Die EU unterstützt Griechenland gegen die Türkei
Dienstag 11.August.2020 - 08:37
Zwischen Athen und Ankara eskaliert der Streit um Gasvorräte. Die EU-Sanktionen gegen Ankara verhängen - aber unter einer völkerrechtlichen Bedingung
Wegen des Streits mit der Türkei um Gas- und Ölbohrungen im östlichen Mittelmeer hat Griechenland eine Dringlichkeitssitzung der EU-Außenminister gefordert. Das teilte das Büro des griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis am Dienstag mit. Am Tag zuvor war der Streit erneut eskaliert, nachdem die Türkei die Entsendung eines Erkundungsschiffes zwischen dem 10. und 23. August vor die griechische Insel Kastellorizo angekündigt hatte. Griechenland hatte dies als "Bedrohung des Friedens" im östlichen Mittelmeer kritisiert.
Die Situation im östlichen Mittelmeer sei „sehr ernst“, sagte ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell am Dienstag in Brüssel. Die EU zeige „volle Solidarität“ mit den Mitgliedstaaten Griechenland und Zypern, fügte er hinzu. Die Äußerung kann auch als Warnung an die Adresse Ankaras verstanden werden. Denn die Türkei hatte am Montag das Forschungsschiff „Oruc Reis“ in Gewässer südlich der griechischen Insel Kastellorizo beordert. Dort soll das Schiff nach Gas forschen. Griechenland betrachtet die fraglichen Gewässer als Teil seiner Wirtschaftszone.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Streit zwischen Athen und Ankara um die Energiereserven im östlichen Mittelmeer eskaliert. Bereits Ende Juli hatte Athen die griechische Marine in die Ägäis geschickt, nachdem Ankara angekündigt hatte, mögliche Gasvorkommen vor Kastellorizo zu erkunden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte von diesem Vorhaben aber zwischenzeitlich abgelassen - nicht zuletzt aufgrund einer Intervention von Bundeskanzlerin Angela Merkel
Griechische Marine in erhöhter Alarmbereitschaft
Inzwischen hat Griechenland ein Abkommen geschlossen, das den beiden Ländern ein Exklusivrecht bei der Ausbeutung der Öl- und Gasvorkommen in der fraglichen Region zusichert. Daraufhin schickte die Türkei das Forschungsschiff „Oruc Reis“ jetzt in die Nähe von Kastellorizo - in Begleitung mehrerer Marineschiffe. Die Athener Regierung reagierte, indem sie die Marine in erhöhte Alarmbereitschaft versetzte. Nach einem Bericht der griechischen Zeitung „Ekathimerini“ verursachte das erhöhe Schiffsaufkommen in der Nähe der „Oruc Reis“ dazu, dass wegen der entstehenden Geräusche die geplanten seismischen Erkundungen nicht möglich sind.
Athen will Sondersitzung der EU-Außenminister beantragen
Auch auf EU-Ebene wird genau auf die weitere Entwicklung in dem Streit zwischen Griechenland und Zypern, das ebenfalls Anspruch auf Öl- und Gasvorräte in der Region erhebt, einerseits und der Türkei auf der anderen Seite verfolgt. In Athen hieß es am Dienstag nach einem Krisentreffen zwischen Regierungschef Kyriakos Mitsotakis und Außenminister Nikos Dendias, dass Griechenland die Einberufung eine Sondersitzung der EU-Außenminister beantragen wolle.
Zypern, Türkei und Griechenland streiten
In den Streit sind mehrere Länder involviert. Im Januar hatte Griechenland mit Zypern und Israel gegen den Willen Ankaras ein Abkommen über den Bau einer Gaspipeline durchs Mittelmeer unterzeichnet. Vergangenes Jahr hatte die Türkei ein Abkommen mit der Einheitsregierung in Libyen abgeschlossen, um ihr Seegebiet auszuweiten. Dieses Abkommen wird wiederum von Zypern und Griechenland nicht anerkannt.
Das türkische Außenministerium hatte dieses Abkommen für "null und nichtig" erklärt.