USA drohen Deutschland erneut mit Truppenabzug
Sonntag 11.August.2019 - 12:56
Berlin (Faz) - Kurz vor den geplanten Europa-Reisen des amerikanischen Präsidenten Donald Trump verschärfen die Vereinigten Staaten ihre Drohungen mit einem Teilabzug ihrer Truppen aus Deutschland. „Es ist wirklich beleidigend zu erwarten, dass der amerikanische Steuerzahler weiter mehr als 50.000 Amerikaner in Deutschland bezahlt, aber die Deutschen ihren Handelsüberschuss für heimische Zwecke verwenden“, sagte der amerikanische Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, der Deutschen Presse-Agentur.
Grenell pflichtete den beiden bei. „Präsident Trump hat Recht und Georgette Mosbacher hat Recht“, sagte er. „Zahlreiche Präsidenten haben die größte Volkswirtschaft Europas gebeten, für ihre eigene Verteidigung zu zahlen. Das ist eine Bitte, die sich über viele Jahre und viele Regierungen hingezogen hat.“ Nun sei man an dem Punkt angelangt, an dem die Amerikaner und ihr Präsident reagieren müssten.
Zuvor hatte die amerikanische Botschafterin in Polen, Georgette Mosbacher, getwittert: „Polen erfüllt seine Zahlungsverpflichtung von zwei Prozent des BIP gegenüber der Nato. Deutschland tut das nicht. Wir würden es begrüßen, wenn die amerikanischen Truppen in Deutschland nach Polen kämen.“ Trump hatte eine Truppenverlegung von Deutschland nach Polen bereits im Juni bei einem Besuch des polnischen Präsidenten Andrzej Duda in Washington ins Spiel gebracht.
Deutschland ist das Land, in dem die meisten amerikanischen Truppen in Europa stationiert sind: insgesamt 35.000 Soldaten. Hinzu kommen 17.000 amerikanische und 12.000 deutsche Zivilisten, die von den amerikanischen Truppen beschäftigt werden. Bei den Verteidigungsausgaben mit angestrebten 1,36 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im laufenden Jahr liegt Deutschland aber weit unter dem Nato-Ziel von zwei Prozent und wird dafür von Trump regelmäßig scharf kritisiert.
Der amerikanische Präsident reist am 24. August zunächst zum G7-Gipfel ins französische Biarritz, wo er auf Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) treffen wird. Vom 31. August bis zum 3. September besucht er dann Dänemark und Polen. Am 1. September nimmt er in Warschau zusammen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an dem Gedenken zum 80. Jahrestag des deutschen Angriffs auf Polen teil. Mit dem Angriff begann der Zweite Weltkrieg.