Herausgegeben vom CEMO Centre - Paris
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40 Prozent der überprüften Flüchtlinge gaben falsches Alter an

Mittwoch 18.September.2019 - 05:55
Die Referenz
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Berlin (N-tv) - Einige nach Deutschland kommende Flüchtlinge geben einer neuen Studie zufolge ihr Alter falsch an. Rechtsmediziner der Uniklinik Münster haben in einer bislang unveröffentlichten Studie knapp 600 Altersgutachten aus den Jahren 2007 bis 2018 ausgewertet. Demnach waren etwa 40 Prozent der Flüchtlinge, die sich bei ihrer Einreise als Minderjährige ausgegeben haben und die in Münster untersucht wurden, 18 Jahre oder älter. Das bestätigte ein Sprecher der Uni. Minderjährigen steht ein besserer Asylschutz zu als erwachsenen Flüchtlingen.

Allerdings kann die Studie keine Aussage darüber treffen, ob ein Flüchtling absichtlich falsche Angaben machte. Dass Flüchtlinge bei ihrer Einreise ihr Alter nur vage angeben, kann auch daran liegen, dass sie nie eine Geburtsurkunde oder gültige Passdokumente gehabt haben. Zugleich kennen Experten viele Fälle, in denen Schlepper die Menschen während der Flucht dazu animierten, sich als minderjährig auszugeben, um besseren Asylschutz und höhere Sozialleistungen zu erhalten.

Bei Zweifeln: Röntgenbild zur Altersbestimmung
Die Rechtsmediziner arbeiten in einem Drei-Stufen-Verfahren, wenn Gerichte oder Jugendämter Zweifel an den Altersangaben haben. Dabei weisen sie mithilfe von Röntgenbildern des Handgelenks und des Kiefers sowie einer Untersuchung des Schlüsselbeins nach, ob das 18. Lebensjahr vollendet ist oder nicht.

Laut einem Bericht von "Focus Online" handelte sich bei 92 Prozent der untersuchten Fälle um junge Männer aus Afghanistan, Guinea, Algerien und Eritrea. Die Studienautoren rechtfertigen ihren Ansatz mit den begrenzten Mitteln für Minderjährige. "Die forensische Altersdiagnostik leistet einen wichtigen Beitrag zur Rechtssicherheit in unserem Land." Sie sorge dafür, dass "geflüchtete Kinder und Jugendliche besonders geschützt werden". Hingegen könne man Erwachsene, die sich bei der Einreise nach Deutschland absichtlich jünger machten, "identifizieren und so dazu beitragen, dass die begrenzten Ressourcen für die Flüchtlingsbetreuung in Jugendhilfeeinrichtungen den tatsächlich Minderjährigen zugute kommen", zitierte das Magazin den Experten. 

Kritiker wie die Bundesärztekammer oder Flüchtlingsinitiativen beklagen das Verfahren als Eingriff in die körperliche und seelische Unversehrtheit. Die Studie wird ab Dienstag bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin in Hamburg vorgestellt.
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