Merkel nimmt minderjährige Flüchtlinge aus Moria auf
Donnerstag 10.September.2020 - 09:49
Nach dem Großbrand im Flüchtlingslager von Moria dürfen zunächst Hunderte Minderjährige die Insel verlassen. Deutschland und Frankreich wollen sie zusammen mit anderen EU-Staaten aufnehmen. Griechenland wird aber nicht darunter sein.
Berlin - Welt - Deutschland und Frankreich wollen nach dem verheerenden Brand im griechischen Flüchtlingslager Moria minderjährige Migranten aufnehmen – wenn möglich gemeinsam mit anderen EU-Ländern. Um die Übernahme habe sie der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis in einem Telefonat gebeten, sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag bei einer Diskussion mit dem Vorsitzenden der Europäischen Volkspartei EVP, Donald Tusk, in der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin. Eine konkrete Zahl, wie viele Menschen Deutschland aufnehmen wird, nannte Merkel nicht.
Sie hoffe, dass sich auch andere EU-Mitgliedsstaaten an der Aufnahme der minderjährigen Flüchtlinge beteiligen würden, sagte Merkel. Sie habe mit Mitsotakis zudem besprochen, dass man sofort dabei helfe, neue und bessere Unterbringung für die von dem Brand betroffenen Menschen sicherzustellen. „So kann es nicht bleiben und Deutschland wird sich daran beteiligen“, sagte die Kanzlerin.
Merkel sagte: „Es müssen weitere Schritte folgen.“ Deutschland habe sich der Verantwortung für die Migranten gestellt. „Aber wir können nicht zufrieden sein mit einer europäischen Migrationspolitik. Die gibt es im Grunde heute so nicht. Und wenn das so bleibt, ist das eine schwere Bürde für Europa“, kritisierte die Kanzlerin. Sie werde die bis Ende des Jahres laufende deutsche EU-Ratspräsidentschaft nutzen, um hier Fortschritte zu machen.
„Wir müssen mit Griechenland solidarisch sein“, sagte Macron auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika. Es gehe nun um eine „gute Antwort der Solidarität“ an Griechenland, so der 42-Jährige weiter.
Zuvor war die Rede von 400 minderjährigen Flüchtlingen, die aufgenommen werden sollten. Diese Zahl 400 gilt nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in Berlin für alle teilnehmenden Länder – wie viele davon Deutschland übernehmen würde, stehe noch nicht fest, hieß es.
Demnach werde derzeit mit weiteren Ländern über eine Teilnahme an der Aktion verhandelt. Griechenland selbst bitte demnach nicht ausdrücklich um die Übernahme weiterer Personen, hieß es weiter. In Athen werde befürchtet, dass ansonsten Sabotage auch in anderen Flüchtlingslagern angereizt werden könne.
Die griechische Regierung hatte zuvor bereits gezielte Brandstiftung als Auslöser der Katastrophe festgestellt. Der stellvertretende Migrationsminister Giorgos Koumoutsakos schloss zudem am Donnerstag aus, dass auch erwachsene Migranten die Insel verlassen dürfen. Im Nachrichtensender Skai sagte er: „Wer denkt, er könne zum Festland und dann nach Deutschland reisen, der soll es vergessen.“
Die UN-Flüchtlingshilfe stellte unterdessen eine Soforthilfe in Höhe von 250.000 Euro bereit. Die Bewohner des Camps benötigten Transportmittel, Notunterkünfte sowie grundlegende Hilfsgüter und müssten vor einer Ausbreitung des Coronavirus geschützt werden, teilte die Organisation mit.
Bei Bränden in der Nacht zum Mittwoch war das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos fast vollständig zerstört worden. Dort waren statt der vorgesehenen 3000 Migranten mehr als 12.000 Menschen untergebracht.