SPD), hatte den Eid ohne Gottesformel gesprochen.

 

Merkel wuchs in einem Pfarrhaus auf, da erscheint ein offensives Bekenntnis zum christlichen Glauben vielen selbstverständlich. Sie selbst allerdings hat der Fotografin Herlinde Koelbl mal ziemlich direkt erklärt, dass ein Mensch natürlich „nicht dadurch gläubig wird, dass er in einem Pfarrhaus aufwächst“. Logisch. Der Sohn eines Fußballtrainers muss ja auch nicht von Hause aus der Super-Kicker sein.

Merkel schmettert Kirchenlieder

Das mit dem offensiven Bekenntnis zum Glauben jedenfalls war für Merkel lange eine Sache für sich. Nach den Adventsfeiern der Unionsfraktion war – alle Jahre wieder – zu hören, dass die Kanzlerin besonders inbrünstig und ausgesprochen textsicher beim „Macht hoch die Tür‘“ mitgeschmettert habe. In Zeiten vor der Pandemie jedenfalls. Die christliche Kultur ist ihr vertraut. Als ein spitzfindiger Journalist aber die frühe Merkel um die Jahrtausende fragte „Beten Sie?“ und damit ungeschickterweise auch noch in das Interview einstieg, ging die Raumtemperatur gleich gefühlt um zehn Grad runter. Merkel reagierte abwehrend.

Für sie war ihr Glaube lange kein Thema. Jedenfalls kein öffentliches. In ihrer Anfangszeit als CDU-Vorsitzende stand Merkel denn auch bei einzelnen Parteifreunden ein bisschen unter Abweichler-Verdacht. Sollte ausgerechnet die Nr. 1 einer C-Partei ein Problem haben mit dem hohen C? Die Gretchen-Frage – „Nun sag, wie hast du's mit der Religion?"  – wurde von der Parteivorsitzenden bisweilen mit einem unausgesprochenen „Sag‘ ich nicht“ beantwortet. Schweigen.

 

 

Religionszugehörigkeit als bloßes Etikett ist es erkennbar nicht, was Merkel interessiert. Wenn, dann geht es ihr offenkundig um eine Religiosität, die den Unterschied macht. „Leben nicht schon die meisten Menschen in unserem Land und in Europa“, hat sie vor 15 Jahren beim evangelischen Kirchentag gefragt, „längst so, als wenn Gott abwesend wäre?“ Die Antwort konnte sich dann jeder und jede selbst geben.

 

An guten Tagen ist der Glaube schwächer

Sie neige dazu, „an guten Tagen weniger zu glauben als an schlechten“, hat die junge Angela Merkel der Fotografin Koelbl anvertraut. Es entlaste sie, dass der Mensch „sündigen darf und ihm dies vergeben wird“.

Vor sechs Jahren sprach Merkel in der Maria-Magdalenen-Kirche in ihrer alten Gemeinde in Templin oben auf der Kanzel über Christsein und Politik. Wie sie sich dort fühlte?  „Ich fühl' mich an der falschen Stelle“, antwortete sie.  Merkel meinte damit – so darf man annehmen – nicht nur den Platz am Mikro, sondern auch die Rolle. Religion ist für sie am Ende etwas zutiefst Persönliches. Und über diesen ganz persönlichen Kern – da hat sich im Laufe der Jahre wenig geändert - spricht sie kaum.

 



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