Herausgegeben vom CEMO Centre - Paris
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„Erdogan träumt von einem großen osmanischen Traum"

Freitag 06.März.2020 - 09:31
Die Referenz
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Was steckt hinter dem Abkommen mit der Türkei? Heiko Heinisch, Historiker und Autor, sowie Michael Zinkanell, Forscher am Österreichischen Institut für Europäische und Sicherheitspolitik (AIES) und Generalsekretär des Think Tanks Shabka, sind die Gäste der Moderatorin Damita Pressl.

"Erdogan ist Teil des Problems der Ankunft dieser Flüchtlinge in der Türkei", sagte der Historiker und Autor Heiko Heinisch von Anfang an. Da die Türkei jetzt eine kriegführende Kraft in der syrischen Idlib ist, gibt es dort eine Armee, die die Dschihadisten unterstützt. Als der türkische Präsident eine humanitäre Krise erwähnte, war er teilweise dafür verantwortlich, erklärt Heinisch: "Er hat dort eine humanitäre Krise ausgelöst und wird sich nicht damit befassen."

Erdogan interessiert sich nicht primär für die Pufferzonen Nordsyriens, über die er gerne spricht. Jeder, der seinen Aufstieg zur Macht und seine Arbeit im Laufe der Jahre beobachtet hat, weiß, dass "Erdogan von einem großen osmanischen Traum träumt", sagt Heinisch, und Nordsyrien und Teile des Nordiraks sind Teil dieses Traums.

Es ist unverständlich, dass die EU in den vier Jahren nach dem Abkommen mit Erdogan inaktiv geblieben ist, fügt der Geopolitiker Michael Zinkanell hinzu. "Aus meiner Sicht war diese Vereinbarung ein Patch, eine Symptomkontrolle, die sehr kurzfristig sein sollte", sagt Zinkanell. Es war klar, dass der Deal nicht ewig dauern würde - und die EU hatte in den vier Jahren, die sie gekauft hatte, keine konkreten Lösungen für das Problem gefunden. Denn: "Erdogan ist niemand, mit dem man langfristige Vereinbarungen treffen kann, das hätte man damals wissen können", fügte Heinisch hinzu.

Die Forderungen Europas müssten sein, dass die Türkei ihre Truppen aus Syrien abzieht und die Dschihadisten in Idlib nicht weiter unterstützt, sonst dürfe die EU keine Waffen und keine Ersatzteile mehr liefern und auch kein weiteres Geld mehr an die Türkei zahlen. Heinisch verweist darauf, dass der russische Präsident Vladimir Putin mit einer ähnlichen Methode bei Erdogan bereits erfolgreich war.

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