Erdogan verschärft die Spannungen zwischen ihm und Moskau über die Hagia Sophia
Montag 13.Juli.2020 - 10:36
Noch vor Monatsablauf soll die Hagia Sophia für muslimische Gläubige öffnen. Griechenland spricht von einem "historischen Fehler" - und auch aus Russland kommt scharfer Protest.
Wie Spiegel gesagt :Wegen der geplanten Umwandlung der Hagia Sophia bislang ein Museum - in eine Moschee droht Griechenland der Türkei mit Konsequenzen. Der türkische Präsident Erdogan habe einen "historischen Fehler begangen", warnte der griechische Regierungssprecher Stelios Petsas. Es handele sich um eine Beleidigung der christlichen Welt, darauf müsse eine entsprechende Antwort geben werden. Die EU, Russland und die USA nannten die Entscheidung bedauerlich. Die russisch-orthodoxe Kirche zeigte sich entsetzt.
der einstigen Kirche als Museum aberkannt. Daraufhin ordnete Präsident Erdogan an, das Gebäude für das islamische Gebet zu öffnen. In dem am Samstag für Besucher geschlossenen Wahrzeichen begannen bereits Vorbereitungen für die Umwidmung. Mitarbeiter des Tourismusministeriums inspizierten die Kuppel und die Minarette, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.
Der Vorsitzende der Religionsbehörde Diyanet, Ali Erbas, sagte: "Wir haben mit der erforderlichen Arbeit begonnen." Er hoffe, bis zum 24. Juli fertig zu sein. Nach Erdogans Willen soll die einstige Kirche dann als Moschee genutzt werden können.
Weil die Hagia Sophia eine so große Bedeutung für die Orthodoxie hat, kamen die deutlichsten Reaktionen aus Griechenland und Russland Metropolit Ilarion vom Moskauer Patriarchat sprach von einem "Schlag gegen die Orthodoxie": "Für alle orthodoxen Christen auf der Welt ist die Hagia Sophia ein wichtiges Symbol, wie der Petersdom in Rom für die Katholiken." Die Umwidmung werde die Beziehung der Türkei zur christlichen Welt beeinflussen.
Die innenpolitische Lage in der Türkei und die Faktoren, die zur Umwidmung geführt hätten, könnten unterschiedlich eingeschätzt werden, sagte der Metropolit weiter. "Aber das geistige und kulturelle Erbe einer ganzen Welt sollte nicht als Geisel einer politischen Situation genommen werden."
Auch der Ökumenische Rat der Kirchen übt Kritik. Der amtierende Generalsekretär des Rates, Ioan Sauca, sprach in dem am Samstag veröffentlichten Schreiben von "Trauer und Bestürzung". Die Hagia Sophia sei "ein Ort der Offenheit, der Begegnung und der Inspiration für Menschen aller Nationen und Religionen". Bislang sei sie ein Symbol gewesen für die "Verbundenheit der Türkei mit dem Säkularismus" und ihren "Wunsch, die Konflikte der Vergangenheit hinter sich zu lassen". Sauca kritisierte, dass Erdogan "dieses positive Zeichen der Offenheit der Türkei in ein Zeichen der Ausgrenzung und Spaltung verwandelt" habe. Dem Ökumenischen Rat der Kirchen gehören rund 350 christliche Kirchen an, er vereint etwa 500 Millionen Gläubige.