Angela Merkel mahnt vor Ostern: "Wir dürfen jetzt nicht leichtsinnig werden"
Donnerstag 09.April.2020 - 05:29
Berlin (Bild) - Freie Tage, Sonnenschein – trotzdem sollen die Menschen an Ostern die harten Regeln im Kampf gegen das Coronavirus beachten! Der Lohn der Disziplin: vorsichtige Schritte zurück in den Alltag. Das stellt Bundeskanzlerin Angela Merkel bei Ihrer Ansprache am Donnerstag in Aussicht. Merkel vorsichtig optimistisch: „Der Anstieg flacht sich leicht ab!“
Es müsse in Spannen von zwei bis drei Wochen geschaut werden, wie sich die Lage entwickle. Am Mittwoch will Kanzlerin Merkel mit den Ministerpräsidenten darüber beraten, wie die Einschränkungen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens gelockert werden können. Europa betreffend setzt die Bundeskanzlerin auf eine Einigung in der Gruppe der Euro-Länder auf Milliardenhilfen unter anderem für Italien und Spanien noch im Laufe des Tages. Sie verweist auf die diskutierten Hilfen über den Europäischen Stabilisierungsmechanismus (ESM), die Europäische Investitionsbank (EIB) und über einen europäischen Fonds für Kurzarbeitergeld. Das zusammen summiere sich auf „ziemlich viele Milliarden“, und sie hoffe, „dass sie heute beschlossen werden können“.
Es gebe einen „Hoffnungsschimmer“, sagte Merkel auch zuvor in einer Videokonferenz der Bundestagsfraktion von CDU und CSU. Es sei bisher ganz gut gelungen, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, wurde die Kanzlerin zitiert. Es dauere mittlerweile zum Beispiel länger, bis sich die Zahl der Infizierten verdopple.
Die Bundeskanzlerin mahnt, auch über Ostern die Kontaktbeschränkungen einzuhalten. Immerhin: Sie sieht derzeit keine Notwendigkeit, die Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie zu verschärfen. „Wir können uns sehr, sehr schnell das zerstören, was wir jetzt erreicht haben“, sagt Merkel. Die Entwicklung der Infektionszahlen gebe „Anlass zu vorsichtiger Hoffnung“.
Man werde nur in kleinen Schritten und ganz vorsichtig vorgehen können, sagt Merkel. Eine sehr wichtige Einschätzung dazu werde eine Studie von Wissenschaftlern der Leopoldina sein, die am Montag oder Dienstag veröffentlicht werde. „Wir dürfe uns nicht in Sicherheit wiegen“, sagte Merkel. Zu weiteren Schritten bis hin zu den Ferien im Sommer äußerte sie sich nicht in den Details. „Ich denke jetzt mal tageweise“, sagte Merkel.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nannte das anstehende Osterfest eine „Weggabelung“, die über die Lockerung der strengen Regeln für Bürger und Wirtschaft entscheide.
„Bleiben wir auch übers Wochenende konsequent, wird die schrittweise Rückkehr zur Normalität wahrscheinlicher. Werden wir jetzt nachlässig, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Verlängerung der Auflagen nötig wird“, sagte Spahn.So gebe es bei fast 110 000 Infizierten mehr als 50 000 Gesundete. Die Zahl neu gemeldeter Infektionen flache ab. Es gelte nun aber, diese ersten Erfolge nicht zu gefährden. Es müsse noch über Wochen und Monate etwa auf Festivals, Clubbesuche oder Volksfeste verzichtet werden.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder plädierte dafür, beim schrittweisen Ausstieg aus den strikten Kontaktsperren regionale Besonderheiten zu berücksichtigen. Allerdings sollte „so viel gemeinsam geschehen wie möglich“, sagte der CSU-Chef der Deutschen Presse-Agentur. „Leider scheren jetzt schon einzelne Länder aus. Wir sollten aber in Deutschland eine Linie behalten.“