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176 Tote bei Absturz von Boeing 737 im Iran

Mittwoch 08.Januar.2020 - 12:06
Die Referenz
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Berlin (T-Online) - Eine ukrainische Passagiermaschine ist am Mittwochmorgen in der Nähe des Teheraner Imam-Chomeini-Flughafens abgestürzt. Ursache war nach ersten Erkenntnissen ein Triebwerksdefekt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Irna vom frühen Morgen hatte die Boeing 737 insgesamt 173 Passagiere und Crewmitglieder an Bord. Die Regierung der Ukraine korrigierte die Zahl später auf 176 Menschen. In Kiew wurde ein Krisenstab einberufen. Das teilte der Sicherheitsrat des Landes mit.  Dem Gremium gehören neben dem Ministerpräsidenten Alexej Gontscharuk verschiedene Minister und auch der Chef des Auslandsgeheimdienstes an.

Gontscharuk sagte am Mittwoch, es seien 167 Passagiere und neun Besatzungsmitglieder an Bord gewesen. Die Zahl der ukrainischen Staatsbürger an Bord der Boeing 737 werde noch ermittelt. 82 Iraner und 63 Kanadier waren nach Angaben des ukrainischen Außenministeriums an Bord, ebenso wie drei Deutsche. Das Auswärtige Amt teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit: „Unsere Botschaft in Teheran bemüht sich mit Hochdruck um Aufklärung.“

Der Absturz der Passagiermaschine im Iran ist nach ukrainischen Angaben auf einen Triebwerksdefekt und nicht auf einen Angriff zurückzuführen. Die Botschaft der Ukraine im Iran erklärte am Mittwoch, „Terrorismus“ sei nicht die Ursache des Absturzes.

Nach Angaben des Roten Halbmonds bestanden nach dem Unglück am Mittwoch keine Chancen, Überlebende zu finden. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte den Tod aller Passagiere und Besatzungsmitglieder. Das ergäben erste Informationen, sagte Selenskyj am Mittwochmorgen. Er sprach den Hinterbliebenen sein Mitgefühl aus. Selenskyj brach einen Besuch in Oman ab und kehrte nach Kiew zurück. 

„Ich habe den Generalstaatsanwalt angewiesen, ein Strafverfahren zu eröffnen“, sagte Selenskyj. Die Kommission, die den Absturz untersuchen soll, wird demnach aus Vertretern der staatlichen Ermittlungsbehörden und den Experten für zivile Luftfahrt bestehen. „Wir müssen allen möglichen Versionen nachgehen“, sagte Selenskyj. 

Die um kurz nach 5 Uhr Ortszeit gestartete Maschine der Airline Ukraine International Airlines (MAU) befand sich auf dem Weg von Teheran nach Kiew und stürzte kurz nach dem Abflug ab. Der Website Flightradar24 zufolge sendete der Bordcomputer zunächst drei Minuten nach dem Start einen normalen Steigflug. Dann bricht er in einer Höhe von 7.925 Fuß (ca. 2400 Meter) unvermittelt ab. 

Die Maschine schlägt wenig später in einem offenen Feld nahe dem Teheraner Vorort Parand auf dem Boden auf. Die iranische Luftfahrtbehörde führte den Absturz auf einen technischen Defekt zurück. Das berichtete der iranische Nachrichtensender Chabar am Mittwochmorgen unter Berufung auf einen Sprecher der Behörde. Die Maschine sei in Brand geraten, sagte der Chef der iranischen Rettungskräfte im Fernsehen.

Der US-Flugzeugbauer Boeing hat im Kurzbotschaftendienst Twitter auf den Absturz der Maschine reagiert. „Uns sind die Medienberichte aus dem Iran bekannt und wir tragen gerade mehr Informationen zusammen“, twitterte Boeing. 

Kurz nach den iranischen Raketenangriffen auf Militärstützpunkte im Irak hatte die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA US-Flugzeugen die Nutzung des Luftraums in Teilen des Nahen Ostens untersagt. Über dem Persischen Golf, dem Golf vom Oman, im Irak und im Iran dürften in den USA registrierte Flugzeuge „wegen erhöhter militärischer Aktivitäten und steigender politischer Spannungen“ nicht mehr operieren, hieß es in einer Mitteilung am Dienstag (Ortszeit). Es gebe ein erhöhtes Risiko, dass ein Flugobjekt falsch identifiziert werde.

Ob ein Zusammenhang des Absturzes der ukrainischen Maschine mit der militärischen Eskalation des Konflikts zwischen dem Iran und den USA besteht, war zunächst völlig unklar. Wenige Stunden zuvor hatte es einen iranischen Vergeltungsangriff auf US-Soldaten im Irak gegeben. Die vom US-Verteidigungsministerium bestätigten Attacken auf die amerikanisch genutzten Militärstützpunkte Ain al-Assad im Zentrum des Iraks und eine Basis in der nördlichen Stadt Erbil in der Nacht zum Mittwoch gelten als Revanche für die Tötung des iranischen Top-Generals Ghassem Soleimani durch einen US-Luftschlag.

Zwar hatten örtliche schiitische Milizen, die vom Iran unterstützt werden, die US-Stützpunkte im Irak zuletzt häufiger mit technisch einfacheren Raketen angegriffen. Ein direkter Angriff aus dem Iran markiert jedoch eine neue Eskalationsstufe im Konflikt zwischen den USA und dem Iran. Der Iran und die USA hatten sich seit Tagen mit martialischen Drohungen überzogen und jeweils drastische Reaktionen auf aggressives Handeln der Gegenseite in Aussicht gestellt.

 

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