Pep Guardiola ehrt Sea-Watch-Kapitänin: „Wir brauchen offene Häfen“
Mittwoch 11.September.2019 - 03:11
Barcelona (Welt) - Die deutsche Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete wurde am Dienstagabend in Barcelona mit der Ehrenmedaille des katalanischen Regionalparlaments geehrt. Ausgezeichnet wurde auch der Gründer der spanischen Hilfsorganisation Proactiva Open Arms, Oscar Camps. Überreicht wurden die Ehrenmedaillen vom katalanischen Parlamentspräsidenten Roger Torrent, die Laudatio hielt Fußballtrainer Pep Guardiola.
Die 31-Jährige wurde zwar nach wenigen Tagen freigelassen, das Verfahren gegen sie läuft aber noch. Die italienische Staatsanwaltschaft wirft Rackete Beihilfe zur illegalen Einwanderung sowie das Eindringen in italienische Hoheitsgewässer vor. Rackete sagte bei der Preisverleihung in Barcelona, sie mache sich wegen des Verfahrens in Italien keine Sorgen, weil ihr Vorgehen gerechtfertigt gewesen sei.
Nachdem er eine Minute Katalanisch gesprochen hatte, wechselte Guardiola, der frühere Trainer des FC Bayern München, für ein paar Sätze auf Deutsch und sagte: „Danke dir, Kapitänin, dass du uns so viel Bedeutendes und Fundamentales gezeigt hast. Besonders, dass die Solidarität, die Tugend und die Stärke eines jeden Landes sein soll: Wir brauchen offene Häfen. Wenn diese Häfen noch geschlossen sind, müssen wir sie öffnen, um Humanität in jedem Land zu verankern. Denn wir wollen nicht, wie du so treffend gesagt hast, dass sich die Vergangenheit in der Zukunft wiederholt.“ Danach sprach der 48-Jährige auf Katalanisch weiter.
„Eins möchte ich klar sagen: Medaillen und Worte werden nicht ausreichen“, erklärte Rackete und forderte „konkrete Akte der Solidarität“. Sie war Ende Juni in Italien festgenommen worden, nachdem sie ihr Schiff „Sea-Watch 3“ mit 40 Flüchtlingen an Bord in den Hafen von Lampedusa gesteuert hatte, obwohl Italiens damaliger Innenminister Matteo Salvini von der rechtsextremen Lega-Partei das Anlegen von Rettungsschiffen in italienischen Häfen verboten hatte.
Rackete begründete ihr Vorgehen damals mit der verzweifelten Lage der Menschen an Bord, nachdem sich über zwei Wochen lang kein Hafen zur Aufnahme der „Sea-Watch 3“ bereit erklärt hatte.