Moskau weist zwei deutsche Diplomaten aus
Keine guten Zeiten für das russisch-deutsche Verhältnis: Die Ermordung
eines Georgiers mitten in Berlin – offenbar ein Gegner der Regierung in Moskau
– belastet die diplomatischen und juristischen Beziehungen zwischen beiden
Ländern.
Im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Auftragsmord an
einem Georgier in Berlin hat der Kreml zwei deutsche Diplomaten ausgewiesen.
Zuvor hatte Deutschland zwei Russen des Landes verwiesen.
Der Streit um den Mord an einem Georgier eskaliert: Russland hat deutsche
Diplomaten für unerwünscht erklärt. Die Bundesregierung drohte derweil mit
"weiteren Schritten"
Das russische
Außenministerium hat zwei deutsche Diplomaten des Landes verwiesen. Dies teilte
das Außenministerium in Moskau mit. Demnach haben die Mitarbeiter sieben Tage
Zeit, das Land zu verlassen. Dem deutschen Botschafter Géza Andreas von Geyr
sei eine entsprechende Note überreicht worden. Der Beschluss sei eine Reaktion
auf die "grundlose Entscheidung" der Bundesregierung, zwei russische
Mitarbeiter zu unerwünschten Personen in Deutschland zu erklären..
Widersprüchliche
Darstellungen von Berlin und Moskau
Putin
bezeichnete den getöteten Georgier am Rande eine Gipfeltreffens am Montag in
Paris als Mörder und warf Deutschland vor, einem Auslieferungsersuchen für den
Mann nicht nachgekommen zu sein. Die Bundesregierung widersprach Aussagen
Putins. "Es liegen uns keine Erkenntnisse über ein solches
Auslieferungsersuchen vor", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am
Mittwoch.
Die Haltung
Deutschlands sei klar. "Wir fordern die russische Seite auf, zu
kooperieren und die Informationen, die ihr zur Verfügung stehen, uns zur
Verfügung zu stellen." Diese Aussage von Kanzlerin Angela Merkel gelte
weiter. "Wir haben unsere Erwartungen klargemacht auf verschiedenen Ebenen
und wollen nun sehen, ob das bei der russischen Seite auch zu tatsächlicher
Kooperation führt", sagte Seibert. Am Folgetag wies Russland die deutschen
Diplomaten aus.
Der 40-jährige
Georgier, der in der russischen Teilrepublik Tschetschenien auf Seite der
Separatisten gekämpft haben soll, war am 23. August in Berlin von hinten
erschossen worden. Der mutmaßliche Täter, ein Russe, wurde gefasst. Er sitzt
seither in Untersuchungshaft und schweigt zu den Vorwürfen.
Die Bundesanwaltschaft
verdächtigt staatliche Stellen in Russland oder in der Teilrepublik
Tschetschenien, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. Die Behörde hat deshalb
die Ermittlungen übernommen. Putin hat den Erschossenen als
"Banditen" und "Mörder" bezeichnet und für einen
Terroranschlag auf die Moskauer Metro verantwortlich gemacht
Putin
hatte "spiegelgenaue Reaktion" angekündigt
Anlass für die Vorladung
ist der mutmaßliche Auftragsmord an dem 40-jährigen Selimchan Changoschwili,
der in der russischen Teilrepublik Tschetschenien aufseiten der Separatisten
gekämpft haben soll. Ihm war am 23. August im Kleinen Tiergarten in Berlin von
hinten in Rücken und Kopf geschossen worden. Ein Tatverdächtiger wurde gefasst.
Der Russe sitzt in Untersuchungshaft, schweigt aber zu den Vorwürfen. Die
Bundesanwaltschaft verdächtigt staatliche Stellen in Russland oder in der Teilrepublik Tschetschenien, den Mord
in Auftrag gegeben zu haben.
