Die Hagia Sophia dreht die Welt auf Erdogan
Dienstag 14.Juli.2020 - 08:17
Die Umwidmung der Hagia Sophia in eine Moschee stößt international auf massive Kritik. Neben Griechenland und der EU findet auch die Kirche deutliche Worte.
Istanbul – Nach der Ankündigung Erdogans, die ehemalige Kirche Hagia Sophia in Istanbul zur Moschee umzuwidmen, gibt es aus vielen Länder deutliche Kritik. Griechenland hat der Türkeibereits mit Konsequenzen gedroh der türkisch Präsident Erdogan habe einen „historischen Fehler begangen“, erklärte der griechische Regierungssprecher Stelios Petsas am Samstag (11.07.2020). Auf diese Beleidigung der christlichen Welt müsse es eine entsprechende Antwort geben.
Griechenland verurteilt dieses Verhalten Erdogans und wird alles tun, was es kann, damit es Konsequenzen für die Türkei gibt“, sagte Petsa. Details nannte er nicht. Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hatte zuvor erklärt, dass der Beschluss Erdogans Folgen für die Beziehungen der Türkei zur EU haben werde.
Weil die Hagia Sophia eine so große Bedeutung für die orthodoxe Kirche hat, kamen die deutlichsten Reaktionen neben Griechenland aus Russland. Metropolit Ilarion vom Moskauer Patriarchat sprach im russischen Staatsfernsehen von einem Schlag gegen die Orthodoxie. „Für alle orthodoxen Christen auf der Welt ist die Hagia Sophia ein wichtiges Symbol, wie der Petersdom in Rom für die Katholiken.“ Die Umwidmung werde die Beziehung der Türkei zur christlichen Welt beeinflussen.
Russlands Vize-Außenminister Alexander Gruschko erinnerte an die Bedeutung der Hagia Sophia in Istanbul. Es gebe heute nicht mehr viele Symbole mit solch einer jahrhundertealten Geschichte, die auch Einfluss auf die Entwicklung der Menschheit gehabt hätten, sagte er der Nachrichtenagentur Interfax am Samstag. Gruschko erwartet nun von der Türkei, das Gebäude zu schützen, zu erhalten und weiter öffentlich zugänglich zu lassen: „Ich hoffe sehr, dass alle Verpflichtungen vollständig umgesetzt werden.“
Ähnlich äußerten sich zuvor die USA. Die Weltkulturerbestätte müsse weiterhin für alle Besucher offen bleiben, hieß es. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borell nannte die türkische Entscheidung „bedauerlich“, denn die Türkei habe sich als Gründungsmitglied der „Allianz der Zivilisationen“ zur Förderung des interreligiösen Dialogs und der Toleranz verpflichtet. Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian bedauerte die Entscheidung, die einen der symbolischen Akte der modernen und säkularen Türkei infrage stelle. „Die Hagia Sophia muss weiterhin die Pluralität und Vielfalt des religiösen Erbes, des Dialogs und der Toleranz repräsentieren“, forderte Drian.