Westliche Medien berichten über die Diskriminierung der WM-Gastarbeiter in Katar
Samstag 25.April.2020 - 03:35
WDR Sport inside und der britische „Guardian“ hatten kürzlich unabhängig voneinander wiederholt auf Missstände beim Umgang mit den Gastarbeitern Katars hingewiesen. Demnach seien diese durch die Unterbringung in Massenunterkünften, katastrophale Hygiene und schlechte Lebensmittelversorgung in der Coronakrise besonders gefährdet, sich mit dem Virus anzustecken. Zumal Teile der Unterkünfte zwischenzeitlich komplett abgeriegelt wurden.
Auch Amnesty International beklagte in einer Stellungnahme mangelnden Zugang zur Wasser- und Sanitärversorgung. Gegenüber dem SPIEGEL bekräftigte die Organisation die Sorge. Es sei „unmöglich“, sich an die Empfehlungen zur Virus-Eindämmung zu halten. In der Folge habe es schon eine signifikante Zahl an Infektionen gegeben, sagte die zuständige Expertin May Romanos. „Gastarbeiter in der Golfregion sind ohnehin hoch gefährdet von Missbrauch und Ausbeutung. Die Covid-19-Pandemie hat das noch verschlimmert.“
Kritik an den Unterkünften in der sogenannten "Industrial Area", eine halbe Stunde außerhalb von Doha, hatte es schon vor der Coronakrise gegeben. Vor allem Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch hatten in den vergangenen Jahren immer wieder die Zustände angeprangert. Auch sollen Unternehmen ihren Arbeitern keinen Lohn gezahlt und die Pässe eingezogen haben, um die Arbeiter an der Ausreise zu hindern. Auf den Baustellen sind hundertfach Arbeiter zu Tode gekommen, doch unabhängige Untersuchungen zu den Umständen gibt es nicht.
Auf die Frage, ob es überhaupt vertretbar ist, die Bauarbeiten in der jetzigen Krise weiterzuführen, sagt Homayounpour: "Es ist sehr wichtig, Maßnahmen zum Schutz der Arbeiter zu ergreifen, ihr Bewusstsein zu schärfen und sie mit den nötigen Mitteln auszustatten, sich selbst zu schützen. Es ist aber an jedem Mitgliedsstaat (der ILO) selbst zu entschieden, ob sie alle Arbeit einstellen oder nicht." Es sei demnach "vertretbar", die Arbeit fortzusetzen.
Die WDR-Dokumentation verweist allerdings auf aktuelles Videomaterial, Fotos und Sprachnachrichten von Arbeitern. Es sei in den Unterkünften und auf den Baustellen demnach unmöglich, soziale Distanz einzuhalten. Es gebe in der Lockdown-Area kaum zu Essen und nur leere Regale in den Supermärkten. Aufnahmen zeigen, wie sich bei Lebensmittelverteilungen Hunderte Arbeiter drängen und der Großteil dennoch leer ausgeht. Ein Menschenrechtsvertreter spricht gegenüber dem WDR von "systematischer Diskriminierung der Gastarbeiter".