Erdogan will Truppen nach Libyen schicken
Griechenland hat bei den Vereinten Nationen und dem
Sicherheitsrat eine Beschwerde gegen die Türkei wegen des
Memorandums eingereicht, das die türkische Grenze
zu Libyen abgrenzt. Der türkische Präsident erklärte sich erneut bereit, auf
Ersuchen der international anerkannten Regierung in Tripolis Truppen nach
Libyen zu entsenden.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan
wiederholte seinen Vorschlag, türkische Streitkräfte nach Libyen zu entsenden,
und sagte heute (10. Dezember 2019) in einer Rede vor einer Studentenmenge in
Ankara, dass die libysche Regierung in international anerkanntem Tripolis um
Hilfe bittet In der Türkei ist es für Ankara möglich, Streitkräfte nach Libyen
zu schicken.
Die Türkei hat ihre Bereitschaft erklärt, eigene Truppen
zur Unterstützung der international anerkannten Regierung in Libyen zu
entsenden. Wenn die Regierung in Tripolis die Türkei um Hilfe bitte, könne
Ankara das Militär schicken, sagte Erdogan vor Studenten in Ankara.
Bereits am Vortag hatte der türkische Präsident gesagt,
dass sein Land das Recht habe, auf Einladung Tripolis' Truppen zu entsenden und
dabei niemanden um Erlaubnis fragen müsse. Insbesondere nach dem Abschluss
eines Militärabkommens mit dem libyschen Ministerpräsidenten Fajes al-Sarradsch
im November sei dies eine Option, so Erdogan.
Offensive auf Tripolis
Libyens Premierminister Fayez al-Sarradsch (l.) und der
türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nach Unterzeichnung des Militär- und
Seeabkommens
Die Türkei unterstützt schon länger die Regierung in
Tripolis im Kampf gegen den abtrünnigen General Chalifa Haftar. Dieser erhält
seinerseits Unterstützung von Ägypten, Saudi-Arabien und den Vereinigten
Arabischen Emiraten. Im April hatte er eine Offensive auf Tripolis
begonnen. Zuletzt rückte Haftar nach Angaben des UN-Sonderbeauftragten Ghassan
Salame mit Hilfe Russlands immer weiter in Richtung der Hauptstadt Tripolis
vor.
Russische Söldner aktiv?
Laut Medien entsandte Russland 200 Söldner der privaten
Sicherheitsfirma Wagner Gruppe zur Unterstützung von Haftar, was Moskau
wiederholt dementierte. Erdogan sagte nun aber, es gebe in Libyen "eine
Sicherheitsfirma aus Russland namens Wagner. Diese Firma hat ihre
Sicherheitskräfte dort".
Die Türkei hat ihrerseits im Verstoß gegen ein
internationales Waffenembargo gepanzerte Fahrzeuge und andere Rüstungsgüter an
die Regierung in Tripolis geliefert. Erdogan begründet dies damit, dass sie das
"Gleichgewicht" der Kräfte wiederherstellen würden.
Seegebiete abgesteckt
Al-Sarradsch hatte Ende November die Türkei besucht. Dort
unterzeichneten er und Erdogan ein Abkommen über "Sicherheit und
militärische Zusammenarbeit" sowie eine "Begrenzung der
Einflussbereiche" im Mittelmeer - allerdings ohne die Zustimmung anderer
Mittelmeeranrainer.
Die Vereinbarung teilt unter anderem ein Meeresgebiet
südlich der griechischen Insel Kreta und der Inselgruppe der Dodekanes auf, in
dem reiche Erdgasvorkommen vermutet werden. Die Türkei vertritt die Auffassung,
dass Griechenland keine Ansprüche auf das Gebiet besitzt, weil die Inseln nur
Hoheitsgewässer und keinen Festlandsockel hätten. Griechenland sieht das jedoch
anders. Auch von Zypern und Ägypten wird die Vereinbarung als Verletzung ihrer
eigenen Rechte gesehen.
Athen appelliert an UN
Die Regierung in Athen rief die Vereinten Nationen auf,
das Seeabkommen zu verurteilen. Entsprechende Gesuche wurden an den
Sicherheitsrat sowie an Generalsekretär Antonio Guterres gestellt. Auch beim
Gipfeltreffen der EU am kommenden Donnerstag soll das Thema besprochen werden.
Die Europäische Union wird das
türkische Abkommen ablehnen
Der griechische
Regierungssprecher Stelios Pitsas teilte den Reportern am Dienstag mit, Athen
habe seine Partner in der Europäischen Union gebeten, einen Rahmen für
Sanktionen gegen die Türkei und Libyen festzulegen, falls das Abkommen nicht
aufgehoben werde.
Es wird erwartet, dass die
Europäische Union in ihrer Abschlusserklärung, die voraussichtlich auf dem am
Donnerstag in Brüssel stattfindenden Europäischen Gipfel veröffentlicht wird,
das von der Türkei mit Libyen geschlossene Abkommen über die Einflussbereiche
im Mittelmeerraum ablehnen wird, heißt es in dem Entwurf, den die Deutsche
Nachrichtenagentur (DPA) erhalten hat Auf einer Kopie.
Dem Entwurf zufolge "verletzt
das Memorandum of Understanding die Hoheitsrechte anderer Länder und ist nicht
mit dem Seerecht vereinbar und kann daher keine rechtlichen Konsequenzen für
andere Länder haben", so der Entwurf.