Chinesisches Fernsehen storniert Arsenal vs. Man City Fußballspiel wegen Özil-Tweets
Das Interesse an der Situation der uigurischen
Muslime in China wächst, da viele Prominente die Verfolgung dieser muslimischen
Minderheit kritisiert haben. Unter ihnen ist auch der Arsenal-Star Mesut Özil,
der die Übertragung seines Mannschaftsspiels gegen Manchester City abgesagt
hat.
Der chinesische offizielle Sender "CCTV"
hat am Sonntag (12. Dezember 2019) die Ausstrahlung eines Fußballspiels
zwischen Arsenal und Manchester City in der englischen Premier League abgesagt,
nachdem Mesut Özil seine Unterstützung für die uigurischen Muslime in einer
Region zum Ausdruck gebracht hatte Xinjiang liegt im Westen Chinas an der
Grenze zu Pakistan und Afghanistan.
Und der deutsche muslimische Mittelfeldspieler
türkischer Abstammung kritisierte in seinem offiziellen Twitter-Bericht am
vergangenen Freitag den Umgang Chinas mit muslimischen Minderheiten, und Özil
wies darauf hin, dass "die islamischen Länder keine Maßnahmen ergriffen
haben, um die Uiguren angesichts der Verstöße zu verteidigen, denen sie ausgesetzt
sind". .
Der chinesische Sender sollte das Spiel zwischen
Arsenal und Manchester City, das heute, Sonntag, in der siebzehnten Phase der
Premier League-Spiele stattfindet, live übertragen. Der chinesische Sender gab
jedoch bekannt, dass er das Spiel zwischen Arsenal und Tottenham und
Wolverhampton ersetzen wird.
Özil hatte in türkischer Sprache geschrieben:
"Der Koran ist verbrannt, Moscheen sind geschlossen, islamische Schulen
sind verboten, Religionsgelehrte werden nacheinander getötet, die Brüder werden
in die Lager geschickt."
Der deutsche Spieler fügte hinzu: "Muslime
schweigen" vor einem blauen Hintergrund mit Halbmond und Stern, was die
uigurische Minderheit in China als "Ostturkmenistan" ansieht.
China sieht sich weltweit wachsender Kritik
ausgesetzt, weil es in Xinjiang "Umerziehungslager" gibt, von denen
die chinesische Regierung behauptet, dass sie sich für die Ausbildung und
Unterstützung der Bewohner bei der Arbeitssuche einsetzen. China hat auch
erklärt, dass die Lager "nur Zentren der beruflichen Qualifikation zur
Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus" sind und wirft denjenigen vor,
die es "Separatisten und Dschihadisten" nennt, terroristische
Operationen durchzuführen.
Auf der anderen Seite bezeichnen ehemalige
Häftlinge "Trainingslager" als "Lager, die im Rahmen einer
Kampagne zur Beseitigung der uigurischen Kultur und Religion unterrichtet
werden".
Die Vereinigten Staaten von Amerika sowie eine
Reihe von Menschenrechtsorganisationen haben Peking beschuldigt, im Hinblick
auf ihre politische Rehabilitation bis zu etwa eine Million Muslime inhaftiert
zu haben, während Peking diese Zahl bestreitet.
Das chinesische Staatsfernsehen CCTV nimmt
kurzfristig ein Topspiel der britischen Premier League aus dem Programm. Fans
im Reich der Mitte verpassen den FC Arsenal - und Mesut Özil, der China
kritisiert hatte.
Nun sind Fußballvereine in erster Linie
Wirtschaftsunternehmen, und auch Arsenal enthält zahlreiche Verbindungen nach
China. Der Verein versuchte im chinesischen Kurznachrichtendienst: "Die
veröffentlichten Inhalte sind Özils persönliche Meinung." "Als
Fußballverein habe Arsenal immer ein Prinzip, sich nicht in die Politik
einzumischen."
Ulrich Delius, Direktor der Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV). Die GfbV unterstützt laut einer Mitteilung "die
Kritik an den islamischen Staaten zu den schweren Menschenrechtsverletzungen an
Uiguren."
Der Sport, so scheint die allgemeine
Erwartungshaltung, soll da ansetzen, wo die Politik versagt. Geschäfte mit
China? Gerne, wenn sie unserer Wirtschaft dienen. Aber das IOC verurteilen
dafür, dass es die Olympischen Spiele nach Peking vergibt. Eine zweite
Ostsee-Pipeline von Russland nach Europa? Klar, der Energiehunger der modernen
Gesellschaft will ja gestillt werden. Aber Schande über die FIFA dafür, dass sie
die Fußball-WM 2018 in Russland hat stattfinden lassen.
Blöd nur, wenn sich ein Sportler so einlässt, wie
es nicht dem aktuellen Mainstream entspricht. Womit nicht rassistische,
menschenverachtende Kommentare gemeint sind. Die sind definitiv zu verurteilen
und zu unterlassen. Aber nehmen wir nur das Beispiel Mesut Özil. Was herrschte
in Deutschland für eine Aufregung, weil der Weltmeister kurz vor der WM 2018
mit dem türkischen Präsidenten Erdogan auf einem Foto posierte, ihn später
sogar zu seinem Trauzeugen machte. Einen Mann wohlgemerkt, der das politische
Mandat durch seine Bevölkerung hat, das Land zu führen. Man mag das für gut
halten oder nicht. Die Empörung war groß und sorgte für das Ende der
Nationalmannschafts-Karriere des gebürtigen Gelsenkircheners und für übles
Nachkarten auf allen Seiten - von ihm selbst, von den Medien, vom Verband, von
den Fans.
Özil - so richtig und doch wieder falsch
Nun hat sich Özil wieder
geäußert. Er hat über einen Tweet das "Schweigen der muslimischen
Brüder" im Zusammenhang mit der Unterdrückung der muslimischen Minderheit
der Uiguren durch die chinesische Regierung angeprangert. Damit steht er - nach
unserer allgemeinen (westlich-freiheitlich-demokratischen) Auffassung diesmal
definitiv auf der richtigen Seite. Die Reaktionen aus China ließen nicht lange
auf sich warten. Die Global Times, des Sprachrohr der chinesischen
Kommunistischen Partei, warnte den FC Arsenal vor "ernsthaften
Folgen" und bezeichnete Özil als Verwirrte und rücksichtslose Person".
Die Live-Übertragung der Premier-League-Partie zwischen Özils FC Arsenal und
Manchester City wurde kurzerhand aus dem Programm genommen.
Viel schlimmer aber ist der
Umgang des FC Arsenal mit dieser Situation. Der hat sich nämlich von Özils
Tweet schnell distanziert. Es handele sich um die persönliche Meinung des
Spielers, schrieb der Klub auf dem chinesischen Mikroblogging-Dienst Weibo.
Warum diese wachsweiche Formulierung? Klar, weil Arsenal unter anderem an eine
Restaurantkette in China beteiligt ist und weil man auch sonst - wie so viele
europäische Konkurrenten auch - auf die Auslandsvermarktung im riesigen Reich
der Mitte setzt. Man merke also: Sportler dürfen eine Meinung haben. Sie dürfen
sie auch gerne äußern. Nur weh tun darf sie nicht. Zumindest dann nicht, wenn
es wirtschaftliche Interessen berührt.