Erdogan droht Europa: „Wir schicken euch 3,6 Millionen Flüchtlinge“
Freitag 11.Oktober.2019 - 09:57
Berlin (Welt) - Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Europäische Union aufgefordert, die Militäroperation seines Landes in Nordsyrien nicht als Invasion zu bezeichnen. Er verband dies am Donnerstag mit der Drohung, Flüchtlingen in seinem Land den Weg nach Europa zu öffnen.
„Hey EU, wach auf! Ich sage erneut: Wenn ihr unsere Operation als Invasion darzustellen versucht, ist unsere Aufgabe einfach: Wir werden die Türen öffnen, und 3,6 Millionen Menschen werden zu euch kommen“, sagte Erdogan am Donnerstag in Ankara vor Abgeordneten seiner AKP.
Europa sei nicht ehrlich und habe noch nie die Wahrheit gesagt. Darüber hinaus wies er die internationale Kritik, die auch aus Ägypten und Saudi-Arabien kam, als unaufrichtig zurück. Die Militäroffensive, bei der nach seinen Worten bislang 109 feindliche Kämpfer getötet worden sind, solle auch zur territorialen Integrität Syriens beitragen.
Die Türkei hatte am Mittwoch eine neue Offensive gegen eine syrische Kurdenmiliz im Nordosten Syriens begonnen, nachdem die US-Streitkräfte dort das Feld geräumt hatten. Neben dem Einsatz von Bodentruppen wurden auch Luftangriffe geflogen. Die EU-Kommission und die Bundesregierung forderten den sofortigen Stopp der Offensive.
Erdogan ließ sich bisher nicht davon beeindrucken, die Türkei meldete am zweiten Tag ihrer Militäroffensive Geländegewinne. Die Truppen rückten östlich des Euphrats weiter vor, teilte das Verteidigungsministerium in Ankara am Donnerstag mit. Erdogan sagte, dabei seien „109 Terroristen“ getötet worden.
Tausende auf der Flucht
Die vorgesehenen Zielgebiete seien eingenommen worden. Dem von der Kurdenmiliz YPG angeführten Rebellenbündnis Syrische Demokratische Kräfte (SDF) zufolge kam es in mehreren Ortschaften und Städten im Grenzgebiet zu heftigen Kämpfen.Laut Augenzeugen flohen Tausende Menschen. Die kurdische Regionalverwaltung in dem Bürgerkriegsland warf der Türkei vor, auch ein Gefangenenlager beschossen zu haben, in dem IS-Kämpfer bewacht werden. Damit riskiere die Führung in Ankara den Ausbruch gefährlicher Extremisten und nehme „eine Katastrophe“ in Kauf.