Erdogan und Putin planen großen Waffendeal und riskiert den Zorn der USA
Freitag 30.August.2019 - 01:53
Berlin (Focus) - In der Türkei sind weitere Komponenten des umstrittenen russischen Raketenabwehrsystems S-400 angekommen. Bis alle Teile da sind, soll es etwa einen Monat dauern. Die türkischen Streitkräfte sollen nun von Anfang September an im Umgang mit den S-400 geschult werden. Die Ausbildung soll bis Anfang kommenden Jahres dauern. Die S-400 ist ein mobiles Luftabwehrsystem, das Flugzeuge, Geschosse und andere Objekte aus dem Himmel schießen kann.
Bloomberg wollte nicht ausschließen, dass es sich bei der Annäherung zwischen Putin und Erdogan nur um einen Bluff handelt, damit die USA womöglich ihre harte Haltung ändern und die Türkei wieder ins F-35-Programm aufnehmen.
Die erste Batterie war von Mitte Juli an in mehreren Transportflügen aus Russland auf einer Luftwaffenbasis in Ankara angekommen. Das hatte schwere Spannungen mit den USA ausgelöst. Die US-Regierung betrachtet den Einsatz russischer Militärtechnologie im Nato-Luftraum als Gefahr - vor allem für den neuen US-Tarnkappenjet F-35. Die Türkei sollte selbst viele F-35 bekommen und war auch am Bau beteiligt. Nach den ersten Lieferungen suspendierten die USA die Türkei vom F-35-Programm. Andere vom US-Kongress und Pentagon angedrohte Sanktionen blieben aber zunächst aus.
Russische Kampfjets für die Türkei?
Das Milliardengeschäft mit Russland und die angespannten Beziehungen mit den USA haben die Sorge ausgelöst, dass die Türkei sich vom Westen abwenden könnte. Jüngste Bemerkungen von Präsident Recep Tayyip Erdogan schüren diese Ängste weiter. Offenbar liebäugelt er mit dem Kauf russischer Kampfflugzeuge. Bei seiner Reise nach Moskau besuchte Erdogan zusammen mit Russlands Wladimir Putin eine Luftfahrtshow. Dabei bot Putin laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg Erdogan den Tarnkappen-Jet Su-57 an. „Sie können ihn kaufen“, habe er lächelnd zum türkischen Präsidenten gesagt, schreibt Bloomberg. Gegenüber Reportern habe Erdogan später auf die Frage, ob der Jet einen Alternative zur F-35 sein könnte, gesagt: „Warum nicht? Wir sind schließlich nicht umsonst nach Moskau gekommen.“ Später sei es zu ersten Gespräche zwischen russischen und türkischen Militärexperten gekommen, bei denen es um einen möglichen Verkauf und eine gemeinsame Produktion von Kampfflugzeugen gegangen sei.
Sanktionen der USA sind nicht vom Tisch
Erdogan würde in diesem Fall ein gefährliches Spiel spielen. Denn noch immer liegen US-Sanktionen wegen des Kauf des S-400-Systems in der Luft. Mit seinen Provokationen riskiert Erdogan, dass US-Präsident Donald Trump seine Haltung noch einmal überdenken könnte. Bisher hat er die Türkei vor Sanktionen bewahrt und Verständnis dafür geäußert, dass Erdogan das Raketensystem in Russland eingekauft hat. Doch vor wenigen Tagen forderten Mitglieder des U.S. House Foreign Affaire Commitee Trump auf, doch noch Strafmaßnahmen gegen die Türkei zu verhängen.