Seehofer und Spahn richten Krisenstab zum Coronavirus ein
Donnerstag 27.Februar.2020 - 06:18
Berlin (Tagesschau) - Die Bundesregierung hat einen Krisenstab als Reaktion auf die weitere Ausweitung des Coronavirus in Deutschland gebildet. Bundesinnenminister Horst Seehofer und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wollen noch heute über die Einrichtung des gemeinsamen Stabes ihrer Ministerien informieren.
Gesundheitsminister Spahn sagte, dass die Ministerien schon seit Wochen im engen Austausch seien. Der Krisenstab würden diesen Austausch nun institutionalisieren. In Berlin erklärte der CDU-Politiker, die neuen Fälle, die seit Dienstag bekannt geworden seien, hätten eine neue Qualität. So sei die Infektionskette teilweise nicht nachvollziehbar, und die Kontakte der infizierten Personen ließen sich nicht zurückverfolgen. Die Hoffnung, dass diese Epidemie an Deutschland vorbeigehe, werde sich nicht erfüllen, so Spahn.
In einer Telefonkonferenz habe er seine Ministerkollegen aus den Ländern gebeten, ihre Pandemiepläne zu aktualisieren und gegebenenfalls in Kraft zu setzen. Außerdem habe er sich mit Vertretern aus dem Gesundheitssektor - Ärzten, Krankenkassen, Kliniken, Apotheken und Pflegeeinrichtungen - getroffen, um über angemessene Reaktionen zu beraten.
"Wir haben uns darauf geeinigt, dass bei vorhandener Symptomatik oder Verdacht jetzt besser einmal mehr auf das Virus getestet wird als einmal zu wenig. Am Geld jedenfalls oder an der Erstattung der gesetzlichen Krankenkassen für eine entsprechende Testung darf es nicht scheitern."
Warnung vor Panik
Außerdem kündigte Spahn verbesserte Informationskampagnen für die Bürger an, wie man sich gegen das Coronavirus schützen könne. Auch das medizinische Personal werde entsprechend vorbereitet. Gleichzeitig warnte Spahn vor Panikreaktionen.Spahn wandte sich auch gegen das pauschale Absagen von Großveranstaltungen. Es sei immer auch eine Frage der Verhältnismäßigkeit einer Maßnahme. So sei beispielsweise nicht abzusehen gewesen, dass sich ein Betroffener auf einer Karnevalsveranstaltung aufgehalten habe. Man könne nicht "das gesamte öffentliche Leben in Deutschland, Europa und der Welt beenden", so der Minister, zumal die Lage in China und Italien zeige, dass es "das Infektionsgeschehen nicht beendet", wenn man ganze Orte abriegele.
"Man muss am Ende ja abwägen: Was hat welche Folge, was ist eine angemessene Reaktion - und das ist eben genau die öffentliche Debatte, die es braucht, weswegen ich das auch von vorneherein transparent angehe."
Die Zahl der Infizierten in Baden-Württemberg stieg inzwischen auf vier. Während zwei der Neuerkrankten Kontakt zum "Patienten Null", einem 25-Jährigen aus Göppingen, haben, meldet die Stadt Rottweil nun einen weiteren Fall, der nicht damit in Verbindung steht. Es handelt sich um infizierten Mann, der sich mit seiner Familie im Risikogebiet in Italien aufgehalten habe.
Neue Fälle in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und NRW
Auch Rheinland-Pfalz meldet einen Corona-Fall. Wie die Bundeswehr mitteilte, wird ein Soldat im Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz behandelt. Er soll auf einer Karnevalsveranstaltung Kontakt zu dem Erkrankten aus Nordrhein-Westfalen gehabt haben.
Am Abend meldete Nordrhein-Westfalen drei weitere Fälle: Im Zuge der Überprüfung von Kontaktpersonen des erkrankten Ehepaares hätten sich unter anderem zwei neue bestätigte Infektionen ergeben, teilte der Kreis Heinsberg mit. Dabei handele es sich um eine Mitarbeiterin des schwer erkrankten 47-Jährigen und deren Lebensgefährten.
NRW: Patient weiter in Lebensgefahr
Ein Corona-Patient in Nordrhein-Westfalen ist nach wie vor schwer erkrankt. Der Landrat des Kreises Heinsberg, Stephan Pusch, erklärte, der 47-jährige Patient habe unter einer Vorerkrankung gelitten und schwebe in Lebensgefahr. Die Ehefrau des Mannes werde ebenfalls stationär behandelt, ihr Zustand sei stabil.
Ein Corona-Patient in Nordrhein-Westfalen ist nach wie vor schwer erkrankt. Der Landrat des Kreises Heinsberg, Stephan Pusch, erklärte, der 47-jährige Patient habe unter einer Vorerkrankung gelitten und schwebe in Lebensgefahr. Die Ehefrau des Mannes werde ebenfalls stationär behandelt, ihr Zustand sei stabil.
Problematisch sei die Tatsache, dass die beiden Betroffenen in den vergangenen zwei Wochen "am gesellschaftlichen Leben teilgenommen" hätten, erklärte Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Zahlreiche Kontaktpersonen befänden sich deshalb in häuslicher Quarantäne. Hauptziel sei es, die Infektionsketten zu unterbrechen. "Ob uns das gelingt oder nicht, werden wir sehen", so der CDU-Politiker.