Herausgegeben vom CEMO Centre - Paris
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Agenten aus der Direktion für Innere Sicherheit zeigen ihre Frustration über die richterliche Lockerheit gegenüber Dshihadisten

Donnerstag 08.August.2019 - 05:03
Die Referenz
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Das Buch vom Journalisten Alex Jordanov Die Direktion für Innere Sicherheit und die Schattenkriege. Eine Reise ins Herz der französischen Geheimdienste " ( veröffentlicht im April 2019) gilt als ein außergewöhnliches Dokument. Der Autor führte Dutzende von Interviews mit den Beamten der Generaldirektion für Innere Sicherheit, die damit beauftragt waren, in die Reihen radikaler Islamisten einzudringen.

Auszug aus den Seiten 199 und 200: 

Alex Jordanov: Wir können das Schlimmste befürchten nach der Entscheidung der Regierung, im Jahr 2019, 500 Dschihadisten aus Syrien abzuschieben und nach Frankreich zurückzuschicken, auch wenn die Sanktionen, die auf sie warten, etwas schwerer sind als die der verurteilten in Frankreich...

Agent 1: Macron ergreift immer die Flucht wenn es um Fragen des Islam geht. Diese 200 oder 300 jungen Menschen werden zu Stars in Gefängnissen. Sie haben viel Erfahrung. Da das Gefängnis ein Brutkasten für Extremismus ist, bedeutet ihre Rückkehr eine Stärkung des Islamismus in Frankreich mit einer Überdosis Vitamine.

Die Regierungsmitglieder verteidigen die Entscheidung im Fernsehen. Justizministerin Nicole Bellobet sprach über Frauen und Kinder. Marc Vesno rechtfertigte diesen Beschluss damit, dass diese Dschihadisten unter Beobachtung gestellt werden müssen. Innenminister Christophe Castaner versprach schließlich, sie "vor Gericht zu stellen, sobald sie aus dem Flugzeug aussteigen...Präsident Macron hat sich angesichts der öffentlichen Wut am Vorabend der Europawahlen zurückgezogen und offen erklärt, dass es immer noch keinen Plan für eine Rückkehr der Dschihadisten gibt.

Agent 2: Die Regierung spricht davon, dass diese Dschihadisten vor Gericht gestellt werden, aber mit welchem Prozess? Ist es ein Prozess ähnlich dem von Larossi Aballa und allen anderen... Aballa wurde vorsorglich entlassen und hat die Familie eines seiner Freunde vor den Augen eines dreijährigen Sohnes getötet. Dasselbe geschah mit Coulibaly. Er erhielt eine vorsorgliche Entlassungund griff ein Geschäft in Paris an. Das passiert mit allen Dschihadisten. Der Mörder des Priesters wurde trotz dem Einwand des Staatsanwalts freigelassen. Sogar Mehdi Nemoch war ein netter Sportler und wurde in mehreren Fällen zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, aber er kam aus dem Gefängnis, nachdem er radikal geworden war. Im Jahr 2012 verbrachte er zwei Jahre als ISIS-Häftling in Syrien, ging dann auf Asien-Tour und kehrte im Frühjahr 2014 nach Europa zurück. Zwei Monate später griff er das Jüdische Museum in Brüssel an. Glaubst du, dass diese Rückkehrer alle nette Leute sein werden, die in den Häusern der Emiren des Terrors den Haushalt geführt haben? Gibt es keinen einzigen Diplomaten in Frankreich, der bereit ist, mit Baschar al-Assad zu verhandeln, um diese Dschihadisten in Syrien vor Gericht zu führen und sie in dem Land zu verurteilen, in dem sie ihre Verbrechen begangen haben, selbst wenn es bei diesen Verbrechen um die Beteiligung in einen terroristischen Akt handeln sollten? Ist der IS nicht eine Terrorgruppe? Der Irak hat beschlossen, diejenigen, die Verbrechen begangen haben, auf seinem Boden zu belassen.

Zusätzliche Anmerkungen 

Larossi Aballa ist bekannt für viele Verbrechen wie Diebstahl und Gewalt. 2013 wurde er zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, darunter sechs Monate auf Bewährung wegen "Beteiligung an terroristischen Handlungen". Im Jahr 2011 luden ihn die Terror-Ermittlungsrichter Mark Trevedekund Natalie Hawkes zusammen mit sieben anderen Personen aus den Pariser Vororten vor und beschuldigten ihn, Mitglieder zu rekrutieren und sie physisch auf den Dschihad im pakistanisch-afghanischen Stammesgebiet vorzubereiten. Zwischen dem 5. Dezember 2010 und dem 26. Februar 2011 trafen sich die acht Männer regelmäßig am Wochenende, um in den Gärten der Seine-Saint-Denis und Argenteuil in der Region Ile-de-France zu trainieren.

Jawad bin Daoud war bei dem IS für die Unterbringung von  Mitgliedern der Organisation zuständig. Im Februar 2018 wurde er vom 16. Departement des Pariser Hauptgerichts entlassen. Der Mann war in dschihadistischen Foren aktiv und hatte die Möglichkeit, Terroristen nahe zu kommen, als er 2008 wegen Mordes ins Gefängnis kam. Zwischen 2012 und 2013 traf er im Gefängnis von Val de Reuil auf Qassi Aarab,  derwegen Verbindungen zu terroristischen Handlungen zu neun Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Aarab war ein Helfer vom Anführer der Zelle Ansar al-Fatah in der Provinz Tarab, Safi Berrada. Diese Zelle wurde 2005 zum ersten Mal aufgelöst und plante Anschläge auf die Pariser U-Bahn. Alex Jordanov sagt: "Im Gefängnis von Val de Reuil sympathisierte Ben Daoud auch mit zwei anderen dschihadistischen Verbrechern, das sind Monji R. und  Djaweed L." Ein Jahr vor dem Polizeieinsatz in Saint-Denis entdeckten die Geheimdienst-Apparate eine Gruppe ehemaliger Häftlinge auf Facebook, die den Terrorismus verherrlichen und Videos von dschihadistischenAusbildungen irgendwo im Nahen Osten posten. Unter den Mitgliedern dieser Gruppe war Jawad bin Daoud. (Seite 194). Doch Richterin Isabel Prevost Desprez sprach bin Daoud frei und ließ ihnIm Juni 2018 frei. 

Daoud postete in den sozialen Medien Videos von ihm, in denen er mit dem Leibwächter von Emmanuel und Brigitte Macron Play-Station spielte. Das ist surreal.

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