Zuletzt hatte Russlands
Präsident Wladimir Putin den Erschossenen als "Banditen" und
"Mörder" bezeichnet und ihn für einen Terroranschlag auf die Moskauer
Metro verantwortlich gemacht. Den deutschen Behörden warf er vor, den Mann
trotz entsprechender Gesuche nicht ausgeliefert zu haben. Aus der
Bundesregierung hieß es, ein solches Ersuchen sei gar nicht bekannt.
Diplomatische
Krise zwischen Berlin und Moskau spitzt sich offenbar zu: Russlands
Außenminister Sergej Lawrow
Auswärtiges Amt nennt
Entscheidung Russlands "ungerechtfertigt"
Die Bundesregierung nehme
die Entscheidung der russischen Regierung "mit Bedauern zur
Kenntnis", heißt es in einer ersten Reaktion des Auswärtigen Amts.
"Sie sendet das falsche Signal und ist ungerechtfertigt." Aus Sicht
der Bundesregierung bleibe eine Mitwirkung der russischen Behörden an der
Aufklärung des Mordes "dringend geboten". Man behalte sich weitere Schritte
"im Licht der Ermittlungen" des Generalbundesanwalts vor.
Moskaus Schritt kommt
jedoch nicht unerwartet: Präsident Wladimir Putin und das russische
Außenministerium hatten bereits eine "spiegelgenaue" Reaktion
angekündigt. Dass Russland und Deutschland zu solchen Maßnahmen greifen, ist
ein seltener Schritt und steht in der Rangfolge der möglichen Eskalationsstufen
weit oben.
Berlin wirft Russland fehlende Kooperation
bei der Aufklärung der Bluttat vor. Der 40-jährige Georgier, der in der
russischen Teilrepublik Tschetschenien aufseiten der Separatisten gekämpft
haben soll, war am 23. August in Berlin von hinten erschossen worden
Mutmaßlicher Täter
schweigt
Der mutmaßliche Täter, ein
Russe, wurde gefasst. Er sitzt seither in Untersuchungshaft und schweigt zu den
Vorwürfen. Die Bundesanwaltschaft verdächtigt staatliche Stellen in Russland
oder in der Teilrepublik Tschetschenien, den Mord in Auftrag gegeben zu haben.
Die Behörde hat deshalb die Ermittlungen übernommen.
Den deutschen Behörden
warf er vor, den Mann trotz entsprechender Gesuche nicht ausgeliefert zu haben.
Aus der Bundesregierung hieß es, ein solches Ersuchen sei gar nicht bekannt.
Mit Deutschland gab es
zuletzt im Frühjahr 2018 einen diplomatischen Konflikt, als im Streit mit dem
Westen über den vergifteten Ex-Agenten Sergej Skripal jeweils vier
Botschaftsmitglieder ausgewiesen wurden.
Erinnerungen
an den Fall Skripal
Im Gegenzug bezichtigt der
Bund die russische Regierung, bei den Ermittlungen in dem Mordfall nicht
ausreichend zu kooperieren. Als Folge hatte das Auswärtige Amt in der
vergangenen Woche zwei russische Diplomaten zu unerwünschten Personen erklärt und
Präsident Putin daraufhin eine "spiegelgenaue" Reaktion angekündigt.
Die Auswirkungen auf die deutsch-russischen Beziehungen hatte er allerdings
heruntergespielt. Er glaube nicht, dass das Verhältnis beider Länder in eine
Krise stürze. Aber gut sei das nicht für die Beziehungen, sagte er.
Dass Russland und
Deutschland zu solchen diplomatischen Maßnahmen greifen, ist ein seltener
Schritt und steht in der Rangfolge der möglichen Eskalationsstufen weit oben.
Einen vergleichbaren Konflikt gab es zuletzt im Frühjahr 2018, als im Streit
mit dem Westen um den vergifteten Ex-Agenten Sergej Skripal jeweils vier
Botschaftsmitglieder ausgewiesen wurden.