Boris Johnson wurde auf die Intensivstation verlegt
Seit dem Beginn seiner Infektion hatte Boris Johnson
versichert, dass er die Regierungsgeschäfte weiterführen könne. Nun wird es
auch in der britischen Regierung zu Veränderungen kommen. Noch am Mittag hatte
ein Regierungssprecher kursierende Gerüchte, dass Boris Johnson beatmet würde,
als „Desinformation“ zurückgewiesen. Doch am Abend musste Downing Street
bestätigen, dass der Premierminister auf die Intensivstation des Londoner „St
Thomas Hospitals“ verlegt wurde. Seine Symptome hätten sich verschlechtert,
hieß es. Ob er auch schon beatmet werden musste, war unklar. Ein Fernsehsender
berichtete, er habe seinem Kabinett per Videoschaltung mitgeteilt, dass er
bisher an kein Atemgerät angeschlossen sei. Ein Regierungssprecher sagte nur,
dass der Premierminister bei Bewusstsein sei und von „exzellenten“ Ärzten
behandelt werde. Johnson hatte die Briten Ende März darüber informiert, dass er
positiv auf das Coronavirus getestet worden sei und sich mit milden Symptomen
für eine Woche in Selbstisolation begeben habe. In einer Videobotschaft, die er
wenige Tage später aufzeichnete, wirkte er angeschlagen. Auch ein kurzer
Auftritt auf den Stufen vor seiner Wohnung, wo er am Donnerstagabend, wie viele
Briten, den Ärzten und Krankenschwestern im Land applaudierte, schien ihm Mühe
zu bereiten. Am Freitag teilte er per Videobotschaft mit, dass es ihm
bessergehe, er aber wegen anhaltenden Fiebers einstweilen in Selbstisolation
bleibe. Der erste Schock kam am Sonntagabend, als Johnson seine Privatwohnung
in der Downing Street verließ und in das „St Thomas’ Hospital“ auf dem
gegenüberliegenden Themseufer gefahren wurde. Eine Regierungssprecherin teilte
eineinhalb Stunden vor Mitternacht mit, dass „vorbeugende Schritte“ nötig
geworden seien, weil Johnson zehn Tage nach seinem positiven Testergebnis noch
immer „andauernde Symptome“ zeige und nun Untersuchungen vorgenommen werden
müssten. Dass Johnson von seinem Arzt zu diesem ungewöhnlichen Zeitpunkt ins
Krankenhaus geschickt wurde, deutete allerdings schon auf eine nicht ganz so harmlose
Lage hin. Die Nervosität nahm zu, nachdem Johnson die ganze Nacht auf der
Station verbracht hatte und auch am Montag lange unklar geblieben war, wie es
ihm geht und wann er entlassen wird. Sein Biograph Andrew Gimson wurde mit den
Worten zitiert, dass Johnson um Krankheiten noch nie viel Aufhebens gemacht
habe. „Er wird versuchen, die Krankheit nicht ernst zu nehmen, aber die
Krankheit könnte ihn ernst nehmen.“ So ist es nun gekommen.