Herausgegeben vom CEMO Centre - Paris
ad a b
ad ad ad

„Die Fallenden auf dem Weg der Muslimbrüder“ - Gründe des Austritts aus der Gemeinde

Freitag 29.Juni.2018 - 09:09
Die Referenz
Duaa Imam
طباعة
Seit den 40er Jahren des vegangenen Jahrhunderts (1928) erfuhr die Muslimbruderschaft das erste Abweichen von dem Weg, den ihre Gründer Hasan El-Banna (1906-1949) zeichnete. Da lehnte sich eine Gruppe von Jugendlichen heftig gegen die Politik des 'allgemeinen Führers' auf, welche sich alle Wege des Dialogs mit den Mitgliedern weigerte, und zwar mit dem Argument, der Führer sei vom Gott und Propheten unterstützt und niemand habe das Recht, solange er lebe, weder ihn zu befragen, mit ihm zu diskutieren oder Entscheidungen bezüglich Da'wa's Fragen zu treffen. Diese junge Leute haben damals eine Gemeinschaft gegründet, mit dem Namen "Mohammads Jugendliche". Diesen Fall hat die Muslimbruderschaft als "die erste Zwietracht" bezeichnet.

 

Im Laufe der 90 Jahren – Alter der Muslimbruderschaft –sind viele Mitglieder aus der Gemeinschaft ausgetreten, entweder abgespaltet, oder abgesetzt.Beide Fälle unterscheiden sich voneinander, insofern als Abspaltungen wegen Dissens um die Organisationsordnung kamen, ohne den Geist der Muslimbruderschaft aufzugeben, während Entlassung die Auflehnung gegen diesen Geist sowie seine Betrachtung als Utopie bedeutet.

 

So hat die Muslimbruderschaft ihre Schwächen misstrauisch für Stärken gehalten. Vor der Januar-Revolution 2011 war nämlich die Konzeptionder Gemeinschaft derGrund für Abspaltungen derjenigen, die davon nicht überzeugt waren, wie die Gruppe "Mohammads Jugendliche", die den Prinzip der Steigerung bei Da'wa beanstandeten; sowie die Gruppe "Alternative Richtung" unter der Führung von Dr. Ali Abdelhafiz neben anderen der Muslimbruderschaft zugehörigen Autoren, wie Anis Mansour, Nasr Hamed Abou Zeid und Salah Issa.

 

Die Uneinigkeit hinsichtlich dem Stil der Organisationsverwaltung war dagegn der Grund für die Abspaltung vom Scheikh Hasan Baquri, der vom ehemaligen Präsident Gamal Abdel-Naser (1956- 1970) für das Ministeramt für Fromme Stiftungen bestimmt wurde. Er hat den Posten angenommen, damit die Da'wa nicht beeinträchtigt wird, jedoch hat ihm die Bruderschaft angeboten, entweder das Amt abzulehnen oder von der Gemeinschaft abzudanken.Allerdings hat er zurückgetreten.

Viele außer El-Baquri haben sich für denselben Grund abgespaltet. Eine der prominentesten Persönlichkeiten darunter war Scheikh Mohammad Al-Ghazali als ein Theokratder Muslimbruderschaft, sowie die mittelmäßige Gruppe in den 90er Jahren unter der Führung von "Abou El-Ola Maddi".Dieser hat sich von der Bruderschaft abgetrennt, weil sie sich über die Gründung einer politischen Partei der Muslimbrüderuneinig waren.

 

Parallel dazu hat sich die "Salafisierung der Muslimbrüder" und der "Doppelte Treueid" dazu geführt, dass sich viele aus der Gemeinschaft augetreten haben.Denn die Bruderschaft hat sich zu einigen Führeren (Scheichen) der salafistischen Bewegung und des wissenschaftlichen Salafismus zugeneigt. Diese Zuneigung hat zur auffälligen Verbreitung der salafistischen Denkrichtung unter den Muslimbrüdern beigetragen. Danach hat sich eine andere Gruppe der Muslimbrüder die Richtung des Suffismus gegangen. Dies zeigte sich 2003 offensichtlich in der Abspaltung einer Gruppe von jungen Menschen im Nordbezirk-Kairo, nachdem sie sich zu einer sufistischen Bruderschaft bekennen haben. Damals wurde dieser Fall als den "Doppelten Treueid" auf den Murschid (allgemeinen Führer) und den Scheikh (Oberhaupt) der sufistischenBruderschaft bekannt.

