Herausgegeben vom CEMO Centre - Paris
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Übertraditionelle Sicherheit

Donnerstag 05.Juli.2018 - 01:24
Übertraditionelle
Übertraditionelle Sicherheit
Ahmed Kamel El-Beheri
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Übertraditionelle

Nach dem zweiten Weltkrieg, Mitte der 40er Jahren (des 20. Jahrhunderts), haben sich die Sicherheitsstudien als ein selbständiges Forschungsgebiet herauskristallisiert. Die Rolle dieses Gebiets auf Ebene der Theorie und Praxis hat sich bestätigt, insbesondere mit dem Erscheinen des Begriffs "kalter Krieg" zwischen den USA und der Sowjetunion; und zwar weil sich dieser Krieg in der Sicherheitslage und Stabilität der Welt so widerspiegelte, dass Achsenmächte und Allianzen entstanden, wie damals die östliche und westliche Achse. Diese instabile Umgebung hat viele Forscher auf dem Gebiet der Sicherheitsstudien dazu geführt, den Begriff "traditionelle Sicherheit" zu verwenden, der auf Studium der traditionellen und atomaren Rüstungsgebiete neben anderer Typen der Kriege beruht. 

Mit dem Anbruch eines deklarierten Sturzes der Sowjetunion Mitte der 80er Jahre erschienen neue Denkschulen mit neuen Ansätzen und Zugängen, die zur Vertiefung des Forschungsgebiets der Sicherheitsstudien beigetragen haben, wie z.B. Kopenhagener Schule und Epristeuth?/Pariser Schule.

Mit der Vielfalt der Konflikte in der Welt tauchten eben neue Bedrohnungen auf, (z.B. humanitäre Sicherheit – Wassersicherheit  organisierte Kriminalität usw.), die unter der Bezeichnung "traditionelle Sicherheit" fallen. Der Ausdruck hat sich im Laufe der vorigen 30 Jahren so ausgeweitet, dass er nun andere Sicherheitsbedrohnungen umfasst, wie Computerkriminalität  Klima – Epidemien  Terrorgruppen – Bewaffnete Milizen – Menschenhandel  illegale Einwanderung usw. Diese starke Ausweitung schließt jetzt nämlich militärische, politische, ökonomische, soziale und u.a. kulturelle Elemente ein.

Insofern geht das Gebiet der Sicherheitsstudien weit über das - bloß auf militärische Seiten beschränkte – konventionelle Verständnis hinaus, um andereBedrohnungen auf ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Bereichen umfassen.

Mit der Kompliziertheit der Bedrohnungsquellen innerhalb der vergangenen 4 Jahren und der Überschneidung von traditionellen und nicht traditionellensowie von internen und externen Sicherheitsbedrohnungen ist die Sicherheitgefahr so angestiegen, dass sämtliche Elemente und Strukturen des Staates bedroht werden, sei es ein Land, ein Volk oder ein Regierungssystem. 

Diese Tatsache hat einige Denker und Forscher auf dem Gebiet der Sicherheitsstudien dazu geführt, von einem neuen Konzept unter der Bezeichnung "über-traditionelle Sicherheit" zu sprechen. Diese neue Auffassung von Sicherheit ist im Jahre 2017 erschienen und wurde von vielen westlichen Ländern überarbeitet.

Dieses Konzept zielt darauf, in Allgemeinpolitiken nach zukünftigen Bedrohungen zu suchen, die einerseits aus der Vielfalt der traditionellen und nicht traditionellen Bedrohungsquellen und andererseits aus ihrer Überlappung miteinander entstanden; und zwar mit dem Versuch, folgende  

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Ziele zu erreichen:

1- Schwachpunkte des Gegners anzuvisieren, genau durch die Suche in sein historisches Gedächtnis nach Phasen seiner historischen Wandlung auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene, sowie nach den Ursachen des Entstehens von Revolutionen und Streiken in der Vergangenheit.Gesetzgebungssysteme (Gesetze, Verordnungen und Resolutionen) sollen auch untersucht werden, eben  die legislative Grundlage, auf welcher der Staat bei der Formulierung seiner Gesetze beruht. Zu den Zielen dieser neuen Tendenz gehört auch die Festlegung der Grundzüge der allgemeinen und internen Politik des Regierungssystems und seiner Bestandteile, sowie die Bestimmung der miteinander ringenden Kräfte (Konfliktparteien). Ob auf Ebene der Regierung oder auf niedrigerer Ebene. Daneben soll die Beziehung des Staates mit dem Ausland historisch erforscht werden. Bestimmt werden sollen auch die Phasen des politischen Wandels und die außenpolitische Wende im Bezug auf Typen der Allianz oder Gegnerschaft mit dem regionalen oder internationalen Umfeld.

