Türkei: Erdogan zeigt Profiboxer wegen Mordversuchs an
Dienstag 13.August.2019 - 08:31
Nürnberg (Merkur) - Kleine Ursache, große Wirkung: In einem Musikvideo schubst Profiboxer Ünsal Arik eine Pappfigur um, die den türkischen Staatspräsidenten Erdogan darstellt. Für den Song, den Arik bereits 2017 auf Youtube hochgeladen hat, ist die Türkei bereits mehrfach gegen ihn vorgegangen - unter anderem mit einer Klage wegen „Bedrohung des Staatspräsidenten“.
Jetzt wird dem 38-Jährigen sogar versuchter Mord vorgeworfen. Das berichtet die Bild-Zeitung. Nicht nur die neue Schärfe der Anklage lässt staunen - auch der Kläger. Denn es ist der türkische Staatspräsident, Recep Tayyip Erdoğan, der klagt.
Aufgrund von in der Türkei laufender Verfahren gegen ihn kann der Profiboxer mit der doppelten Staatsbürgerschaft und dem Faible für scharfzüngige Kommentare nicht mehr in die Heimat seiner Eltern einreisen. „Ben seni yok edecegim“ (deutsch: „Ich werde Dich zerstören“) heißt der Song, mit dem er nun bereits seit zwei Jahren Ärger auf sich zieht. Arik äußert sich immer wieder kritisch zum türkischen Staatsoberhaupt Erdogan. Unter anderem auch im „Neo Magazin Royale“ bei Jan Böhmermann, wie Merkur.de* berichtete.
Ünsal Arik hatte mit 27 Jahren als Amateur beim Boxclub „Boxfit“ in Regensburg begonnen. 2012 und 2015 konnte er sich den IBF-Europameistertitel holen. Am 16. November will er in Bergheim (NRW) um einen Weltmeister-Titel kämpfen. Privat ist Arik sozial engagiert. Seit 2015 ist er offizieller Botschafter der Stiftung Kinderherz. Mit Kritik an Erdogan tritt Arik seit 2013 immer wieder in die Öffentlichkeit.
Wegen des Vorwurfs der „Bedrohung des Staatspräsidenten“ drohen dem rappenden Boxer bis zu 15 Jahre Haft in der Türkei. Arik, der in Nürnberg lebt, möchte sich laut Bild gerne öffentlich verteidigen. Doch seine Anwältin in der Türkei rät ihm laut Bild-Bericht davon ab und kritisiert das Vorgehen der türkischen Justiz: „Allein schon, dass tatsächlich wegen einem Musiklied Anklage erhoben wird, zeigt doch, wie groß die Furcht der türkischen Justiz vor Ünsal ist. Er hat viele Fans, auch in der Türkei. Die Regierung will ihn einschüchtern, am liebsten mundtot machen.“