 

Eine Nachrichtenquelle der Al-Margi' enthüllte, dass sich die Gründe der Abspaltung nach der Januarrevolution änderten. Die Rebellion der Jugend und ihre Auflehnung gegen das"Prinzip des Gehorchens und Gehorsams"sowie ihre Ablehnung, Entscheidungen der Verwaltung zu befolgen,stellen nämlich weitere Gründe dar fürdas Losgehen und die Befreiung von den Führungskräften der Muslimbruderschaft. Zusätzlich zu diesen Gründen zählt der Kampf um politische Machtdurch die Partei für Freiheit und Gerechtigkeit (der politische Arm der Muslimbruderschaft).

 

Die Quelle führte weiter: "Nach der Revolution haben sich bestimmte Persönlichkeiten die Wirtschaftsprojekte der Muslimbruderschaft angeeignet. Vielmehr wurden viele Projekte in staatlichen Sektoren, Gewerkschaften und privaten Institutionen auf direktem Befehl einigen Unternehmen und wirtschaftlichen Mächten betraut, die zur Bruderschaft gehören. Dies konnten einige ihrer Mitglieder nicht akzeptieren und sind deshalb ausgetreten. Darüber hinaus kommt das Erscheinen von einer dschihadistischen Richtung innerhalb der Bruderschaft, als Folge der Öffnung von neuen Lagern seit 2011 in Syrien und im Irak."

 

Es gaben auch andere Gründe, wie der Streit um Ernennungen in staatlichen Institutionen und die Durchdringung zahlreicher Institutionen durch 'Schläferzellen' sowie der Kampf um leitende Positioneninnerhalb der Gemeinschaft, wie z.B. die Führung der Verwaltungsbüros und großer Sektoren sowie die Führung von Senaten verschiedener Provinzen. Auf diese Weise entstanden parallele parteiliche Wesen aus abgespalteten Kräften, die sich jedoch den Geist der Muslimbrüder beibehielten und somit eine Fortsetzung der Konzeption der Muslimbruderschaft darstellten.

 

Es wurde eben darauf hingewiesen, dass sich die Muslimbrüder nach der 30-Junirevolution und dem Sturz der Präsident Mursi (2012-2013) selbst verändert haben.Das Versagen der Bruderschaft habe sich nun bestätigt. Es kam heraus, dass sie sich um eigene Interessen bemühte. Viele Raubfälle und Skandalen unter den Mitgliedern der Organisationwurden entlarvt. Außerdem dehnte sich die Richtung nach Takfir (Erklärung zu Ungläubigen) und die Bildung von militanten Gruppenaus.

Einige Personen müssten sogar ihre Mitgliedschaftfreiwillig kündigen, weil sie Angst vor Drangsalierungen seitens der Sicherheitspolizei haben, vor allem angesichts des bestehenden Kampfs unter den internen Fraktionen der Bruderschaft. Sie sei zudem in militanten Bekämpfungen mit dem Militär und der Polizei involviert und habe eine Miliz mit dem Namen der Muslimbrüder gebildet, wie "die revolutionäre Strafe und Helwan-Kampfgruppen u.a.". Hinzu käme die Flucht vieler Führungskräfte nach Libyen, Sudan, Irak und Syrien sowie ihr Beitritt zur SISI-und Qaida-Organisation.

 

Den Nachrichtenquellen zufolge wurde die Bruderschaft nach der Januarrevolution auf diese Fälle aufmerksam und habe sich mehrere Entscheidungen getroffen. Als erstes war die Bildung der Kommission "Zusammenführung", die auf abgespaltete Mitglieder zielte, mit denen die Bruderschaft nicht in offene Konfrontation kam, wie die Jugendlichen – weit weg von den wirkenden Führungskräften, die das Bild der Muslimbruderschaft in den öffentlichen Medienentstellt haben.