2- Erforschung des geostrategischen Umfelds des Gegners, d.h. Studium der strategischen Lage des Staates zu der umgebenden Region, Untersuchung des Raumes und der Herrschaftsbereiche eines Staates sowie Einfluß seiner geographischen Lage auf die Beziehung zu Frieden oder Krieg, sowohl mit den Nachbarländern, als auch auch mit dem regionalen oder internationalen Umfeld. Nicht zuletzt die Festlegung der geographischen, ethnischen und religiösen Konfliktzonen.

3- Untersuchung und Bearbeitung von Fällen der Polarisierung und Abspaltung in der Gesellschaft und Umgebung des Gegners. 

4- Erforschung und Bestimmung der technologischen Schwachheit des Gegners, egal ob auf Ebene der Infrastruktur oder in den Bereichen der Industrie, Forschung und Kommunikation.

5- Erkenntnis und Analyse, die ideologischen Widerstreite innerhalb des Systems des Gegners und Ermittlung ihrer Ursachen.

Spezialisten und Forscher auf dem Gebiet der über-traditionellen Sicherheit haben einige Muster für Bedrohungsquellen festgelegt, welche die "Hybride Sicherheit" untersuchen und analysieren; darunter 
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sind folgende Muster zu erwähnen:

1- Untersuchung der Instrumente und Mitteln, die Einfluss auf öffentliche und nicht öffentliche Informationen ausüben; d.h., ihre Sammlung, Verarbeitung und Analyse.

2- Registrierung und Analyse von Ursachen der logistischen Schwächen in heiklen staatlichen Sektoren, wie z.B. Energiesektor und strategische Warengruppen.

3- Studium der finanziellen, wirtschaftlichen und handlungsbezogenen (Mitteln der) Ausbeutung des Staates seitens bestimmter Individuuen, Unternehmen oder Länder. 

4- Bedrohungen neuer terroristischer Gruppen: Erforschung Ihrer Formen, neue Eigenschaften, Ausgangspunkten, Ideologien und Instrumente, die solchen Terrorgruppen und Milizen helfen, sich zu entwickeln und zu verbleiben.

Neben der Bestimmung voriger zu untersuchenden und analysierenden Bedrohungsquellen legen die Forscher drei zentrale Arbeitsmechanismen fest, denen das Konzept der über-traditionellen Sicherheit zugrunde liegt:

1- Erwartung des eventuellen Agierens und der Art der hybriden Bedrohung, ihrer Voraussetzungen und Elemente.

2- Detreminierung des konstanten und inkonstanten Faktors bei der hybriden Bedrohung und somit kann das variable bzw. aktive Element getrennt werden, um seine Komponente und Eigenschaften zu untersuchen und seine erwartete Einflußebenen zu analysieren.

3- Bestimmung und Formulierung möglicher Reaktionen auf erwartete Aktionen und Bedrohungen; anders gesagt, Entwicklung vollkommener Reaktionen auf eventuelle (hybride) Bedrohungen und zwar durch Erweiterung der analytischen Fähigkeiten der Agenturen auf ihrer verschiedenen Ebenen, sowie durch Verstärkung der Selbstbeurteilung bezüglich der Ursachen der Schwäche und des Mangels im bestehenden Sicherheitssystem. Ziel dieser Verfahren liegt darin, den höchsten Grad der Qualifikation (Kompetenz) und Flexibilität zu erreichen, sowie menschliche Fehlerraten beim IT-Analyseprozess zu reduzieren und Gegenstrategien zu entwickeln.

 

Kurzum: Das Feld der Sicherheitsstudien ist zu einem der wichtigsten Forschungsfelder geworden, dank der Verbreitung von traditionellen und nicht traditionellen Bedrohungen der aktuellen Konflikten sowie in den Ländern der Region als auch der ganzen Welt. Demzufolge hat sich der Rhythmusder Erforschung und Analyse sicherheitsbezogener Phänomene und Konzepte beschleunigt, welches dazu geführt hat, dass neue Auffassungen entstanden sind, wie die (hybride) über-traditionelle Sicherheit. Dies ermöglichte den Forschern auf dem Gebiet der Sicherheitsstudien, Elemente der neuen Sicherheitsbedrohungen zu untersuchen, ihre Eigenschaften festzulegen und den Grad jeder Bedrohung einzeln zu determinieren. Dies soll die Entscheidungskreise helfen, heiklen Probleme zu begegnen, welche die Struktur des Nationalstaates unmittelbar gefährden.

 


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