Deutsch-französischer Ministerrat Merkel und Macron einigen sich auf Regeln für Waffenexporte
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron haben Leitlinien für die gemeinsame Verteidigung- und Außenpolitik besprochen und einen Kompromiss in der Streitfrage um Rüstungsexporte gefunden.
Nach langem Ringen einigten sich Berlin und Paris im Grundsatz auf gemeinsame Regeln für Verkäufe von Waffensystemen. Es gebe dazu eine "wichtige Vereinbarung", die rechtlich bindend sei, sagte Macron bei einer Pressekonferenz mit Merkel nach dem deutsch-französischen Ministerrat.
Laut einer Erklärung sollen die letzten Schritte der nun gefundenen Vereinbarung so bald wie möglich umgesetzt werden. Die Erklärung nannte keine Einzelheiten zu dem Abkommen.
Bei Gemeinschaftsprojekten gebe es laut Merkel eine sogenannte De-minimis-Regel, wenn Komponenten eines Landes in einem Rüstungsvorhaben des anderen Landes verwendet würden. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur AFP über eine mögliche Kompromisslinie berichtet: Demnach soll Deutschland Ausfuhren französischer Rüstungsgüter künftig nicht blockieren, wenn diese weniger als 20 Prozent deutsche Bauteile enthalten. Bestätigt wurde das aber nicht.
Ziel sei ein Abkommen "für eine lange Zeit", in dem es aber nicht konkret um einzelne Länder gehen werde, sagte Merkel. Sie gehe davon aus, dass auch die SPD dem neuen Abkommen zu Rüstungsexporten zustimmen werde. Es sei "durch die Außenminister ausgehandelt, daher konnte es gegen den Willen der SPD nicht ausgehandelt werden". Die Übereinkunft werde aber noch im Kabinett Thema sein und müsse dort beschlossen werden.
Scharfe Kritik am Vorgehen der Türkei
Deutschland und Frankreich verurteilten die militärischen Aktivitäten der Türkei im Norden Syriens als "inakzeptable Situation". Man wolle im Rahmen der NATO Initiativen ergreifen, um eine Lösung zu finden. Die Regierungen der beiden Länder riefen die Türkei zur Abkehr von ihrem Kurs auf. Sie erinnerten die Türkei an ihre Verpflichtungen nach internationalem Recht, einschließlich des humanitären Völkerrechts. Die Feindseligkeiten im Nordosten hätten das Potenzial, die Stabilität in der Region zu untergraben.
Kein Fortschritt für EU-Anwärter auf dem Westbalkan
Die Einigung gilt auch als zentral für zwei Großprojekte, bei dem die Regierungschefs erneut Einigkeit beteuerten: der gemeinsamen deutsch-französischen Entwicklung eines Kampfpanzers und eines neuen Kampfflugzeugs. Beide Projekte galten durch den unterschiedlichen Umgang mit Waffenexporten zuletzt als gefährdet. Merkel deutete an, möglich sei künftig eine gemeinsame Rüstungsentwicklung, für den der deutsch-französisch dominierte Flugzeugbauer Airbus als Vorbild dienen könnte.
Kooperation der Bundespolizeien, Ende des Kükentötens
Die Innenminister beider Länder einigten sich bei dem Ministerrat zudem auf eine engere Kooperation ihrer Polizeien. Die deutsche Bundespolizei und die französische Gendarmerie nationale arbeiten ab sofort in einer gemeinsamen Einsatzeinheit zusammen.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und sein französischer Amtskollege Christophe Castaner unterschrieben dazu eine Vereinbarung. Seehofer nannte die Gruppe in einer Mitteilung "ein Reservoir an Fachwissen und Kompetenz, auf die sich unsere Bevölkerung verlassen kann".
Die Einheit soll bei Katastrophen, schweren Unglücken und Großereignissen im Grenzbereich die nationalen Polizeien unterstützen. Die beiden Staaten hatten sich bereits 2017 auf die Gründung der Gruppe verständigt. Je zehn Polizisten beider Länder wurden gemeinsam dafür ausgebildet und bilden nun die erste Besetzung der Gruppe.