Amnesty wirft türkischer Armee Kriegsverbrechen in Syrien vor
Samstag 19.Oktober.2019 - 03:22
Berlin (Tagesschau) - Der von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International vorgelegte Bericht spricht eine klare Sprache: Türkische Soldaten und verbündete Milizionäre sollen bei ihrem Angriff auf die Kurdengebiete im Nordosten Syriens Kriegsverbrechen begangen haben.
Amnesty hat nach eigenen Angaben Beweise dafür gesammelt: Sie belegten "rücksichtslose Angriffe in Wohngebieten", unter anderem auf ein Wohnhaus, eine Bäckerei und eine Schule. In dem Report geht es auch um den Tod einer syrisch-kurdischen Politikerin. Amnesty-Recherchen zufolge sollen von der Türkei unterstützte syrische Rebellen sie geschlagen und erschossen haben. Angebliche Videos vom Tatort waren auch im Internet kursiert. Die Rebellen hatten die Anschuldigungen zurückgewiesen.
"Rücksichtslose Angriffe"
Erdogan dementiert nicht
Zu Berichten über Gräueltaten der mit der Türkei verbündeten syrischen Rebellen in Nordsyrien sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan auf Nachfrage von internationalen Journalisten in Istanbul: "Es gibt jetzt in Syrien welche unter der Nationalen Armee (Selbstbezeichnung von Rebellen), die solche Fehler machen. Meine Religion erlaubt so etwas nicht." Er fügte hinzu, dass das "Heer" gerade dabei sei, "sich dieser Sache anzunehmen". Man werde mittels Geheimdienstinformationen ausmachen, wer die Verantwortlichen seien.
Milizen verzeichnen die meisten Opfer
Für die USA waren die Kurdenkämpfer hingegen enge Verbündete im Kampf gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat". Zuletzt hatten die USA und die Türkei eine fünftägige Waffenruhe vereinbart.
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte vom Donnerstag sind seit Beginn des Angriffs mindestens 72 Zivilisten getötet worden. Außerdem mehr als 220 Kämpfer der von den Kurden dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) und mehr als 180 mit der Türkei verbündete Rebellen getötet worden.