LKW-Vorfall in Limburg: Behörden nennen Terror als mögliches Motiv
Mittwoch 09.Oktober.2019 - 02:16
Limburg (dpa, Reuters, ZDF) - Nach dem Lkw-Vorfall mit neun Verletzten in Limburg trauen sich die Behörden noch keine endgültige Einschätzung zu, ob es sich um einen Anschlag handelte. Gegen den 32-jährigen Syrer, der den Lkw gefahren sei, werde wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdelikts ermittelt, teilte die Generalstaatsanwaltschaft Hessen mit. Die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat dauerten noch an. "Insbesondere zum Tatmotiv können derzeit noch keine Angaben gemacht werden", teilte die Anklagebehörde mit. "Es wird in alle Richtungen ermittelt." Nach ZDF-Informationen wurde am Morgen bei einer Telefonkonferenz der zuständigen Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern das Geschehen in Limburg als Terrorakt beschrieben. Mittlerweile ist gegen den Mann versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr ein Haftbefehl erlassen worden.
"Der Fahrer des gekaperten Lkw ist weiter in Polizeigewahrsam, hat sich bislang aber wohl nicht zum Tatgeschehen geäußert", berichtet ZDF-Korrespondent Peter Wagner aus Limburg. "Er ist 32 Jahre alt, stammt aus Syrien, ist 2015 nach Deutschland eingereist und seitdem - das betonen die Behörden - zwar durch Gewalt- und Drogendelikte aufgefallen, nicht aber durch Salafismus oder Islamismus oder Terrorverdacht." Man gehe davon aus, dass er am Montag wohl zu Besuch bei Verwandten in Limburg gewesen sei, so Wagner.
Hessens Innenminister Peter Beuth erklärte, der Tathergang erinnere zwar an die Anschläge von Nizza und auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin, als Islamisten mit Lastwagen gezielt in Menschenmengen gefahren waren. Das Motiv des Mannes sei aber nach wie vor unklar: "Der tatverdächtige Syrer hat nach den derzeitigen Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden keine Verbindungen in die gewaltbereite islamistische Szene."
Der festgenommene syrische Staatsangehörige aus dem Landkreis Offenbach hatte den Lastwagen laut Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft am Montag gegen 17:18 Uhr gekapert, indem er den Fahrer gewaltsam aus der Kabine zog. Er sei dann "wenige Meter" mit dem Lkw gefahren und im Bereich einer Kreuzung ungebremst auf andere Autos aufgefahren.
Die "Frankfurter Neue Presse" hatte am Montagabend den eigentlichen Fahrer des Lasters zitiert: "Mich hat ein Mann aus meinem Lkw gezerrt." Als er vor einer roten Ampel wartete, habe der Unbekannte die Fahrertür des Lasters aufgerissen und ihn mit weit geöffneten Augen angestarrt, so der Fahrer. "Was willst Du von mir?", habe er den Mann gefragt. "Aber er hat kein Wort geredet. Ich habe ihn noch mal gefragt. Dann hat er mich aus dem Lkw gezerrt", heißt es weiter in dem Bericht. Der Zeitung zufolge soll der Mann, der bei der Kollision am Steuer saß, von Passanten erstversorgt worden sein. Dabei soll der Fahrer laut den Passanten mehrmals "Allah" gesagt haben, wie ein Reporter berichtete.
Sieben Pkw und ein Kleintransporter seien zusammengeschoben worden. Acht Insassen und der Tatverdächtige, der am Tatort festgenommen worden sei, seien leicht verletzt worden.
Im Zuge der Ermittlungen werden der Generalstaatsanwaltschaft zufolge der Lkw sowie die beteiligten Fahrzeuge derzeit kriminaltechnisch untersucht. Darüber hinaus wurden demnach bereits am Montag zwei Wohnungen im Landkreis Offenbach und im Landkreis Limburg/Weilburg durchsucht. Hierbei wurde Beweismaterial, unter anderem Mobiltelefone und USB-Sticks, sichergestellt.
"Mich hat ein Mann aus meinem Lkw gezerrt"