Der Neustart der SPD könnte das Ende der Groko sein
Berlin (Dpa) – Die Oberbürgermeisterin
von Flensburg und das Stadtoberhaupt von Bautzen bilden eines von mehreren
Teams, die sich um die Nachfolge der zurückgetretenen Parteichefin Andrea
Nahles bewerben. Zudem gibt es Einzelkandidaten. „Der Ausstieg aus der
Koalition sollte mit der Halbzeitbilanz geschehen”, sagte Lange. „Die Koalition
mit der CDU 2017 war nicht notwendig”, so Ahrens. Eine weitere große Koalition
werde es nicht geben.
„Die SPD hat das Potenzial,
wieder 40 Prozent der Wähler zu gewinnen”, sagte Lange. Doch das sei ein
Langstreckenlauf. Die Partei müsse das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen.
„Dazu braucht die SPD eine Führung, die Halt gibt, auf die sich die Menschen
verlassen können”, sagte Ahrens.
Die Partei rede seit Jahrzehnten
von Erneuerung, doch nichts habe sich an den Strukturen verändert, sagte Lange.
Sie plädierte unter anderem für eine Verkleinerung des Bundesvorstandes von
derzeit 50 auf 30 bis 40 Mitglieder. „Wir brauchen eine arbeitsfähige Größe”,
sagte sie. Zudem solle der Bundesvorstand transparenter werden und sich auch in
der Fläche zeigen.
„Ich hätte nicht gedacht, dass
ich jetzt schon wieder als Kandidatin dastehe”, sagte Lange. Die
Kommunalpolitikerin war im April 2018 bei der Wahl zwar Andrea Nahles
unterlegen, hatte mit 27,6 Prozent der Stimmen aber einen überraschenden
Achtungserfolg erzielt. Sie fühle sich bestärkt durch das Ergebnis ihrer
Kandidatur des vergangenen Jahres und sehe sich nicht in einer Außenseiterrolle.
Die Bewerbungsfrist bei der SPD
läuft noch bis 1. September. An diesem Tag muss die Partei zugleich herbe
Verluste bei den Wahlen in Brandenburg und Sachsen fürchten. Die neue
SPD-Spitze soll dann in einer Mitgliederbefragung bestimmt und auf einem
Parteitag Anfang Dezember gewählt werden.
Ihre Bewerbung angekündigt haben
neben den Duos Gesine Schwan/Ralf Stegner, Lange/Ahrens, Boris Pistorius/Petra
Köpping auch Europa-Staatsminister Michael Roth und die ehemalige
nordrhein-westfälische Familienministerin Christina Kampmann sowie die
Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach und Nina Scheer. Zudem wollen sich der
Vizepräsident des SPD-Wirtschaftsforums, Robert Maier, und der frühere
Bundestagsabgeordnete Hans Wallow als Einzelkandidaten bewerben. Wie es in
Parteikreisen hieß, ist inzwischen auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz zu
einer Bewerbung um den SPD-Vorsitz bereit, nachdem er das Amt zuvor aus
zeitlichen Gründen abgelehnt hatte.
Scholz wich beim Tag der offenen
Tür der Bundesregierung in Berlin am Samstag Fragen danach aus, ob er sich
offiziell um den SPD-Vorsitz bewerben werde. „Es gehört zur Demokratie dazu,
dass man sich auch mit Freundinnen und Freunden gut bespricht und dann was
sagt, wenn was zu sagen ist”, sagte er bei einem Bürgerdialog seines
Bundesfinanzministeriums auf die Frage, ob er bereits in Kontakt mit einer
Genossin sei, mit der er sich den SPD-Vorsitz gerne teilen würde.
Wie es in Parteikreisen heißt,
sondiert Scholz derzeit im Hintergrund das Feld und sucht eine Partnerin, mit
der er als Doppelspitze antreten kann. Scholz vermied es am Samstag, seine
Überlegungen zu bestätigen. Auf die Frage, ob es sich bei entsprechenden
Meldungen denn um Enten handle, sagte er allerdings: „Das habe ich nicht
behauptet, nein.”