Herausgegeben vom CEMO Centre - Paris
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Merkel zeigte sich tief erschüttert: 39 Leichen in Lastwagen-Anhänger in England entdeckt

Mittwoch 23.Oktober.2019 - 08:13
Die Referenz
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London (Welt)  -In einem Lkw-Container im englischen Essex sind 39 Leichen entdeckt worden. Der Fahrer, ein 25-Jähriger aus Nordirland, wurde in der Nacht auf Mittwoch unter Mordverdacht festgenommen. Er befindet sich in Gewahrsam.

„Dies ist eine absolute Tragödie“, sagte die Vizepolizeichefin von Essex, Pippa Mills. Die Behörde sei gerade dabei, den Weg des Lastwagens nachzuverfolgen. Der Lkw sei am Samstag mit einer Fähre über die walisische Hafenstadt Holyhead aus Irland nach Großbritannien eingereist. Er komme wahrscheinlich aus Bulgarien. Frachtexperten bezeichneten das als ungewöhnliche Route, falls das Fahrzeug tatsächlich aus Bulgarien stammen sollte.

Die Toten wurden in der Nacht auf Mittwoch in einem weißen Container im Industriepark von Waterglade in der Kleinstadt Grays entdeckt, rund 30 Kilometer von Zentrallondon entfernt. Der Rettungsdienst sei vor Ort gewesen, hätte aber nur noch den Tod aller Personen im Laderaum feststellen können. Bei den Toten handelt es sich der Polizei zufolge um 38 Erwachsene und einen Teenager.

„Wir sind gerade dabei, die Opfer zu identifizieren. Aber ich fürchte, das könnte länger dauern“, sagte Kriminalhauptkommissar Andrew Mariner. Polizeibeamte untersuchten in weißen Schutzanzügen einen großen weißen Container auf einem roten Lkw. Das Industriegelände unweit der Themse wurde weiträumig abgesperrt.

Ob es sich um ins Land geschleuste Migranten handelt, blieb auch nach einer öffentlichen Stellungnahme der Polizei gegen Mittag weiter offen. Doch deuten viele Umstände darauf hin.

Das bulgarische Außenministerium konnte bislang nicht bestätigen, dass der rote Lkw wirklich in Bulgarien startete. „Wir prüfen die Information aus den britischen Medien und setzen uns mit den zuständigen Behörden in Verbindung“, sagte Sprecherin Tsvetana Krasteva.

Rettungskräfte hatten die Polizei gegen 2.40 Uhr (MESZ) in der Nacht zum Mittwoch informiert. Sie konnten aber niemandem mehr im Container helfen. Die Polizei sprach von einer „Tragödie“. Wer die Rettungskräfte alarmiert hatte, war zunächst nicht bekannt.

Der Fund erinnert an Fälle von Schlepperkriminalität mit dem Ziel Europa: Im Februar 2017 waren 69 Migranten in Libyen vier Tage lang in einem Container eingepfercht. 13 von ihnen kamen ums Leben, unter ihnen ein 13 Jahre altes Mädchen und ein 14-jähriger Junge. Für internationales Aufsehen sorgte eine Entdeckung im August 2015 in Österreich. 71 tote Flüchtlinge, darunter vier Kinder, wurden in einem Kühllaster aus Ungarn 50 Kilometer südlich von Wien gefunden.

Laut dem britischen Boulevard-Blatt „The Sun“ steht Großbritannien vor einer der größten Mordermittlungen in der Geschichte des Landes. Im Juni 2000 wurden die Leichen von 58 chinesischen Migranten im Frachtraum eines niederländischen Lkw in Dover entdeckt. Zwei Menschen überlebten damals die Fahrt.

Merkel zeigt sich tief erschüttert

Premierminister Boris Johnson twitterte, er sei schockiert von diesem tragischen Vorfall in Essex. Seine Gedanken gälten all jenen, die ihr Leben verloren hätten, und ihren Hinterbliebenen. Die konservative Abgeordnete für Thurrock, Jackie Doyle-Price, sprach auf Twitter von „abscheulichen Nachrichten“. Menschenhandel sei ein „widerliches und gefährliches Geschäft“. Offiziell ließ die Polizei bislang offen, in welchem Zusammenhang die Todesfälle standen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich tief erschüttert. Ihr tiefes Mitgefühl gelte den Angehörigen, versicherte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Gleichzeitig sagte er den britischen Behörden alle notwendige Unterstützung bei der Suche nach den Schuldigen und Hintermännern zu. „Unsere Entschlossenheit muss sich gegen diejenigen richten, die solche Transporte organisieren und durchführen.“
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