Herausgegeben vom CEMO Centre - Paris
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Die Libanesen verfluchen die Rolle von Hisbollah und Iran

Sonntag 09.August.2020 - 11:57
Die Referenz
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Die Einwohner Beiruts sind darauf eingestellt, den Wiederaufbau der Stadt alleine zu stemmen. 158 Libanesen wurden bei der Detonation von 2750 Tonnen Ammoniumnitrat im Hafen getötet, über 5000 verletzt. Die Opferzahlen steigen noch immer. Geschätzter Sachschaden obendrein: zwischen zehn und 15 Milliarden Dollar. Aktivisten übernehmen die Initiative Hinter der alten Tankstelle, Hauptquartier und Namensgeber der Nation Station, werden Bretter zu neuen Türen verschraubt, vorne werden Reisgerichte serviert, Kleider und Hygieneartikel verteilt. Außerdem haben die jungen Aktivisten eine Datenbank aufgebaut und Helfer mit Formularen losgeschickt, um die verbliebenen Bewohner und Schäden im Viertel zu quantifizieren. Seine Bekanntgabe wirkte überfällig, nach der Explosion, die die Hauptstadt des Landes zur Hälfte zerstörte, nach einer beispiellosen Wirtschaftskrise und der Verarmung weiter Teile der Bevölkerung in den vergangenen Monaten. Und während im Stadtzentrum von Beirut am Samstag noch Demonstranten von Sicherheitskräften mit Tränengas und teilweise sogar mit scharfer Munition beschossen wurden. Das Rote Kreuz und das Islamische Hilfskorps berichteten von insgesamt 728 zum Teil Schwerverletzten. Auch ein Polizist wurde bei den Auseinandersetzungen getötet. Die Hisbollah ist Teil des Problems Michael Young vom Carnegie Middle East Center in Beirut, einer der entschiedensten Kritiker der Schiitenmiliz, sieht in der Katastrophe vom Dienstag zumindest einen positiven Nebeneffekt: „Alle Libanesen wissen jetzt, dass Hisbollah Teil des Problems ist.“ Die Miliz, die sich lange als Widerstandskraft gegen die israelische Besatzung des Südens und als Anti-Establishment-Kraft inszenierte, werde nun als Beschützer und Teil des konfessionellen Politsystems wahrgenommen. Auch seien die Umstände der Explosion im Hafen weiterhin so undurchschaubar, dass viele Libanesen dort auch ein geheimes Lager der Gruppe vermuten. „Nicht zuletzt wird die Hisbollah für die Isolation des Landes von der arabischen Welt verantwortlich gemacht“, sagt Michael Young. Tatsächlich waren am Rande der Proteste am Samstag in Beirut auch neue Graffitis zu sehen: „Iran raus“ und „Hisbollah-Terroristen“. Selbst Verunglimpfungen des Milizführers Hassan Nasrallah konnte man dort vernehmen, davor hatten sich viele Demonstranten noch während der großen Revolte im Oktober gefürchtet. Alle wissen, was es vor allem braucht: Gegenseitige Hilfe Es wird für die kurz- und mittelfristige Entwicklung des Libanons entscheidend sein, ob die Hisbollah, wenn auch nur vorübergehend, das Feld räumt. Denn mit ihr ist eine neue, internationale zumindest halbwegs akzeptierte Regierung unter sunnitischer Führung, etwa mit Ex-Premier Saad Hariri an der Spitze, nicht vorstellbar. Mit ihr werden keine Milliardenkredite fließen. Das Land aber steht unmittelbar vor der Pleite, steckt eigentlich schon mitten darin.    
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