Einsatz in Libyen : Lira hat sich wieder deutlich abgeschwächt
Berlin (Fokus) - Die türkische Lira wertet weiter ab. Nachdem die Währung noch im Sommer zeitweise auf einen Kurs von 5,5 Lira je Dollar kam, sind es nun bereits knapp 5,96 Lira je Dollar. Heißt: Nur noch wenige Pips – so heißt die vierte Nachkommastelle bei Wechselkursen – ist die Lira von der nächsten runden Marke entfernt. Seit August verliert die Lira unter starken Schwankungen gegenüber dem Dollar (siehe Bild). Zuletzt gab es im Juni vergangenen Jahres ganze sechs Lira für nur einen Dollar.
Nach Ansicht der Commerzbank wird es auch genau so kommen. In einer aktuellen Studie bekräftigt die Bank ihr langfristiges Szenario: Bei einem sogenannten Risk-off-Ereignis werde der Kurs zugunsten des Dollar stark zulegen. Risk-off bedeutet, ganz dem Namen nach, dass Anleger sich aus bestimmten riskanten Assets zurückziehen, um ihr Verlustrisiko zu verkleinern. Im Normalfall sind damit Aktien und andere, volatile Assets gemeint, während Gold und sichere Anleihen in diesen Risk-off-Phasen gefragt sind.
Genau dieser Fall droht nun mit der Eskalation im Konflikt zwischen dem Iran und den USA, so die Devisenexperten der Commerzbank, und damit die besagte Abwertung der Lira.
Hinzu kommen lokale Faktoren. So legte die Inflation im Dezember wieder auf rund 12,0 Prozent per annum zu. Zieht die Inflation weiter an, wird es kritisch für die Lira. Denn Der Leitzins liegt nach mehreren Senkungen nur noch bei 14 Prozent. Damit droht eine negative Realverzinsung, die es für Anleger unattraktiv macht, in der Türkei zu investieren. Die Analysten der Commerzbank bezweifeln, dass die Notenbank mit einer Zinserhöhung gegensteuern wird. Denn Präsident Erdogan hat die klare Richtung vorgegeben, dass die Zinsen niedrig bleiben sollen.
Notenbank ergreift nur kosmetische Maßnahmen
Die jüngsten Maßnahmen der türkischen Zentralbank CBT indes sind den Devisenexperten zufolge nur kosmetischer Natur. So versucht die CBT über eine Erhöhung der Devisen-Mindestreservebestände die eigenen Reserven zu stärken. Außerdem sollen neue Gebühren zu einer stärkeren Kreditvergabe führen. Die Commerzbank erachtet diese Effekte im Hinblick auf das Ziel einer stabileren Lira aber als „neutral und effektlos“.
Eingreifen in Libyen: Auslöser der nächsten Abwertung?
Alles, was es deshalb für die nächste Abwertung braucht, ist ein Auslöser. Hier sieht die Commerzbank beispielsweise das angekündigte, militärische Vorgehen der Türkei in Libyen. Die Entsendung erster Truppen in das Bürgerkriegsland hat bereits begonnen - schon kurz nachdem das Parlament seine Zustimmung zu einem militärischen Einsatz in Libyen gegeben hatte. „Das neue Jahr dürfte für die Lira ein schwieriges werden“, resümieren die Experten darum.
Türkischer Präsident übt sich in Zurückhaltung
Allerdings: Aktuell fordern der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und sein russischer Kollege Wladimir Putin eine Waffenruhe für Libyen. Die beiden Politiker wollen eine Feuerpause für das Bürgerkriegsland, die von "notwendigen Maßnahmen zur Stabilisierung der Lage" begleitet werden müsse, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der beiden Staatschefs. Die Türkei und Russland stehen in Libyen auf unterschiedlichen Seiten - die Annäherung der Staatschefs folgte auf die Eröffnung der neuen Gas-Pipeline Turkish Stream, die beide Länder gemeinsam vorangetrieben haben.