Wut in Thailand: Proteste von mehr als 150.000 Menschen, die Forderungen an Merkel stellen
Montag 19.Oktober.2020 - 05:12
Bangkok - Merkur - In Thailand schwelt weiter der Zorn auf Regierung und König: Trotz eines Versammlungsverbots sind in der Hauptstadt Bangkok am Sonntag erneut tausende Menschen auf die Straßen gegangen. Den vierten Tag in Folge forderten die pro-demokratischen Demonstranten den Rücktritt von Regierungschef Prayut Chan-O-Cha.
Nach Informationen der Rechtshilfegruppe „Thai Lawyers for Human Rights“ wurden sieben Menschen bei friedlichen Protesten festgenommen. Unter ihnen sei Panupong Jadnok, einer der wenigen bis dahin noch freien Köpfe der Demokratiebewegung. Beamte in Zivilbekleidung nahmen ihn demnach mit. Unbeeindruckt davon versammelten sich am Sonntag landesweit Tausende Regierungskritiker zum Protest. In rund 20 Städten fanden Kundgebungen statt.
Die größtenteils jungen Demonstranten besetzten trotz verschärfter Maßnahmen durch die Regierung eine große Kreuzung in Bangkok und hielten Plakate mit den Abbildern festgenommener Aktivisten in die Höhe. Offenbar gab es schon zuvor eine empfindliche Schrecksekunde für den Bayern als Thai Kini bekannten Maha Vajiralongkorn alias Rama X.
Unterdessen haben Monarchie-Kritiker auch eine Petition an die Bundesregierung um Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Heiko Maas (SPD) gerichtet. Sie fordern, den König in Deutschland zur „Persona non Grata“ zu erklären.
„Seine Majestät zog seinen persönlichen Komfort den wesentlichen Angelegenheiten des Königreichs vor“, heißt es in dem Text zu der Eingabeauf der plattform change org auf diesem Wege könne Rama, der auch in Corona-Zeiten „alle in Deutschland und Thailand geltenden Vorschriften missachtet“ habe, ein weiterer Aufenthalt in der Bundesrepublik untersagt werden. Bis Sonntagabend hatten mehr als 150.000 Menschen unterzeichnet.
Maas hatte laut einen Berichte der Neuen Zürcher Zeitung zuletzt politische Schritte nicht ausgeschlossen. Im Bundestag waren Ramas Bayern-Besuche am 14. Oktober ebenfalls Thema. „Wir haben deutlich gemacht, dass Politik, die das Land Thailand betrifft, nicht von deutschem Boden auszugehen hat“, erklärte der Außenminister. Er stellte allerdings keine diplomatischen Konsequenzen für den Monarchen in Aussicht, sondern ein Einfrieren der Handelsgespräche zwischen EU und Thailand - falls die dortige Regierung weiter aggressiv gegen die Demokratisierung vorgehe.
Die pro-demokratische Protestbewegung fordert den Rücktritt der Regierung und eine offene Debatte über die Rolle der Monarchie in Thailand. General Chan-o-cha ist seit einem Putsch des Militärs 2014an der Macht.
Die Demokratiebewegung fordert auch ein Ende der Einschüchterung von Bürgern und politischen Gegnern. Für Empörung sorgten zudem die Festnahmen von Aktivisten der Demokratiebewegung. Einigen von ihnen droht lebenslange Haft gemäß einem seit Jahrzehnten nicht mehr angewandten Gesetz.