 

Ebenso wurde die Kommission "die Zurückkehrenden"zusammengesetzt, die in erster Linie auf die abgespalteten Glieder gerichtet war. Da wurde das Projekt "Muslimbrüder kurz vor der Ermächtigung"vorgeschlagen, das die zugeschlossene Infrastruktur der Bruderschaft beinhaltet und diesen Mitgliedern Vorrechte innerhalb der Bruderschaft und der Partei schenkte, besonders was die führenden Positionen angeht. Die Infrastruktur der Bruderschaft wurde abgeschaffen, für 5 Jahre lang setzte das Mitgliedvon einem Zugehörigen zu einem Mitarbeiter herab.

 

Historiker und Theokraten der Muslimbruderschaft haben alle Abgespaltete als "" beschrieben. Fathi Yakan, der Generalsekretär des islamischen Aktivismus - der libanesische Ableger der Bruderschaft -, hat sein Buch "Die Fallenden auf dem Weg der Da'wa" verfasst, in dem er es darlegte, dass diejenigen, die sich von der Bruderschaft abgetrennt haben, keine organisatorische Restriktionen ertragen und dass sie zum Chaos neigen und deshalb treten sie aus der Bruderschaft aus.

 

Er sagte weiter: "Es gibt Personen, die von der Gemeinschaft unter bestimmten Umständen angezogen werden; später stellt sich heraus, dass sie sich an diese Politik des Gehorschens und Gehorsams nicht anpassen können. Unter diesen sind welche, die organisatorische Begrenzungen nicht aushalten können. Sobald der eine von ihnen sich gefesselt fühlt, versucht er mit allen Mitteln, sich von diesen Restriktionen zu befreien. Andere weigern es aber, sich total im kollektiven Wesen zu untergehen; sie bemühen sich, ihre Eigenständigkeit zu bewahren. Wenn sie den Untergang ihrer Charaktere spüren, wenden sie den Rücken zur Flucht hinter einen dichten Vorhang von Ausreden und Rechtfertigungen.

 

Die unvollständigUnterwerfung und die Auflehnung gegen Gehorsam und Gehorchen galten für Yakan als laute Sünden. Er führtdie Ursachender Abspaltung auf Faktoren zurück, die einerseits die Person des Muslimbrüders und andererseits die Bruderschaft selbst betrifft. Unter den Faktoren, diedas Individuum betreffen, sind folgende zu erwähnen: Arroganz,Geltungssucht, Eifersucht, Nachsicht, Rechtfertigung bzw. die Nachsuchung um Erlaubnis, Radikalität, die Sorge um sich selbst und schließlich die unaufrichtige Natur der betreffenden Person

 

Die Faktoren aber, die sich auf die Gemeinschaft beziehen, sind viele: schwache Ausbildung, unangemessene und mangelhafte Positionierung der Personen (in der Bruderschaft) sowie die Vernachlässigung ihrer Beobachtung. Hinzu kommen noch außenseitige Faktoren, die er in Strapazen der Krisen, der Familie und Verwandten sowie Strapazen der entgegengesetzten Richtungen zusammenfasste. 

 

Tarek Abul-Sa'd, Forscher auf dem Gebiet der islamischen Gemeinschaften (von der Bruderschaft entlassen), behandelt den Begriff "Abspaltung" mit Vorbehalt. Er bestätigt, dass die Muslimbruderschaft keine Abtrennungen zur Zeit des Urgründers erfuhr, außer der Gruppe "Muhammads Jugendliche". Die übrigen sind hingegen entwederabgesetzt oder einzeln gekündigt, auch wenn sie in Gruppen wären; also der Grund ist derselbe.

 

Aboul-Sa'd führt in seinem Interview mit Al-Margi'weiter, dass viele von diesen Personen – sowohl von den Abgespalteten als auch von den Abgesetzten – damals zu keinen anderen Parteien oder Gemeinschaften beigetreten haben. Vielmehr sind neulich einige von ihnen zur Bruderschaft zurückgekehrt. Er bekräftigt, dass die Muslimbruderschaft jede Person diskreditiere, die sich aus der Bruderschaft austritt oder die sich mit ihnen über die Verwaltungspolitik und Denkweise uneinig ist. 

 

1

 

"