Spanien bietet „Open Arms“ Hafen an – Verzweifelte Migranten springen ins Meer
Berlin (Welt) - Nach
zweieinhalb Wochen auf See hat Spanien dem Rettungsschiff „Open Arms“ offiziell
Algeciras in Andalusien als sicheren Hafen angeboten. „Ich habe veranlasst,
dass der Hafen von Algeciras für den Empfang der #OpenArms aktiviert werden
soll“, twitterte der
sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez am Sonntag. „Spanien handelt
immer in humanitären Notfällen.“ Es brauche eine europäische, geordnete und
solidarische Lösung.
Nachdem 27 unbegleitete
Minderjährige am Samstag auf der italienischen Insel Lampedusa von Bord
durften, harren noch 107 Migranten auf dem Schiff der spanischen NGO Proactiva
Open Arms aus. „Die unfassbare Reaktion der italienischen Behörden und
insbesondere des Innenministers Matteo Salvini, alle Häfen zu schließen“, habe
Spanien zu diesem Schritt veranlasst, zitierte die Zeitung „El País“ aus einer
Mitteilung der Regierung.
Die NGO aber lehnt mit Verweis
auf die Situation an Bord das Angebot ab, berichtet die Nachrichtenagentur
Reuters mit Berufung auf die Sprecherin von „Open Arms“. „Man will, dass wir
950 Meilen fahren, fünf Tage lang nach Algeciras, dem am weitesten entfernten
Hafen im Mittelmeer, mit einer unhaltbaren Situation an Bord?“, fragte der
Gründer der Hilfsorganisation Proactiva Open Arms, Oscar Camps, am Sonntag auf
Twitter.
Zuvor hatte er ein Video
gepostet, dass mehrere Migranten zeigt, die von Bord gesprungen waren. „Wir
haben seit Tagen davor gewarnt, die Verzweiflung hat Grenzen. Sie springen ins
Wasser und Helfer versuchen, sie aufzuhalten“, schrieb er dazu.
Augenzeugen zufolge war die
Situation an Bord zuletzt immer angespannter geworden. Einige Migranten hatten
demnach bereits damit gedroht, Selbstmord zu begehen oder über Bord zu
springen.
Ein Teil der Flüchtlinge harrt bereits seit
zwei Wochen auf dem kleinen Rettungsschiff aus. „Open Arms“-Kapitän Marc Reig
hatte die Lage an Bord am Freitag als „explosiv“ beschrieben. „Alle sind
psychologisch am Ende, die Situation ist untragbar geworden“, sagte er dem
spanischen Fernsehsender TVE.
Der spanische Fernsehsender
RTVE zeigte am Samstag Bilder erschöpfter und aufgebrachter Migranten, die Land
sehen, dieses aber nicht betreten dürfen. „Warum? Warum?“, rief ein Mann immer
wieder. Kapitän Reig versuchte, ihn und andere resignierte Migranten zu
beruhigen.
„Die Menschen verlieren die
Geduld und sind sehr nervös“, sagte eine Reporterin an Bord. Es sei schwer zu
ertragen, die nur 800 Meter entfernte Insel nicht betreten zu dürfen.