Margot Käßmann : Erdogan provoziert absichtlich
Montag 20.Juli.2020 - 12:02
In der Debatte um die Umwandlung des Istanbuler Wahrzeichens Hagia Sophia in eine Moschee kritisiert die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, den türkischen Präsidenten Erdogan Die taktischen Politikspiele eines Präsidenten, der konservative Muslime beeindrucken will, sind erbärmlich", schreibt Käßmann in der "Bild am Sonntag". "Nach 85 Jahren wird die Hagia Sophia dazu missbraucht, Macht zu demonstrieren und Zwietracht zu säen", so die Theologin. Erdogans Beschreibung der Umwandlung als "Auferstehung" hält sie demnach für eine "gezielte Provokation".
"Sophia" sei der griechische Begriff für Weisheit, schreibt Käßmann weiter und merkt an: "Davon hat Herr Erdogan offensichtlich nicht viel. Denn ein weiser Staatsführer würde versöhnen und nicht spalten wollen." Die Pfarrerin fürchtet nach eigener Aussage, dass die Hagia Sophia zum Symbol der Ausgrenzung werden könne. Erdogan zerstöre "ein Symbol für das friedliche Miteinander von Christentum und Islam".