Gedenken an NSU-Getötete: Merkel legt Rose für Opfer rechten Terrors nieder
Dienstag 05.November.2019 - 10:39
Zwickau (Tagesschau) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat in Zwickau der zehn Mordopfer des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) gedacht. Gemeinsam mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) legte sie weiße Rosen vor die Bäume, die an dem neuen Gedenkort an die von der rechtsterroristischen Gruppe ermordeten Menschen erinnern sollen.
An dem Gedenkort im Zwickauer Schwanenteichpark erklärte Merkel, die Angehörigen der Ermordeten dürften "nicht immer als Opferfamilien dargestellt" werden, damit sie "wieder ein gutes Leben in Deutschland führen können, so wie wir das alle wollen". Dafür müsse zunächst einmal der Staat sorgen, sagte die Kanzlerin.
Merkel: Angehörige nicht immer als Opfer darstellen
Bei dem Besuch am achten Jahrestag der Selbstenttarnung des NSU betonte Merkel, dass die Bundesregierung "alles tun werde, damit sich solche Dinge nicht wiederholen". Die Kanzlerin war in der Vergangenheit wiederholt für ihren Umgang mit den Angehörigen der NSU-Opfer kritisiert worden.
Demonstranten stören mit rechten Parolen
"Wir haben in den letzten Jahren erlebt, wie aus Gedanken Worte und aus Worten Taten geworden sind", sagte Kretschmer weiter. Jeder Einzelne müsse in seinem privaten Umfeld widersprechen, wenn antisemitische und rechtsextremistische Thesen vertreten würden.
Überschattet wurde Merkels Besuch vom lautstarken Protest mehrerer Dutzend Demonstranten. Vertreter von rechten und rechtsradikalen Organisationen riefen hinter einer abgeriegelten Kreuzung - teilweise per Megafon - Parolen wie "Merkel muss weg" und "Hau ab" in den Park hinüber.
Kretschmer erklärte dazu, man sei zusammengekommen, um Menschen die Ehre zu erweisen, die unschuldig und auf heimtückische Weise umgebracht worden seien. Dass es Menschen gebe, die dagegen demonstrieren, zeige, "welchen Zeitgeist und welche Haltung diese Leute haben", sagte der Ministerpräsident.
Gedenkbaum für NSU-Opfer abgesägt
Eine Eiche zum Gedenken an das erste NSU-Opfer, den Blumenhändler Enver Simsek, war Anfang Oktober nur wenige Wochen nach ihrer Pflanzung abgesägt worden. Auch eine im Anschluss provisorisch aufgestellte Gedenkbank wurde von Unbekannten zerstört. Die neuen Gedenkbäume sollen nachts beleuchtet werden, um sie vor erneuten Übergriffen zu schützen.
Eine Eiche zum Gedenken an das erste NSU-Opfer, den Blumenhändler Enver Simsek, war Anfang Oktober nur wenige Wochen nach ihrer Pflanzung abgesägt worden. Auch eine im Anschluss provisorisch aufgestellte Gedenkbank wurde von Unbekannten zerstört. Die neuen Gedenkbäume sollen nachts beleuchtet werden, um sie vor erneuten Übergriffen zu schützen.