800 Kölner sind mit dem Virus infiziert – ohne es zu wissen
Samstag 07.November.2020 - 01:51
Rund 800 Einwohner der Millionenstadt Köln wissen derzeit nicht, dass sie mit COVID-19 infiziert sind. Diese Zahl nannte Harald Rau, der städtische Sozialdezernent, am Freitag im Gespräch mit WELT. „Wir konnten diese Menschen, die sich in einem städtischen Testzentrum testen lassen haben, bislang nicht über ihr positives Ergebnis informieren“
Grund für den Engpass, erklärte Rau, sei die Weise, auf die in Köln Ergebnisse an die Getesteten übermittelt werden: Bürger, die an einer städtischen Teststation – etwa beim Gesundheitsamt, am Flughafen oder Hauptbahnhof – einen Test auf das Corona-Virus machen lassen, werden nicht etwa automatisch per E-Mail über das Ergebnis informiert, sondern müssen einzeln von Mitarbeitern des Gesundheitsamts kontaktiert werden.
Die Folge: Weil sie von ihrer Infektion nichts wissen, geht vermutlich ein Teil der Betroffenen weiter seinem Alltag nach und steckt so möglicherweise weitere Menschen an. Für wie viele von ihnen dies gilt – und wie viele sich ohnehin freiwillig in Quarantäne begeben haben – ist unklar .
Rau erklärte, der Stadtverwaltung sei es bislang nicht gelungen, die Überforderungssituation ausgleichen zu können. Zwar gebe es in der Verwaltung eine „kaskadierende Einsatzplanung“ – das Gesundheitsamt ziehe Mitarbeiter aus anderen städtischen Behörden zusammen. „Aber angesichts der hohen Infektionszahlen kommen wir nicht mehr hinterher.“
Nach Angaben der Verwaltung waren am Donnerstag im Stadtgebiet Köln 2892 Personen mit COVID-19 infiziert. Gemäß den Zahlen, die Sozialdezernent Rau nannte, weiß demnach rund ein Viertel der Infizierten nichts davon.
Eine Sprecherin der Stadt erklärte am Freitagnachmittag, man habe den Informationsrückstand schon teilweise aufholen können, indem man nun 90 weitere Kräfte zur Kontaktnachverfolgung eingeteilt habe. Zudem stellte sie eine zeitnahe Digitalisierung von Meldeprozessen in Aussicht.
Größere Probleme bei der Übermittlung von Testergebnissen waren zuletzt im August in Bayern bekannt geworden. Dort waren aufgrund einer Panne 44.000 Ergebnisse getesteter Reiserückkehrer erst mit großer Verspätung an die Betroffenen übermittelt worden. Der Vorfall hatte zu Rücktrittsforderungen gegen Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) geführt.Im September gab es in Bayern eine weitere Panne bei der Übermittlung von Testergebnissen, von der 10.000 Menschen betroffen waren. Diese waren an bayerischen Flughäfen auf das Coronavirus getestet worden und bekamen nicht innerhalb der versprochenen Frist von 48 Stunden ein Ergebnis.